Das französische Dornröschen

OVH und Montanusschule bringen das Märchen als Musiktheater in der Perrault-Fassung auf die Bühne.

Burscheid. Es ist ein farbenfroher und fröhlicher Tanz da auf der Bühne der Hans-Hoersch-Halle. „Und zurück. Und aufeinander zugehen“, wirft Annette Willuweit Regieanweisungen in den Raum, während aus dem Lautsprecher „Dornröschen“-Musik erklingt und die Grundschüler der Musiktheater-AG der Montanusschule mittelalterliche Feststimmung verbreiten.

Bis das Fest wirklich steigt, gehen noch vier Wochen ins Land. Und heute ist der erste gemeinsame Probentag. 32 Kinder wuseln trotz Herbstferien durch die Halle, beim Bühnenbild lässt sich schon der Aufwand erahnen, den Lehrerin Sabine Eicker in die Bauten gesteckt hat. Alle Rollen sind doppelt verteilt, denn schließlich soll es zwei Aufführungen geben. Zwei Jahre nach seiner „Peter und der Wolf“-Produktion hat sich der Orchesterverein Hilgen (OVH) wieder eine Menge vorgenommen.

Ein neunköpfiges Blechbläserensemble des OVH wird die Aufführung begleiten, dirigiert von Scott Lawton, der das Blasorchester im April 2010 schon durch das eindrucksvolle Konzert in der Gießerei von Federal-Mogul geführt hatte. Allein: Die Zusammenführung von Musikern und jungen Pantomimen auf der Bühne wird erst bei der Generalprobe am Tag vor der Premiere erfolgen. So lange muss die Musikkonserve genügen — und der Eindruck von einer Bläserprobe, die die Schüler noch besuchen werden.

Dass Annette Willuweit wieder den Part der Erzählerin übernimmt, ist bei Musikus-Produktionen dieser Art längst gesetzt. Sie wird dabei aber nicht auf den deutschen Ohren vertrauten Text der Gebrüder Grimm zurückgreifen, sondern auf die wesentlich frühere Fassung des Märchens, die von dem Franzosen Charles Perrault stammt.

Dessen Version hatte auch Peter Tschaikowsky zu seinem berühmten Ballett inspiriert. Als der deutsche Trompeter Hans-Joachim Drechsler die Komposition dann für sein Schweriner Blechbläser-Collegium bearbeitete, brachte er die Handlung auf Grimm-Linie. „Aber das gefällt mir nicht so, darum bin ich wieder zu der französischen Fassung zurückgekehrt“, erzählt Willuweit.

Da gibt es dann den vergesslichen Haushofmeister Catalabutte, die gute Fliederfee und die böse Fee Carabosse, die sich für die fehlende Einladung rächen will. Und natürlich Dornröschen, das irgendwann in seinen hunderjährigen Schlaf fällt und auf den Kuss des Prinzen warten muss.

Von Schlaf ist in der Vorbereitung der Aufführung dagegen noch nicht viel zu spüren, eher von kindlicher Lebendigkeit. Die drückt sich auch in dem Plakat aus, das für „Dornröschen“ wirbt. Die gesamte Musiktheater-AG der Montanusschule hatte Dornröschen-Bilder abgeliefert, aus sechs der abfotografierten Kunstwerke kreierte der Grafiker Stefan Flach dann das Werbeplakat. Alle Bilder sollen auch begleitend zur Aufführung Ende November in der Halle ausgestellt werden — und können die Besucher auf das Märchen einstimmen, bis der erste Satz erklingt: „Dornröschen war ein schönes Kind . . .“