„Jesus-Passion“ in Kaiserswerth Mahnendes Werk der Versöhnung

Düsseldorf · Die „Jesus-Passion“ von Oskar Gottlieb Blarr wird in Kaiserswerth aufgeführt.

Der Komponist und Organist Oskar Gottlieb Blarr.

Foto: Anne Orthen (ort)

Dieses Werk ist aktuell wie kaum ein anderes. Mit seiner „Jesus-Passion“, die am 7. Juni 1985 auf dem Evangelischen Kirchentag in Düsseldorf uraufgeführt wurde, hat der Düsseldorfer Komponist Oskar Gottlieb Blarr eine Passionsgeschichte ohne Antijudaismus komponiert. Das Werk versteht sich „als Beitrag zum Befriedungs- und Versöhnungsprozess zwischen Juden und (deutschen) Christen“. Jetzt wird das eindrucksvolle Opus in Düsseldorf aufgeführt: am 17. März um 15 Uhr in der Basilika Kaiserswerth. Die Leitung hat Susanne Hiekel.

Blarr stellt den Juden Jesus, seinen Passionsweg sowie seine Wirkung und Bedeutung bis heute aus jüdischer und christlicher Sicht dar. Dies geschieht, schreibt Hiekel, „in drei oratorischen Szenen voller Dramatik und Emotionen“. Blarrs neuartige Passion ist vorwiegend in hebräischer Sprache komponiert, sie verarbeitet Texte aus der Heiligen Schrift, des Talmud und jüdischer Lyrik des 20. Jahrhunderts.

Der Ausgangspunkt der „Jesus-Passion“ liege darin, dass in den vergangenen fast 2000 Jahren auch die Kirche eine Rolle bei der Verbreitung des Antisemitismus gespielt habe. Der Komponist selbst nennt als Beispiel den Evangelisten Matthäus, dessen Passionsbericht eine antijudaistische Tendenz aufweise, indem der Evangelist die Juden insgesamt für den Tod Jesu verantwortlich mache „und nicht – wie es historisch korrekt wäre – die mit den römischen Besatzungstruppen kooperierende sadduzäische Tempelhierarchie“. Die Diskriminierungen, Vertreibungen und Morde an den Juden über viele Jahrhunderte werden, folgt man Blarr, „theologisch durch die bedeutsame Autorität des Evangelisten Matthäus gerechtfertigt“. Hiekel weiter: „Die Selbstverfluchung der Juden, die gerade in Bachs Matthäuspassion so einprägsam energisch vertont wurde (,Sein Blut komme über uns und unsere Kinder’) hat tatsächlich einen gewissen Einfluss in der christlichen Kirche und unserer Gesellschaft gehabt, der zum Teil bis heute wirksam ist.“ Die Komposition lebt von interkulturellen Akzenten und Verbindungen. So würden, schreibt Hiekel, „die musikalischen Klänge der jemenitischen und samaritanischen Synagogalmusik, die sich über 2000 Jahre hinweg kaum verändert haben, zur bedeutsamen Quelle der musikalischen Gestaltung. Für die Komposition bedeutend ist ein von Blarr entwickeltes Maqam, ein Modus, der sein Vorbild in der orientalischen arabisch-islamischen Musiksprache hat.“

Solisten sind: Sabine Schneider und Andrea Graff (Sopran), Pauline Asmuth (Alt), Christian Dietz (Tenor), Stefan Adam und Joel Urch (Bass).

Info An diesem Montag, 19.30 Uhr, gibt es im Gemeindehaus an der Fliednerstraße 6 eine Konzerteinführung mit Oskar Gottlieb Blarr.