Meinung Hanni und Nanni wollen nicht über Trennung reden

Als NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) und ihre Stellvertreterin Sylvia Löhrmann (Grüne) 2010 den zweiten Anlauf zu einem rot-grünen Regierungsbündnis in NRW nahmen, sahen sich die beiden Spitzenpolitikerinnen schnell als „Hanni und Nanni der deutschen Politik“ dargestellt.

Ulli Tückmantel.

Das war abschätzig gemeint, aber unterschätzt zu werden (und anschließend zu siegen) war das in Wahrheit gar nicht so gleiche Duo bereits gewöhnt. Anders als das erste rot-grüne NRW-Duo Wolfgang Clement und Bärbel Höhn, ließen die beiden vermeintlichen Polit-Zwillinge Kraft und Löhrmann es in den sechs Jahren ihrer Koalition nie offen krachen. Und so vermieden sie auch am Wochenende auf ihren Landesparteitagen in Bochum und Oberhausen auf der Bühne auszusprechen, was längst unübersehbar geworden ist: Hanni und Nanni haben sich getrennt.

Kraft widerspricht ihren SPD-Ministern für Business, Bares und Beton nicht, wenn die zu dritt gegen eine „durchgrünte“ Gesellschaft stänkern. Oder wenn die Minister für Gesetze und Gendarme die türkisch-islamischen Gesprächspartner Löhrmanns aus Projekten werfen und vom Verfassungsschutz überprüfen lassen. Und Hannelore Kraft selbst steht auch nicht von Löhrmanns Rundem Tisch zur Schulzeit-Dauer (G8 oder G9) auf. Sie kündigt stattdessen eine Behandlung der „Geburtsfehler“ des brüchigen Schulfriedens an; viel eleganter kann man grundsätzliche politische Kampfansagen kaum aussprechen. Und währenddessen betonen, dass man natürlich gern mit Nanni weiterregieren würde.

Dass Löhrmann am Wochenende für die Fortsetzung des operettenhaften, immer gequälteren Lächelns von der eigenen Basis abgestraft wurde (80,6 Prozent sind für eine Spitzenkandidatin ja eher eine Bewährungsstrafe als echte Zustimmung), war vorherzusehen. Dass die Schulministerin in Oberhausen das von ihr selbst angerichtete schulpolitische Chaos verkniffen verschwieg und sich stattdessen an SPD-Verkehrsminister Mike Groschek abarbeitete, spricht Bände darüber, welcher Teil des getrennten Duos Kraft/Löhrmann sich schwerer mit dem Ende der „Hanni und Nanni“-Politik tut.

Denn die Grünen haben 2017 in einem Landtag mit fünf oder sechs Parteien derzeit keine naheliegende Machtoption mehr. In der rot-grünen Koalition geht der Wahlkampf daher jetzt nach innen los.