Burscheid Auch Pfarrer sind im Weihnachtsstress
Beistand zu geben ist in diesen Tagen wichtiger denn je. Deutlich mehr Arbeit gibt es deshalb für die beiden Geistlichen Katrin Friedel und Temor Bagherzadeh.
Burscheid. Es gibt Tage, die fühlen sich länger an als 24 Stunden. Man scheint nicht zu Rande zu kommen. An anderen Tagen fliegt die Zeit nur so davon. An Weihnachten ist das so.
Temur Bagherzadeh kennt das. Die Expertise des Pfarrers der katholischen Gemeinde St. Laurentius ist dieser Tage besonders gefragt. Temur Bagherzadeh ist im Weihnachtsstress. Wie wohl alle katholischen und evangelischen Geistlichen, schließlich sind die nahenden Feiertage ihre Hochzeit. „Man freut sich über jeden Tag, der bleibt, um seine Aufgaben zu tun“, sagt Temur Bagherzadeh.
Auch die Agenda von Katrin Friedel, Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde, ist umfangreich. Selten komme sie dazu, still für sich alleine zu beten. „Der Druck ist sehr groß.“
Die Weihnachtspost will erledigt werden. Die Termine müssen unter einen Hut gebracht werden. Was übrig bleibt, muss zwischen den Tagen nachgeholt werden. Es geht dann nicht anders. Hausbesuche bei älteren Mitgliedern können in der katholischen Gemeinde beispielsweise nicht warten. Beistand zu geben ist zu Weihnachten wichtiger denn je. „Für mich ist die Begegnung das Wesentliche. Ich versuche, in dieser Zeit möglichst wenig administrative Aufgaben zu machen“, sagt Pfarrer Bagherzadeh. Je älter die Burscheider Bevölkerung wird, umso mehr Besuche daheim kommen auf die Geistlichen zu. Ohne sein Team rühriger Helfer könnte er das nicht stemmen, das sagt Temur Bagherzadeh ganz deutlich. Weihnachten ist die Gelegenheit, um Danke zu sagen.
Es ist auch die Zeit, in der die Herausforderungen deutlich zu Tage treten und man erkennt, wo die eigenen Grenzen liegen. Die Seelsorge aufrecht zu erhalten, wird zusehend schwieriger. „Ich freue mich über die vielen Lösungen, die in unserer Stadt angestoßen werden, dass Senioren nicht alleine sind. Ich denke da an die neuen Modelle zum Wohnen im Alter.“ An keinen anderen Tagen im Jahr fällt Einsamkeit so sehr ins Gewicht wie an Weihnachten. Eine Herausforderung für die Seelsorge.
Und die Predigt? Sie steht in den Grundzügen. Sie schreibt sich nun einmal nicht in fünf Minuten. Und es ist ja auch nicht nur eine Predigt. „Ich halte zu Weihnachten sieben Gottesdienste. Alle mit unterschiedlichen Predigten, da die Tage ja auch unterschiedliche Botschaften haben“, erklärt Bagherzadeh. Es gehöre nun einmal zu seiner Berufung dazu, sich für diese Dinge Zeit zu nehmen.
Er will seinen Zuhörern Hoffnung geben, der Finsternis zu begegnen. Die Bilder des Anschlags in Berlin sind auch an ihn nicht spurlos vorbeigegangen. Die Finsternis wird auch Katrin Friedels Thema sein. Die Verletzlichkeit der Welt und des Menschen müsse man aushalten. So schwer es auch falle.
Trotz allem Liebe zu zeigen, das ist Weihnachten, so Katrin Friedel. Geschenke gehören für Burscheids Geistliche ausdrücklich dazu. Davon ist auch Temur Bagherzadeh überzeugt. „Wenn ich etwas verschenke, dann müssen es alltagstaugliche Dinge sein und nicht die zehnte Blumenvase.“ Eine Bescherung gibt es aber erst am 27. Dezember - wenn Weihnachten eigentlich schon vorbei ist. Dann wird Temur Bagherzadeh seine Familie besuchen. „Erst dann kann ich selbst Weihnachten verkosten. Und beispielsweise den Kölner Krippenweg gehen.“
Auf den Abend mit ihren zwei Kindern (14, 8) freut sich Katrin Friedel. Zwei Gottesdienste hält sie an Heiligabend, bevor sie gegen 20 Uhr den Heimweg antreten kann. Ihre Kinder hätten nun das Alter, um bis zur Bescherung auszuhalten. Noch länger müssen ihre Patenkinder dagegen warten. Die Geschenke für sie hat Katrin Friedel noch nicht. Wie es aussieht, werden sie erst nach Weihnachten verschickt. „Das hat keinen Vorrang.“