Orange gegen Geschschlechtergewalt Aktionstage gegen Gewalt an Frauen
Neuss · Vier Bänke in knalligem Orange stechen ins Auge und sollen die Neusser auf das Thema Geschlechtergewalt aufmerksam machen. Gestartet wurde mit einer Fotoaktion.
Die Farbe Orange dominierte zum Auftakt der Neusser Orange Days im Zeughaus am vergangenen Freitagnachmittag. Platz nehmen und „Flagge zeigen“ war die Devise. Mit einer Fotoaktion startet die Neusser Kooperation in die Aktionstage, die auf Gewalt an Frauen aufmerksam machen und sensibilisieren soll.
Der „Orange Day“ ist der internationale Tag gegen Gewalt an Frauen. Um gemeinsam ein starkes Signal setzen zu können, kooperieren die Frauenberatungsstelle Neuss Frauen helfen Frauen, der Sozialdienst katholischer Frauen, Soroptimist International Neuss und die Stadt. Gemeinsam wollen sie mit der Signalfarbe Aufmerksamkeit generieren für ein Thema, das bedrückt.
Gewalt an Frauen in ihren verschiedenen Facetten ist auch in Neuss alltäglich. Dass es Aufgabe der Gesellschaft ist, sich schützend vor die Opfer zu stellen, machte Bürgermeister Reiner Breuer in seinem Grußwort klar. Zahlreiche Vertreter der Neusser Politik und der Wohlfahrtsverbände unterstrichen mit ihrer Anwesenheit, dass das Thema für Neuss wichtig ist und sichtbar gemacht werden soll. „Es gibt keine Rechtfertigung für solche Taten“, erklärte Breuer. Er lobte die engagierte Arbeit der Frauenberatungsstelle und das Angebot des Frauenhauses als Anlaufstelle und versprach sich das kommende Jahr etwas Orangenes zuzulegen.
Erst vor einigen Tagen wurde erstmals ein Lagebild veröffentlicht, das ein umfassendes Bild geschlechtsspezifischer Gewalt gegen Frauen zulässt. Das Bild ist eher düster. Fast jeden Tag ereignet sich ein Femizid in Deutschland. In fast allen Bereichen lassen sich Steigerungen der Fallzahlen ablesen. Vor allem im Bereich der digitalen Gewalt ist die Zahl der gemeldeten Fälle um rund 25 Prozent gestiegen. Das Thema stand dann auch im Mittelpunkt des Impulsvortrags des Tages. Marlene Caspers arbeitet im Projekt Digitale Gewalt der Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt in Leverkusen und referierte über ihre Arbeit und die verschiedenen Formen digitaler Gewalt und wie sich Frauen schützen können.
Wenn technische Hilfsmittel ins Spiel kommen, das Handy überwacht wird oder der Ex-Partner noch Zugriff auf Accounts hat, weil Passwörter geteilt wurden, ist Handeln gefragt. In ihrer Arbeit erlebt Caspers nach eigener Aussage meist Mischformen von Gewalt. Auseinandersetzungen werden dann nicht nur direkt geführt, sondern über Hatespeech, Verbreitung von Bildern und Cyberstalking verlagert sich Gewalt auch in den digitalen Raum. Betroffene leiden unter den Folgen, die sich in Hilflosigkeit, Schuldgefühlen, Ohnmacht und oft auch einem Rückzug aus sozialen Medien und dem damit verbundenen Verlust an Teilhabe äußern kann.
Was können Betroffene tun? Sozialarbeiterin Caspers rät sich an Vertrauenspersonen zu wenden und sich Unterstützung zu holen: „Wichtig ist konsequent zu bleiben. Löschanträge bei den Plattformen zu stellen, Nutzer melden und die eigenen Accounts überprüfen und mit neuen Passwörtern versehen, um die digitale Trennung zu vollziehen.“ Im Vorfeld ist es ratsam Vorsicht walten zu lassen. Hilfreich ist es laut der Expertin auch, sich regelmäßig einen Überblick über selbst genutzten Apps zu verschaffen und ungenutzte Zugänge zu löschen.
Bis zum 10. Dezember sollen die Orange Days Neuss etwas bunter machen und auf das schwierige Thema Gewalt an Frauen aufmerksam machen. Mindestens bis dahin sollen die Bänke im Stadtbild bleiben. Standtorte sind am Rathaus, der Marienapotheke oder im Foyer des Johanna-Etienne-Krankenhauses.
Die beiden Mitorganisatorinnen Janne Gronen, Geschäftsführerin des Frauenberatungsstelle Neuss Frauen helfen Frauen und Elke Kroner, Leiterin des Frauenhauses sind froh über die Unterstützung für die Sache durch die Stadt Neuss und der Frauen von Soroptimist International Neuss, dessen Vorsitzende Cilli Seeger gern das Engagement der Clubs einbringt und hinter der orangenen Sache steht. Sie hoffen darauf, die Kooperation in Zukunft auf noch breitete Füße stellen zu können.