Ehrenamt: Heilsame Auszeit für Angehörige

Diakonie und Altenzentrum suchen Menschen, die stundenweise Zeit mit Pflegebedürftigen verbringen.

Burscheid. Ein paar Stunden Hilfe können manchmal wie ein Urlaub wirken. Diese Erfahrung machen die ehrenamtlichen Helferinnen von "Auszeit" immer wieder, wenn sie für einen Nachmittag die Pflege eines demenziell veränderten Menschen übernehmen.

Die "Auszeit für pflegende Angehörige", so die volle Bezeichnung des Projekts, wird bisher durch acht Frauen ermöglicht. Doch das sind zu wenige, wie Silvia Delbressine von der Diakonie-Sozialstation erläutert: "Wir erleben so viele Familien, denen das gut tun würde." Die Stunden der Helferinnen reichen nicht mehr aus, um den Bedarf zu decken.

Wenn sich die Gruppe einmal im Monat im Evangelischen Altenzentrum auf der Schützeneich trifft, hört man Geschichten von zwei Seiten einer Medaille. Einerseits ist da "die Not der Familien", die Gisela Prägler-Hoth bei ihren Einsätzen sieht. Angehörige pflegen oft bis zur Erschöpfung. Christa Glaubitz, Leiterin der Tagespflege im Altenzentrum, sagt: "Wer 24 Stunden lang für jemanden verantwortlich ist, der kann daran ernsthaft erkranken."

Demgegenüber steht die Freude, die die Helferinnen bei ihren Einsätzen haben. Die Angehörigen sind "fix und alle, wenn sie aus dem Haus gehen, und wenn sie wiederkommen, dann wie ausgewechselt, fröhlich", erzählt Helferin Christa Clouth. Auch die Patienten seien "lieb und nett, wenn wir da sind", bestätigt Gerlinde Sander.

Auch wenn Demenzkranke ihren Angehörigen oft das Leben schwer machen, sich an sie klammern, keine Fremden im Haus haben wollen oder auch aggressiv werden, die Helferinnen sehen, dass auch ihnen die "Auszeit" oft viel Spaß macht. So hat Gisela Prägler-Hoth herausgefunden, dass sie ihrem Patienten mit kleinen Ausflügen Herzenswünsche erfüllen kann. "Wenn er bestimmen darf, wo es hingeht, ist das für ihn das Größte." Oft höre man von den Familien: "Ach, hätten wir das nur eher gemacht", berichtet Helferin Ehrentrud Sauer.

Birgit Brückner aktiviert einen älteren Herrn, indem sie ihn im Spiel Sprichworte abfragt. Ansonsten, sagt sie: "Wenn die Menschen keine Spaziergänge mehr machen können, dann ist es auch schon ein Abenteuer, wenn sie auf der Terrasse in der Sonne Kuchen essen." Sander verliert beispielsweise jede Woche beim "Mensch ärgere Dich nicht": "Ich lasse mich von der Dame gerne rauswerfen, ihr macht das Spaß."

Die "Logistik" der Auszeit übernimmt das Altenzentrum. So erklärt Heimleiterin Birgit Hoferichter: "Wir sind am Telefon erreichbar, vermitteln die Familien und organisieren die Kurse." Zwölf Euro pro Stunde kosten die Einsätze die Familien, bis zu 200 Euro im Monat werden von der Pflegekasse übernommen. Die Ehrenamtlichen bekommen sechs Euro Aufwandsentschädigung pro Stunde.