Anekdoten aus der Geschäftswelt bald in einem Buch

Immer mehr Geschichten aus dem Handel kommen zusammen. Auch jetzt während einer Präsentation in der Bücherei.

Foto: Doro Siewert

Burscheid.„Was wir nicht führen, das brauchen Sie auch nicht!“ Dieser deftig-humorvolle Reklamespruch fand sich einst vor dem Gemischtwarenladen der Familie Pauls in der Hauptstraße. Heute bietet dort das Schreibwarengeschäft Grunert & Schluck seine Waren an.

Die Initiatorinnen einer historischen Dokumentation über Burscheider Geschäfte und Läden konnten sich nicht vorstellen, welche Sysiphusarbeit auf sie wartete. Zum Glück hatten Sabine Wurmbach und Barbara Sarx-Jautelat vom Bergischen Geschichtsverein an ihrer Seite Grete Klippert, (83) eine Ur-Burscheiderin mit phänomenalem Gedächtnis. Am Freitagabend überzeugten viele Gäste in der Stadtbücherei davon, wie präzise sie Familiennamen und Örtlichkeiten zu nennen weiß.

Als im Anfang diesen Jahres die Ausstellung alter Fotos aus Burscheider Archiven und Privatbesitz überraschend viele Besucher anzog, verstärkte sich der Wunsch nach einem gebundenen Werk, in dem möglichst alle Wechselfälle im Einzelhandelsbereich verzeichnet sein sollten. Zu den zeugnishaften Fotos gehören natürlich entsprechende Histörchen, Anekdoten und Erinnerungen aus Familiengeschichten. Was sich inzwischen angesammelt hat an verwertbarem Material könnte bereits einen beachtlichen Bildband füllen. Selbst am Vorstellungsabend in der Stadtbücherei kamen noch weitere Unterlagen hinzu. Michael Kranz legte das Foto seines Elternhauses dazu. Das Originalgebäude steht nicht mehr, es füllte einst die Lücke an der jetzigen Feuerwache.

Die Suche nach der Bausubstanz und ihren Nutzern begann für die Historie-Detektivinnen an der oberen Höhestraße (Shell-Tankstelle). Sie nahmen sich Haus für Haus vor, versanken an manchem Stellen in den fast nicht mehr erkennbaren Änderungen von Straßennamen und kämpften mit dem unübersichtlichen Wechsel ganz verschiedener Branchen in den einzelnen Gebäuden. Barbara Sarx-Jautelat erklärte: „Ob 1899 oder 2017 — die Einzelhändler zogen genau so kurzfristig von einer Ladenlokalität in die andere. Trotzdem gibt es Unternehmen, die auch in der dritten Generation noch das gleiche Angebot haben und in der gleichen Branche tätig sind.“

Sabine Wurmbach begrüßt jede Anekdote, die das Buch bereichern wird. Ein pikantes Beispiel zeigte den Trend der Zeit vor sechs Jahrzehnten: Drei junge Frauen, Mitglieder des „Prießnitz-Vereins“ (Freikörperkultur) nutzten ihren Balkon als Sonnenterrasse. In einer der oberen Etagen nutzte ein junger Mann sein Fenster als „Fernseh-Kanal“.

Grete Klippert frischte auch die Erinnerung an ein weibliches „Verkaufs-Genie“ auf. Neben Daum & Eickhorn führte Frau Kuppels Bekleidung aller Art. Es ging wohl kein Kunde ohne ein gekauftes Teil aus ihrem Laden. „Wie, es passt nicht?“ Eine geschickte Handbewegung — und die Redekunst der Inhaberin taten ihr Übriges.

In dem Burscheid-Buch wird es speziell um Geschäfte und Läden gehen. Sein Erscheinen ist für die erste Hälfte 2018 geplant.