Gelebte Nachbarschaft in der Paulsmühle Gemeinsames singen verbindet

Düsseldorf · Seit der Corona-Pandemie werden in der Siedlung Am Mönchgraben an den vier Adventssonntagen zusammen Lieder angestimmt. Durch diese neue Tradition ist die Nachbarschaft nochmal enger zusammengerückt.

Am Mönchgraben ist zu Corona-Zeiten eine schöne Tradition entstanden, die bis heute weitergeführt wird.

Foto: Anne Orthen

„Kling, Glöckchen, Klingelingeling…“ tönte es schon vor dem Weihnachtsfest aus fröhlichen Kehlen im Benrather Wohnviertel „Am Mönchgraben“ – und der stimmungsvolle Gesang einer munteren Anwohnerschar, die sich auf der kleinen Wiese im Herrgottswinkel am Kreuz von St. Cäcilia inmitten ihrer Bungalowsiedlung an den Adventssonntagen versammelt hatte, kündete unverkennbar von vorweihnachtlicher Freude. Zum Singen hatten die Familien Krupke, Richter und Wimmers ihre Nachbarschaft eingeladen. Viermal am Sonntagnachmittag zur gemeinsamen Einstimmung.

Drei Tannenbäume mit Lichterketten schmückten das gemütliche Szenario an der belebten Fußgängerbrücke, die über die benachbarte Autobahn A 59 „direkt in den Himmel“ führt, wie vom Volksmund behauptet wird. Glühwein gab es erhitzt vom Gaskocher. Die Kekse waren selbst gebacken. Und in diesem Jahr duftete es sogar nach frischen Bratäpfeln, original nach Gabriele Wimmers Familienrezept mit Zimt, Marzipan und Vanillesauce. Auch „Leise rieselt der Schnee“ wurde inbrünstig gesungen, als nette Beschwörung sozusagen, obwohl die ersehnten Flöckchen – auch in diesem Winter – als weißer Schauer einfach nicht vom Himmel fallen wollten. Der festlichen Stimmung jedoch tat dies keinerlei Abbruch. „Menschen kommen vorbei, bleiben stehen und sind einfach glücklich“, behauptet die Mitinitiatorin Claudia Kupke.

Seit 2020 trifft sich die Mönchgraben-Nachbarschaft zum vor-weihnachtlichen Singen „outdoor“, weil die Corona-Pandemie seinerzeit zu Isolation zwang und Begegnungen daheim komplett unterbunden hatte. Inzwischen ist diese musikalische Form von Nachbarschaftsleben Tradition geworden. Geworben zum Mitmachen und Mitsingen wird schon in den Novemberwochen per Mundpropaganda beim Einkauf im Aldi um die Ecke, in der Katholischen Kita Am Mönchgraben, in der Grundschule Einsiedelstraße oder beim Lauftreff-Süd. Ein Schmücken der aufgestellten Bäume geschieht in der Adventszeit nach und nach – und hilft jeder mit. Schleifchen, Sternchen und Selbstgebasteltes werden mit viel Liebe an die Zweige gehängt.

Die fachkundige Herstellung eines Krippenspiels haben „die Männer“ Norbert Krupke, Markus Richter und Thomas Wimmers übernommen, und ihre tatkräftige Werkelei leitet bereits in den Herbstmonaten das spätere Adventssingen ein. Maria und Josef etwa sind ausgesägt, gefräst und bemalt worden – in Malermeister Wimmers Werkstatt an der Telleringstraße oder auf Krupkes Terrasse. Ein Jesuskind in der Krippe fehlt ebenso wenig wie Esel und Ochsen, Hirten und Schafe und Hund oder die Heiligen drei Könige. Zwei Kamele gilt es noch zu erstellen.

Nachbarschaft besitzt am Mönchgraben einen hohen Stellenwert – nicht nur zur Adventszeit. In der 1973 erbauten Flachbau-Siedlung, die sich in der Benrather Paulsmühle nahe des Benrather Forstes und dem Kleingärtnerverein sowie unmittelbar an der A 59 befindet, zeigt sich immer wieder ein besonderer Zusammenhalt. „Wir achten aufeinander“, betont Claudia Krupke. Die Verwaltungsangestellte weiß nur zu gut, dass etliche Anwohnerinnen und Anwohner längst in die Jahre gekommen und auf Hilfe angewiesen sind. „Ich klingele an, wenn ich unsere 70- und 80-jährigen Nachbarn länger nicht gesehen habe“, sagt sie.

Liedtexte für das Adventssingen, welche von Markus Richter auch schon mal per Akkordeon begleitet werden, hat Gabriele Wimmers aus Liederbüchern kopiert oder im Internet gegoogelt und für alle Mitsingenden bereitgestellt. Inzwischen besitzt sie eine umfangreiche Sammlung für alle Liederwünsche. „Jeder soll schließlich mitsingen können, ob schön oder schräg“, merkt die engagierte Anwohnerin an.

„Gute Nachbarschaft bekommt man nämlich nicht geschenkt“, erinnert Claudia Krupke und ist überzeugt, dass jeder für ein gelungenes Miteinander etwas tun müsse – und das ist, ganz weihnachtlich ausgedrückt, praktizierte Nächstenliebe.

(hel rö)