Endloses Warten auf den Abriss der baufälligen Fabrik

Bauvorhaben: Komplizierte Verfahren verhindern bisher Verkauf und Neubebauung des Firmengeländes auf dem Griesberg.

Burscheid. "Immer dieser Muffgeruch." Sabine Güsten (41) hat die Nase voll. 2002 haben sie und ihr Mann in der Straße "In der Dellen" das Haus gekauft, das unmittelbar an die ehemalige Fensterlederfabrik Lemmen angrenzt. Der Abriss und die Neubebauung mit Wohnhäusern stünden in Aussicht, hat es immer geheißen. Aber die Fabrik steht heute noch.

Mit nervenaufreibenden Konsequenzen für die Güstens. Nicht nur, dass Mutter Sabine mittlerweile Sorge um Sohn Stefan (10) hat, weil sich aus dem baufälligen Gemäuer mitunter große Brocken lösen und überall Scherben herumliegen; nicht nur, dass Feuchtigkeit und Schimmel sich breitmachen.

Vertraglich reicht das Grundstück der Familie Güsten auch ein Stück weit in die Fabrik hinein. Bis diese nicht abgerissen ist, kann der Garten folglich nicht gestaltet werden, der zurzeit noch immer aus einer verkommenen Asphaltdecke besteht.

"Vor zwei Jahren ist die Fabrik entkernt worden. Ich frage mich, warum sie damals nicht gleich abgerissen wurde", schüttelt die frustrierte Nachbarin den Kopf. Eine Frage, die der Hilgener Architekt Uwe Peckhaus beantworten kann.

Gemeinsam mit Getränkehändler Werner Kubitzki hat er bereits in einen Bebauungsplan investiert und stand vor zweieinhalb Jahren kurz vor dem Erwerb des Geländes. Der B-Plan ist inzwischen längst rechtskräftig; Eigentümer sind die beiden aber bis heute nicht.

Als Gründe führt Peckhaus vielfältige Komplikationen an. Das Firmenerbe wurde wegen hoher Schulden nicht angetreten, Hauptgläubiger ist die Volksbank Remscheid-Solingen. Mit ihr und Bernhard Lemmen, der trotz Erbverzichts zum Verkauf berechtigt war, hatten Peckhaus und Kubitzki verhandelt.

Doch zunächst musste ein altes Wegerecht, das sich durch Grundstücksteilungen inzwischen auf 27 Nachbarn verteilt hatte, ausgeräumt werden. Sonst wäre eine Bebauung unmöglich geworden. Das dauerte aber so lange, dass nun das Land NRW als Eigentümer ins Grundbuch eingetragen war - ein üblicher Vorgang, wenn ein Erbe nicht angetreten wird.

Das Land will zwar auch verkaufen, muss aber zunächst einen Konkursverwalter einschalten. Der Verkauf des Grundstücks verzögert sich dadurch weiter; der schon begonnene Abriss wurde abgebrochen. "Wir können nicht noch mehr Geld in die Hand nehmen, wenn uns das Grundstück noch nicht gehört", sagt Peckhaus.

Für die Verärgerung der Familie Güsten hat der Architekt viel Verständnis. "Sie sind die großen Leidtragenden." Seine einzige, allerdings nach allen Erfahrungen sehr vage Hoffnung: "Im nächsten Vierteljahr könnte die Sache erledigt sein."