Der Zauber des Anfangs und die Kraft des Aufbruchs
Der Künstler Heinz-Peter Knoop stellt erstmals in der Stadt aus, in der er seit sechseinhalb Jahren lebt.
spreng die hülle alle kraft in die höhe grüner schaft ausgefächert knospe frei blütenpracht nun endlich sei (Heinz-Peter Knoop)
Burscheid. Manche Saat braucht länger, ehe sie aufgeht. Zweieinhalb Jahre nach seiner Eröffnung erlebt das Badehaus seine erste große Einzelausstellung. Und sechseinhalb Jahre nach seinem Umzug nach Burscheid stellt der Künstler Heinz-Peter Knoop damit erstmals in größerem Umfang in der Stadt aus, in der seine Werke entstehen.
Lange hat der 64-Jährige damit gerungen, wie er den symmetrischen Raum nutzen soll. Wenn am Freitag Abend die Ausstellung „Saatlinge“ eröffnet wird, dann werden im Zentrum vier mit Quarzsand bedeckte Podeste stehen, auf denen 16 Skulpturen aus Holz und Stein ihre Wirkung entfalten können. An den Wänden sind zusätzlich 20 Zeichnungen und Holzschnitte ausgehängt.
Zwei Jahre hat Knoop an seiner neuesten Werkreihe gearbeitet und dabei wieder auf seine typische Art Texte, Zeichnungen, Schnitte und Skulpturen aufeinander bezogen und miteinander verwoben. Erstmals seit langer Zeit entlässt er dabei wieder seine Zeichnungen aus dem Stadium der nicht für die Öffentlichkeit bestimmten Vorstudien in die Eigenständigkeit des Kunstwerks.
Eine der zentralen Fragen während des Entstehungsprozesses: „Wie weit kann ich die Form abstrahieren, dass sie noch organisch bleibt?“ Der pflanzliche Bezug ist überall erkennbar und doch gehen die Skulpturen dann ihren eigenen, auch durch das Material bedingten Weg.
Aufbruch — diesen Begriff kann man wohl als Generalthema über die Arbeiten legen. Der Zauber allen Anfangs liegt im Samen wie im Setzling. Die Kunsthistorikerin und Literaturwissenschaftlerin Andrea Günther, die heute Abend in die Ausstellung einführt, zieht eine Parallele zur geistigen Frucht, zur Idee: In ihr ist schon alles angelegt, was sich bei guter Behandlung zum vollendeten Werk entwickeln kann.
Den Assoziationen und Vergleichen sind bei diesem Thema und seiner künstlerischen Ausformung kaum Grenzen gesetzt: Man denkt an alles Aufblühende und Wachsende ebenso wie an die vertrocknete, nicht aufgegangene Saat. Und auch an den Dichter Bertolt Brecht, der in seiner Kriegsfibel einst unter einem Foto von Adolf Hitler reimte: „Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.“
Die Zeiten sind nicht leicht für anspruchsvolle (und auch teure) Kunst. Und so verbindet Knoop mit seinen Aufbruchswerken auch eigene Hoffnungen: vertraute Kunstinteressierte von außerhalb nach Burscheid ins Badehaus zu locken; jüngere Menschen für die Kunst zu interessieren; natürlich auch: neue Käufer zu finden. Eine kleine Edition mit zehn Objekten (à 220 Euro) soll da Brücken bauen. Die Zeichnungen bewegen sich zwischen 245 und 290 Euro, alle größeren Skulpturen im vierstelligen Euro-Bereich.
Und dann hegt das Vorstandsmitglied des Kulturvereins noch eine weitere Hoffnung: eine Einzelausstellung eines Künstlerkollegen künftig Jahr für Jahr im Badehaus zu etablieren. Um Mietausfälle und andere Kosten zu kompensieren, müssten dafür noch Sponsoren gefunden werden.