Halbach: Völkischer Ideologe und radikaler Antisemit

Geschichtsprofessor hält Straßenbenennung für unangemessen.

Burscheid. Die Klärung, die sich die Stadt vom Gutachten über Fritz Halbach und sein Verhältnis zur NS-Ideologie versprochen hat, ist eingetreten. Professor Christoph Nonn vom Lehrstuhl für Neueste Geschichte an der Universität Düsseldorf, kommt nach 13 Seiten zu einem eindeutigen Befund: „Fritz Halbach war kein Verführter, kein Mitläufer des Nationalsozialismus. Er gehörte vielmehr selbst zu den Verführern.“

Halbach habe als ideologischer Wegbereiter und engagierter Anhänger des Nationalsozialismus gewirkt. „Er war ein völkischer Ideologe und radikaler Antisemit. Er war zudem ein erklärter Gegner der Demokratie und des Parlamentarismus.“ In einer parlamentarischen Demokratie, in der Antisemitismus gesellschaftlich geächtet sei, so Nonn, „dürfte es nicht angemessen sein, dass eine Straße nach einem solchen Mann benannt ist“.

Diesem Urteil über den Burscheider Heimatdichter (1879—1942) und umstrittenen Namensgeber einer Straße in Hilgen schließt sich auch die Verwaltung in ihrer Vorlage für den Kulturausschuss an, der sich nächste Woche (Dienstag, 18 Uhr, Sitzungssaal Rathaus) mit dem Thema befasst. Sie schlägt die Umbenennung der Straße vor, die seit 1958 Halbachs Namen trägt. Die Neubenennung soll später erfolgen, um Burscheidern die Gelegenheit zu geben, Vorschläge zu machen.

Die Namensdiskussion geht auf einen Bürgerantrag vom September 2012 zurück, in dem die Umbenennung der Fritz-Halbach-Straße gefordert wurde. Im Dezember entschied dann der Hauptausschuss, sich erst um Gutachten von Geschichtsstudenten zu bemühen. Professor Nonn war aber bereit, das Gutachten im Zuge der Amtshilfe selbst anzufertigen.

Die Entscheidung des Rates von 1958 für die Benennung nach Fritz Halbach sei, so die Verwaltung, „offensichtlich vordergründig geprägt von seiner Bekanntheit als Heimatdichter und als Mitbegründer der Raiffeisenbank in Hilgen“ gewesen. Auch auf diesen Teil von Halbachs Biografie geht der Gutachter ein. Selbst seine vermeintlich unverdächtige Mundartdichtung habe Halbach persönlich mit der völkischen Ideologie des Nationalsozialismus begründet. Und auch die Raiffeisen-Bewegung sei bis 1945 vielfach von antisemitischen Vorstellungen wie dem vermeintlichen „jüdischen Wucher“ durchzogen gewesen.

Grausamster Beleg für Halbachs hassgetränkte Ideologie ist aber seine Parabel-Erzählung „Ester, die Herrin der Welt — ein völkisches Testament“ aus dem Jahr 1934. Darin lässt er am Ende einen Aufstand gegen die „jüdische Weltherrschaft“ gelingen. Über 600 000 Juden werden allein im „Land der Mitte“ (Deutschland) umgebracht. Eine Ausrottungsphantasie, die wenige Jahre später nur noch durch die Realität des Holocaust selbst übertroffen wurde.