Doppelter Schock für Schützen

Weil niemand König werden wollte, plant der Vorsitzende seinen Rücktritt.

Burscheid. Die Fassungslosigkeit stand den Burscheider Schützen gestern förmlich ins Gesicht geschrieben, als ihr Vorsitzender Udo Wiendl am späten Nachmittag verkündete, dass es nach 144 Jahren erstmals keinen König geben wird. Anstatt wie üblich den neuen Regenten mit Applaus zu empfangen, gab es im Schießhaus nur lange Gesichter.

Zum dritten und entscheidenden Durchgang waren beim Königsschießen neun Schützen angetreten, kein einziger von ihnen traf die 50 Meter entfernte Scheibe. Weil kein Ergebnis erzielt wurde, konnte folglich auch kein König verkündet werden.

Das Amt des Schützenkönigs bleibt somit in den kommenden zwölf Monaten unbesetzt. Die Kette, die zuletzt Kaiser Antonio Diaz zwei Jahre in Folge um den Hals hängen hatte, muss bis zum nächsten Schützenfest im Vereinsschrank verweilen.

Geschockt von dem Ergebnis, ohne König dazustehen, ließ der Vorsitzende Udo Wiendl vor der Presse die Bombe platzen. Noch bevor der Vereinsvorstand in Kenntnis gesetzt wurde, gab er seine Absicht bekannt, heute von seinem Amt zurücktreten zu wollen.

Wiendl sieht durch die mangelnde Bereitschaft unter den Schützen, den König zu stellen, seine Aufgaben im Verein als gescheitert an. Die von ihm geplanten Veränderungen hätten seiner Meinung nach keine Früchte getragen. "Da ich dies als persönliche Niederlage ansehe und ich die Sache mit viel Herzblut begleitet habe, kann ich das Amt nicht mehr in meinem Sinne und im Sinne des Vereins wahrnehmen", erklärte ein sichtlich aufgewühlter Udo Wiendl.

Allerdings wolle er dem Verein weiterhin als Mitglied erhalten bleiben. Wie es mit dem Verein weitergehen soll, wird sich wohl in den nächsten Tagen entscheiden.

Seinen Pflichten als Vorsitzender und Gastgeber des Festes kam Wiendl gestern Abend beim Krönungsball natürlich noch nach. Zwar konnte der Verein keinen neuen König krönen, dafür konzentrierte sich die Aufmerksamkeit auf das scheidende Kaiserpaar Antonio und Monika Diaz, die genau wie Prinzessin Alicia Wiendl offiziell entkrönt wurden. Einzig Vincent Muders konnte als neuer Regent der Jungschützenabteilung vorgestellt und mit einem Lorbeerkranz ausgestattet werden.

Auch wenn der große Andrang beim Umzug am Samstag ausblieb, zog Geschäftsführer Roland Schwamborn ein positives Fazit bezüglich der geänderten Route.