Dülken Der etwas andere Wunschbaum

Dülken · Sie äußern keine Wünsche, haben aber welche: Für Senioren, die krank sind, keine Angehörige oder eine kleine Rente haben, können die Viersener jetzt zu Weihnachtsengeln werden.

Clemens Roosen von der Volksbank Viersen und Andreas Goßen vom Dülken-Büro schmückten am Montagmorgen den Weihnachtswunschbaum für Senioren. Die ersten 15 Wünsche waren schon vor dem Aufbau weg.

Foto: Volksbank Viersen

Vor einigen Wochen war Andreas Goßen noch einmal auf Werbetour – in Senioreneinrichtungen, bei Pflegediensten, bei der Schuldnerberatung. Der Stadtteil-Kümmerer aus dem Dülken-Büro trommelte für den Weihnachtswunschbaum für Senioren, die zum Beispiel eine kleine Rente haben, fehlende Angehörige oder unter gesundheitlichen Einschränkungen leiden. Damit sich deren Wünsche erfüllen. „Das ist eine Generation, in der das Äußern von Wünschen schambehaftet ist“, erklärt Goßen. Zum vierten Mal gibt es nun den Weihnachtswunschbaum für Senioren, am Montagmorgen wurde er in der Hauptstelle der Volksbank Viersen am Neumarkt aufgestellt.

Weihnachtswunschbäume gibt es viele in Viersen. Sie helfen, Kindern einen Wunsch zu Weihnachten zu erfüllen, deren Eltern sich das nicht leisten können. Oder den Mädchen und Jungen aus dem Marienheim. Dieser Wunschbaum ist besonders. Es geht um die alten Menschen, denen oft menschlicher Kontakt fehlt. „Als wir den Weihnachtswunschbaum für Senioren erfunden haben, dachten wir vor allem an Zeitgeschenke“, berichtet Goßen. „Aber dann kam Corona, kamen die Kontaktbeschränkungen und die Zugangsverbote zu den Seniorenheimen.“ Deshalb sei die ursorüngliche Idee immer weiter in den Hintergrund gerückt. „Im vergangenen Jahr wurden gerade mal zwei, drei Zeitwünsche geäußert.“ Und in diesem Jahr zeichnete sich ähnliches ab. Also klapperte Goßen die Partner ab. Denn: „Die Senioren selbst äußern keine Wünsche. Sie haben Scheu, etwas anzunehmen.“

Sein Werben für den Seniorenwunschbaum stieß auf offene Ohren. Knapp zwei Dutzend Wünsche für Zeitgeschenke sind zusammengekommen. Insgesamt sollten, zusammen mit den Wünschen für Sachgeschenke im Wert von höchstens 25 Euro, eigentlich 89 Wunschzettel am Baum hängen. Doch so weit kam es gar nicht. „Als wir den Baum aufgestellt haben, kamen schon während des Schmückens die ersten ,Engel‘, die sich Wunschanhänger geschnappt haben, um einen Wunsch zu erfüllen.“ 15 waren bereits am Montagvormittag weg. 74 Wünsche sind noch da.

Zum Beispiel der Wunsch des 76-jährigen Herrn R.: „ein Ausflug mit Kaffeetrinken und Eis essen im Rollstuhl“. Oder der Wunsch von Herrn T.: „ein gemeinsamer Vorlesenachmittag“. Frau I. wünscht sich „Besuch von einem lieben Hund“. Frau D. „eine Runde Mensch ärgere dich nicht“. Und der bettlägerige Herr M. wünscht sich „einen Besuch mit einem gemeinsamen Gespräch, gerne auch mit etwas Schokolade“. Und Frau K. würde gerne einen begleiteten Ausflug in die Kirche unternehmen.

Aber es gibt auch etliche Wunschzettel für Sachgeschenke – die Hinweise hat Goßen von den Pflegerinnen bekommen oder den Mitarbeitern der Schuldnerberatung. Da gibt es den 88-jährigen Herrn V., der sich über einen Gutschein für Lidl freuen würde. Margot (96) könnte gut einen Wecker mit großen Zahlen brauchen. Ebenfalls auf den Wunschzetteln: „eine kleine Flasche Grappa“, „ein Demenz-Besteck“, „ein Posterkalender von Borussia Mönchengladbach“, „ein trockener Weißwein, gerne mit etwas Käsegebäck dabei“ oder auch die Tonies-Figur „Prinz Eric“ von Arielle.

Thomas Stapper, Vorstand der Stiftung Theresienheim, die die Wunschbaum-Aktion gemeinsam mit dem Dülken-Büro und der Volksbank Viersen organisiert, sagt: „Die Organisation eines Weihnachtswunschbaums für Senioren ist eine Herzensangelegenheit, die auf der Wertschätzung für ältere Menschen basiert. Gerade in der Weihnachtszeit, die für viele Menschen mit Freude und Wärme verbunden ist, möchten wir sicherstellen, dass auch Senioren, die oft alleine sind oder wenig soziale Kontakte haben, diese besondere Zeit in Gemeinschaft und mit einem Lächeln erleben können.“