Neues Gesetz: Es qualmt aus allen Schlupflöchern

In mancher Gaststätte in Burscheid darf noch geraucht werden – entweder im separaten Raum oder weil sie zum Club geworden ist.

Burscheid. Das Rauchverbots-Schild hat Jörg Rosenberg direkt neben dem Zigaretten-Automaten angebracht. Seit vier Tagen ist der Wirt gezwungen, seine Gäste darauf aufmerksam zu machen, dass in seiner Gaststätte "Zur Marionette" Glimmstengel verboten sind.

"Rund 80 Prozent meiner Gäste sind Raucher. Ich bin mir sicher, dass viele von ihnen nicht mehr kommen werden, wenn sie an der Theke nicht mehr rauchen dürfen", sagt der Wirt. Er befürchtet, dass das Nichtraucherschutzgesetz seine Existenz in Gefahr bringen könnte.

Bereits am ersten Abend des Rauchverbots hätten acht Gäste seine Kneipe wieder verlassen, als sie erfuhren, dass dort nicht geraucht werden dürfe. "Ich konnte ihnen noch nicht mal einen Platz im Freien anbieten, weil die beiden Tische schon voll besetzt waren", sagt Rosenberg.

Außerdem gelte seine Konzession für die Terrasse nur bis 22Uhr, danach müssen die Gäste in die Kneipe kommen. Sind sie aber nicht.

Einen Raum abzutrennen oder einen Raucherclub zu gründen, kommt für Jörg Rosenberg vorerst nicht in Frage. "Ich warte erst mal ab, wie das Bundesverfassungsgericht entscheiden wird."

Einige Wirte haben dort gegen das Verbot geklagt. Rosenberg hofft, dass im Laufe des Monats mit dem Urteil als Grundlage noch konkretere Richtlinien beschlossen werden. "Aber eigentlich sollte jeder selbst entscheiden dürfen, ob er eine Raucher- oder Nichtraucher-Kneipe haben möchte."

Dieser Meinung ist auch Ingo Schopphoff. Vor anderthalb Jahren hat er die Einraumgaststätte "Zum Blechritter" in Hilgen übernommen. Das Urteil des Bundesverfassungsgericht wollte er nicht mehr abwarten. "Bei uns darf an der Theke und am Stammtisch weiterhin geraucht werden. Wir haben nämlich sofort einen Raucherclub gegründet", sagt er.

Der Verein sei jedoch nur eine Übergangslösung. "Ich bin mir sicher, dass die Clubs auch noch verboten werden. Aber solange es dieses Schlupfloch gibt, werden wir es nutzen." Ihm sei keine andere Wahl geblieben: Einen Raum abtrennen kann er nicht.

Und wegen der Baustelle auf der B51 habe er ohnehin schon einen Umsatzrückgang von etwa 60 Prozent. "Es ist jetzt schon eng, aber wenn nun auch noch die rauchenden Stammgäste wegbleiben, dann kann ich schließen."

Von der Stadt hätte er wenigstens ein Rundschreiben erwartet mit einer Telefonnummer, unter der sich die Wirte informieren können. "Schließlich hängen an meiner Existenz ja noch weitere Arbeitsplätze. Wenn viele Kneipen schließen, dann stehen am Ende auch die Zulieferer auf der Straße", sagt Schopphoff.

Auch bei Margret Berghaus in den "Bergischen Stuben" darf noch geraucht werden. "Ich stehe seit über einem Jahr mit dem Ordnungsamt in Kontakt, weil ich die neuen Richtlinien so schnell wie möglich umsetzen wollte." Sie wollte einen Raum abtrennen und hoffte auf die fachmännische Hilfe der Stadt.

"Bisher habe ich aber noch keinen Bescheid, wie und wo ich abtrennen soll." Bis dahin darf in ihrem Thekenbereich noch gequalmt werden, im hinteren Bereich der Gaststätte herrscht Rauchverbot. "Das ist sehr kulant von der Stadt", sagt die Gastronomin.

Einen separaten Raucherraum gibt es bereits im Barth’s und im Hotel Heyder. Zufrieden sind die Wirte mit dieser Regelung jedoch nicht. "Nichtraucher und Raucher wollen zusammensitzen und sich unterhalten.

Wer unterbricht schon gerne ein Gespräch und lässt sein Bier an der Theke stehen, wenn er eine Zigarette rauchen möchte", sagt Grit Schaarschmidt vom Barth’s. So richtig nachvollziehen kann sie das bisher recht undurchsichtige Verbot nicht.

"Das neue Gesetz ist ein einziges Chaos", schimpft auch Erhard Meyer vom Hotel Heyder. Verwirrend sei zum Beispiel die Reglung bei einer geschlossenen Gesellschaft. Das Gesetz sieht vor, dass nur dann geraucht werden darf, wenn die Gesellschaft die komplette Gaststätte gemietet hat. "Das kommt aber so gut wie gar nicht vor", erzählt Meyer.

Damit die Nichtraucher nicht durch einen verqualmten Raum laufen müssen, hat er den zweiten Eingang des Hotels reaktiviert. "Die vergangenen 35 Jahre habe ich ihn nie aufgesperrt. Mal sehen, wie es den Gästen gefällt. Wenn nicht, dann werde ich mir eine andere Lösung überlegen müssen."