An der Grenze der Belastung

Erziehung: Kreisweit zuständige katholische Beratungsstelle feiert 50-jähriges Bestehen.

Rhein.-Berg. Kreis. Hilfsbedürftige Familien gibt es zuhauf: Schon 50 Jahre ist die Katholische Erziehungsberatung Bergisch Gladbach, seit 1980 auch mit Dependance in Leichlingen, kreisweit die Anlaufstelle für Eltern, die nicht mehr weiterwissen.

Marianne Peters, seit drei Jahren Vorsitzende der Beratungsstelle, nennt als Hauptziel die "fachliche Begleitung von Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder". Früher sei es vor allem um Schulprobleme gegangen, heute "sind die Probleme multipler Art". Einen Großteil der Hilfesuchenden machen inzwischen Migranten und Alleinerziehende aus.

"Viele Eltern haben Existenzängste und übertragen ihre eigenen Sorgen sehr früh auf ihre Kinder", sagt Ruth Perlitz, seit 1974 Leiterin der Beratungsstelle in Bergisch Gladbach. Im vergangenen Jahr seien rund 450 Fälle betreut worden, mittlerweile sei man "definitiv an den Kapazitätsgrenzen angelangt".

Laut Kreiscaritasdirektor und Geschäftsführer Hans-Peter Bolz gehe es künftig darum, der Politik klarzumachen, was für ein "tolles Angebot" die Erziehungsberatung darstelle, damit die nötigen Mittel zur Verfügung gestellt würden. Betreut wird jeder, "egal welcher Religion oder Nationalität er zugehörig ist", und das kostenfrei.

Das ist aber die Schwierigkeit: "Wir sind in der Situation, dass wir finanziert werden müssen, da wir nichts erwirtschaften, sondern nur kosten", sagt Perlitz. Von den Gesamtaufwendungen 2007 in Höhe von 1,17 Millionen Euro sind über 80 Prozent Personalkosten. Die Einrichtung finanziert sich zu 70Prozent durch kommunale und Landesmittel.

Positiv sei laut Bolz die Erfolgsbilanz der 28 Mitarbeiter; die Erziehungsberatung könne "mit Zufriedenheit sagen, dass sie über ein Team von Fachleuten verfügt, das mit großer Professionalität arbeitet". In Zahlen lasse sich das zwar schwer ausdrücken, doch wird die Erfolgsquote auf über 75 Prozent geschätzt.

Der stellvertretende Vorsitzende Hans Joachim Franke hebt auch den Erfolg der vermehrt angebotenen offenen Beratungskurse wie "Kids & Co" hervor, da man "durch den menschlich intensiveren Kontakt einen ganz anderen Blickwinkel erhält".

Für die Zukunft hat die Einrichtung zum Ziel, verstärkt mit anderen Diensten wie zum Beispiel Jugendämtern zusammenarbeiten, um Kinder gefährdende Situationen frühzeitig zu erkennen. Zudem würden bedürftige Familien meist Hilfe verschiedener Stellen benötigen, daher sei Kooperation wirkungsvoller. Seit acht Jahren wird auch die Möglichkeit der Online-Beratung angeboten.

Sie ist nach Aussage des Leiters der Beratungsstelle in Leichlingen, Michael Schulz, vor allem für Menschen gedacht, "die sich schwer tun, eine Beratungsstelle aufzusuchen". Die Hemmschwelle sei heute bei Kindern und Jugendlichen besonders hoch. Die Betreuung via Internet ist anonym, Gespräche vor Ort fallen aber selbstverständlich auch unter die Schweigepflicht.