Weihnachten 2024 Blasmusik gehört an Weihnachten einfach dazu

Haan ·  Jens Lemke spielt seit 41  Jahren Trompete und ist seit 33 Jahren Vorsitzender des Posaunenchores der Evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Gruiten/Schöller.

Jens Lemke – hier am ersten Adventswochenende, an dem auch der Weihnachtsmarkt im Gruitener Bürgersaal lief. Der Trompeter war auch dieses Jahr wieder unermüdlich im Einsatz.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Er zählt nicht nur zu den dienstältesten Mitgliedern in der 130-Geschichte des Posaunenchors der Evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Gruiten-Schöller. Er ist mit seinen gut 51 Lebensjahren auch schon ein altgedienter Vorsitzender: Seit 33 Jahren leitet Jens Lemke den munteren Zusammenschluss von Blasmusikern. Er selbst bläst seit 41 Jahren Trompete.

In der Advents- und Weihnachtszeit hat der Posaunenchor absolute Hochsaison. „Dann ist Blech gesetzt. Der Posaunenchor gehört einfach zu Weihnachten!“, sagt Lemke.
Die musikalische Gestaltung des Kindergottesdienstes und später der Christvesper in der Dorfkirche zu Heiligabend werden die letzten von neun offiziellen Auftritten seit Totensonntag sein. An jedem der vier Adventswochenenden gab es mindestens einen Einsatz. Am 30. November spielte der Posaunenchor beim Weihnachtsmarkt am Bürgersaal. am 2. Advent wirkte er im Gottesdienst mit. Die traditionelle Kurrende stand am dritten Adventssonntag im Mittelpunkt und am 4. Advent gestalteten die Bläser unter Leitung ihres Dirigenten Martin Kraus die Weihnachtsmusik auf dem Dorfanger; seit 25 Jahren ist der Posaunenchor Teil dieser Tradition.

Wie sich die Musiker bei dem frischen Wetter warm halten

Viele Auftritte sind im Freien. Und da sind winterliche Temperaturen normal. Oft regnet es oder die Bläser spielen im Schnee. Wie halten sich die Musiker da warm? „Warme und möglichst wasserundurchlässige Kleidung ist da angesagt“, meint Jens Lemke, der zugibt, in seinen Winterstiefeln auch schon mal Thermoeinlagen zu tragen. Die Hände stecken immer mal wieder in Handschuhen.

Und frieren die Lippen nicht auf dem kalten Blech fest? Eigentlich nicht, weiß der erfahrene Trompeter. Allerdings: Wenn bei der Kurrende die Station gewechselt wird, verschwindet das Mundstück in der Hosentasche, um temperiert zu bleiben. „Das A und O bei Kälte sind gut geölte Ventile an den Instrumenten“, nennt Jens Lemke ein ganz wichtiges Faktum. Und wenn es doch mal Probleme gibt, kann ein drübergegossener Schnaps die mechanische Blockade lösen.

Auch auf andere Weise ist das Wetter eine Herausforderung

Das Wetter ist aber auch unter anderem Aspekt herausfordernd: Oft hat es beim Spiel im Freien geregnet oder geschneit. Da teilten sich dann zwei Bläser einen Notenständer – denn immer wieder war ein Wisch nötig, um die Partitur unter der Klarsichthülle wieder lesbar zu machen. „Einmal haben wir die Kurrende abgebrochen, weil es so gegossen hat“, erinnert sich Jens Lemke. Manchmal seien Notenständer auch von Windböen umgeworfen worden.

Besonders gefällt Jens Lemke die Waldweihnacht. Diese Andacht wurde früher von der Schölleraner Gemeinde tief im Osterholz veranstaltet. Im Finstern spielten die Bläser im Taschenlampenschein. Die uralten Buchen bildeten ein kathedralartiges Dach. Seit einigen Jahren veranstaltet die Gruitener Gemeinde eine Waldweihnacht an der Schranke der Straße zur Grube 7. Die Veranstaltung am vorigen Mittwoch zählte mit einer Temperatur von zehn Grad zu den bisher wärmsten. Mehrere Dutzend Besucher genossen früher sogar bei schlechtem Wetter die Andacht in der besonderen Atmosphäre.

Aktuell zählt der Posaunenchor ein knappes Dutzend Aktive. Dienstags leitet Martin Kraus – im Hauptberuf Posaunist des Sinfonieorchesters Hagen – die Proben. Nur etwa die Hälfte aller Musikanten wohnt noch in Gruiten. Manche reisen aus Düsseldorf, Solingen, einer manchmal auch aus Aachen an. Im Vorfeld des Konzertes zum 130-jährigen Bestehen des Posaunenchors verbrachten die Musiker ein Probenwochenende in Coesfeld. Bei acht Proben an drei Tagen gab Martin Kraus dem Spiel seiner Schützlinge den letzten Schliff.

„Das Jubiläumsjahr war arbeitsreich, aber sehr gelungen“, findet nicht nur der Vorsitzende, der sich dankbar für die große Unterstützung von Förderern und Sponsoren zeigt.
Regelmäßiges Üben mit Posaune, Trompete oder Helikon (eine kleinere Art der Tuba) ist unabdingbar; sonst verlieren die Lippen an Muskulatur und damit der Ansatz am Mundstück an Spannung.

Posaunenchor kann rund 70 Stücke plus Arrangements spielen

Kirchliche und weihnachtliche Musik bilden Schwerpunkte im Repertoire des Posaunenchors. Rund 70 verschiedene Stücke – Kirchen- und Volkslieder, aber auch Pop, Jazz und sogar Kinderlieder – und dazu zahlreiche unterschiedliche Arrangements füllen den Notenschrank jedes Mitspielers.

Zahlreiche Stücke kommen alljährlich rund um das St.Martinsfest zur Aufführung – denn der Posaunenchor ist sehr gefragt zur Begleitung von Martinszügen. „Dann mit einer 17 bis 18 Kilo schweren Tuba bergauf zu gehen und dabei zu spielen, das ist schon das goldene Sportabzeichen“, merkt Jens Lemke schmunzelnd an.

Rund ein bis anderthalb Jahre tägliches Üben waren einst für Jens Lemke nötig, um auftrittstauglich zu werden. Nach einem Jahr ließ der damalige Trompetenlehrer und Chorleiter Winnie Krüger Jens Lemke in die zweite Stimme – da galt es nur die Hälfte der Probe zu bewältigen. „Man braucht einen langen Atem“, sagt Jens Lemke.

(-dts peco)