Geschickter Zug für das Schulleben
An der Schule Dierath hat ein Großmeister seinen Besuch beendet. Aber die Begeisterung bleibt.
Burscheid. Einige Kinder trugen Schachfiguren auf dem Kopf, andere liefen mit übergroßen Türmen und Springern über den Schulhof. Inder Grundschule Dierath selbst sah das Bild nicht anders aus. Die siebenjährige Svea zum Beispiel saß hochkonzentriert am Schachbrett. „Ich habe gestern vom Großmeister Schach gelernt“, sagte sie stolz. „Sonst spiele ich Mensch ärgere dich nicht.“
Am anderen Ende des Raumes tobten Jared, Marlon und Julian. Mit großen Schachfiguren rutschten sie über ein überdimensionales Schachbrett. „Auch wenn der König schon weg ist, machen wir weiter. Gerade spielen wir das Duell Dame gegen Dame“, erzählte Jared.
Am Rande des Spielfelds beobachtete Sebastian Siebrecht die Spielzüge. Der Essener ist Schachgroßmeister und spielt in der Bundesliga. „Grundschulschach auf Tour“ nennt er sein Programm, mit dem er bundesweit unterwegs ist. Eine Woche lang unterrichtete Sebastian Siebrecht die Kinder der Grundschule Dierath. Jede Klasse, jeder Jahrgang war am Zug.
Viele der Kinder wussten schon, wie es geht. Denn Schach gehört in Dierath fast schon zum Stundenplan. Auf dem Schulhof gibt es zwei Schachfelder, in einigen Klassenräumen stehen Schachbretter zur Verfügung. „Wir haben auch Schach im Unterricht“, erzählte Schulleiterin Corinna Stobbe. „Die Begeisterung der Kinder ist groß.“ Die Lehrerin schätzt den pädagogischen Wert des Brettspiels. „Schach ist kommunikativ. Strategisches Denken ist erforderlich.“
Sebastian Siebrecht war von dem Angebot an der Grundschule Dierath positiv überrascht. „Die Schule ist in Sachen Schach sehr gut aufgestellt.“ Einige Schüler kannten bereits Spezialzüge und Fachbegriffe. „Die Kinder spielen einfach miteinander und zeigen den Gegnern, was man machen kann.“
Anders als bei den Profis ging es im Klassenraum schon mal lauter zu. In der Bundesliga höre man Stecknadeln fallen, erzählte Sebastian Siebrecht. Die Arbeit mit Kindern sei erfrischend. Der Schachgroßmeister selbst hatte mit elf Jahren angefangen zu spielen. Die Grundschüler hätten ihm in der Hinsicht etwas voraus.
Sebastian Siebrecht war sich sicher, dass Schach die Kinder langfristig weiterbringt. „Die Kinder lernen vorausschauendes Denken, wie man sich geduldet, sich konzentriert und Aufgaben zu Ende bringt.“ Davon sollen alle Fächer profitieren — beispielsweise während einer Klassenarbeit.
Corinna Stobbe würde sich freuen, ihren Schülern bald eine Schach-AG anbieten zu können. Bislang scheitert der Versuch. Mangels Kapazitäten haben Schachvereine aus Burscheid, Leverkusen und Wermelskirchen Absagen erteilt.