Bürgermeister: Ein ganz leiser Amtswechsel
Stefan Caplan führt seit heute die Geschäfte seines Vorgängers Hans Dieter Kahrl.
Burscheid. "Guten Morgen, Herr Bürgermeister!" Wenn Stefan Caplan künftig eins nicht hören mag, dann das. "Für alle, die mich duzen, bin ich weiterhin der Stefan, für alle anderen Herr Caplan."
Der neue Verwaltungschef hat Mittwochmorgen die Amtsgeschäfte von Hans Dieter Kahrl übernommen. Offiziell wird er zwar erst vom Altersvorsitzenden im Rat am 3. November ins Amt eingeführt und vereidigt. Aber da er längst als Wahlbeamter vereidigt worden ist, kommt diesem wohl keine staatstragende Bedeutung mehr zu.
Und so will er sich sofort an die Arbeit machen, am liebsten ganz ohne Schnörkel - und ohne finanziellen Einsatz. "Ich möchte kein Geld in die Hand nehmen", sagt er deshalb auf die Frage nach organisatorischen Veränderungen im Rathaus. Angesichts der Machtverhältnisse im Rat ist natürlich auch politisches Fingerspitzengefühl bei den Gestaltungswünschen der künftigen Personalstruktur an der Verwaltungsspitze gefragt: "Ich warte die Gespräche der Fraktionen über die Listenverbindungen ab."
Und so bleibt erstmal fast alles beim alten: Seinen Golf Kombi wird Caplan weiterhin auf seinem angestammten Parkplatz hinter dem Rathaus abstellen. Einen Dienstwagen wird es nicht geben. Den hatte Hans Dieter Kahrl allerdings auch nicht - und schon Stadtdirektor Karl Heinz Schönenborn nicht mehr. Und auch sein Büro inklusive Telefonnummer wird der 44-jährige Verwaltungschef behalten, auch wenn das Büro von Hans Dieter Kahrl nur wenige Meter weiter mit Teppichboden ausgelegt ist und die einzige Klimaanlage des Hauses hat.
"Auf diese Dinge legen ich keinen Wert", sagt er. Vorerst keine Bedeutung wird auch dem Erstzugriffsrecht bei der regelmäßigen Kuchenrunde am Montag eingeräumt. Das hatte bislang Kahrl vor Caplan. "Ohne Beigeordneten entfällt diese Frage ja", meint der neue Bürgermeister lachend und stöhnt fast gleichzeitig. "Eigentlich möchte ich ja abnehmen."
Vielleicht lässt der berufliche Stress ja die überflüssigen Pfunde in den Keller gehen. Eine 70-Stunden-Woche habe Kahrl gehabt. Zwar kenne auch Caplan keine 40-Stunden-Woche, doch wolle auch er an die Gepflogenheiten seines Vorgängers anknüpfen und Präsenz bei den Veranstaltungen der Stadt zeigen, auch wenn er selbst sieht: "Diese Messlatte ist sehr hoch." Der Terminkalender sei jetzt schon voll. "Ich bin bis Weihnachten schon fast ausgebucht."
Sein Hauptarbeitsfeld werde das Thema Finanzen sein, meint Caplan. Trotz der prekären Situation müsse man jetzt die Großprojekte (unter anderem Thiel-Gelände und Bahntrasse) so ausgestalten, "wie sie angestoßen wurden". Und dabei bleibe es. "Wir werden keine größeren Projekte in der nahen Zukunft zusätzlich anschieben."