Handwerk in Oedt Die „Heiss-Friko“ verlässt ihren Laden
Oedt · Die Fleischerei Heiss in Oedt schließt zum Jahresende. Der Meisterbetrieb will sich verstärkt auf das Catering konzentrieren.
(ure) Verzichten müssen die Oedter nicht auf die bekannte „Heiss-Friko“. Zu besonderen Anlässen und größeren Veranstaltungen wird sie weiterhin angeboten, nur an der Ladentheke an der Hochstraße 38 wird sie im neuen Jahr nicht mehr verkauft. Die Fleischerei Heiss schließt ihr Geschäft im Oedter Zentrum - eine gut überlegte, letztlich auch wirtschaftlich begründete, aber auch eine sehr emotionale Entscheidung, die Geschäftsinhaber Simon Ernst Heiss mit seinen Eltern Ernst und Elisabeth traf. „Da sind natürlich auch Tränen geflossen, schließlich bedeutet die Schließung des Geschäfts einen tiefen Einschnitt in das Berufsleben meiner Eltern“, sagt Heiss, genau wie sein Vater Fleischermeister. Opa Ernst Heiss hatte das Geschäft an der Hochstraße eröffnet, Enkel Simon Ernst trat 2007 in den Betrieb ein.
Die Fleischerei Heiss wird aber damit nicht verschwinden, denn sie wird als „Catering und Fleischerei Heiss“ bestehen bleiben. Sie bietet ihre Dienstleistungen weiterhin für kleine und große Events, Hochzeiten, Betriebsfeiern, Geburtstage und ähnliche Veranstaltungen an. Dazu werden SB-Landmärkte mit Produkten aus der Fleischerei, Schulen und Kitas mit einem Mittagessen beliefert. Was fehlen wird, ist ein Ort der Nahversorgung in Oedt mit einem Fleischermeisterbetrieb. Immerhin: Auf dem Markt in Oedt, der, so Heiss, gut angenommen werde, soll es zukünftig eine Fleischtheke geben. „Wir werden es allerdings nicht sein,“, sagt Heiss. Er weist zudem auf das Fleischergeschäft Schäfer an der Johannes-Girmes-Straße 119 hin, nun das einzige Lokal mit einem Thekenverkauf.
Lediglich eine einvernehmliche Kündigung – in der Produktion werden sämtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiter beschäftigt. Zusammen mit Simon Ernst Heiss arbeiten weitere 15 Beschäftigte, um vornehmlich die Kita-Kinder mit einem Mittagessen zu versorgen. Mit dem weiteren Ausbau des Catering-Services will Heiss den Betrieb zukunftsfähig ausrichten. Die Angebote der Mitbewerber, im Speziellen der SB-Märkte und der Discounter, seien nicht das Ko-Kriterium für die Aufgabe der Ladentheke gewesen. „Da sind in der Summe mehrere Faktoren zusammengekommen“, sagt Simon Ernst Heiss. Und mit der Zeit habe sich auch der Bereich des Caterings immer weiter entwickelt. Dann schließlich lag das Angebot der katholischen Kirche auf dem Tisch, die vier kirchlichen Kindergärten mit Mittagessen zu versorgen. Ehefrau Yasmin gab den entscheidenden Impuls, einen Versuch wäre es doch wert. Eine gute Entscheidung. Nun kommen zum Jahreswechsel zwei weitere Schulen in Grefrath und eine Hinsbecker Schule hinzu: „Ab Januar 2025 sind es dann über 1000 Mittagessen für die Kinder“, zählt Simon Ernst Heiss zusammen.
Im Ladenlokal hängt noch der Original-Zunftbrief von Johann Georg Heiß, der das Metzgerhandwerk in Wiesloch in Baden-Württemberg ausübte. 1770 wurde der „Junggesell und Bürger“ in die Metzgerzunft aufgenommen. „Zünftig und ehrlich“ musste er sein, und das gilt auch für die nachfolgenden Generationen im Metzgerhandwerk der Familie Heiss. Mit der Aufgabe der Fleischtheke an der Hochstraße verabschieden sich zum Jahresende Simon Ernst Heiss mit seinem Team, wie er sagt, „von einem Ort voller schöner Erinnerungen“. Aber die Heiss-Frikos wird es weiterhin geben.