Horst Köhler geht – und jetzt?

Der BV hat sich umgehört und die Burscheider nach ihnen Wunschkandidaten fürs Bundespräsidentenamt gefragt.

Burscheid. Bundespräsident Horst Köhler ist zurückgetreten. Die Parteien suchen hektisch nach Kandidaten - in 30Tagen muss die Bundesversammlung das neue Staatsoberhaupt wählen. Erste Vorschläge kursieren bereits, aber wen wünschen sich die Burscheider als Bundespräsidenten? Der BV hat sich umgehört.

Michael Baggeler (BfB) konnte der Nachricht vom Rücktritt Horst Köhlers erst keinen Glauben schenken. "Ich kann das nicht nachvollziehen." Als möglichen Kandidaten macht er Rudolf Seiters, Präsident des Deutschen Roten Kreuzes, aus. Der habe schon als Innenminister eine gute Figur gemacht. "Bildungsministerin Annette Schavan halte ich ebenfalls für geeignet."

Den Rücktritt Köhlers mit Entsetzen verfolgt, hat Künstler Gregor Merten. Wen würde er gern im Amt sehen? Merten nimmt das Thema ernst und sich Zeit für die Antwort. Schließlich entscheidet er sich für Margot Käßmann. "Ich wünsche mir eine moralische Instanz auf dem Posten", sagt er. Käßmann habe nach ihrer Trunkenheitsfahrt mit ihrem Rücktritt als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Größe bewiesen: "Es ist wichtig, einen Menschen zu finden, der überparteilich denkt und handelt."

Käßmann hat mit ihrem Rücktritt nicht nur Merten beeindruckt. Für Knut Cromm, Vorsitzender der Burscheider Turngemeinde, wäre sie die ideale Kandidatin. "Ich kann mich mit der Idee anfreunden." Edith Mennen, im Vorstand des Integrationsrates, schließt sich Cromm an. "Ich weiß, dass es illusorisch ist, aber mir gefällt Käßmann. Sie ist ein Mensch, der nicht den Mund hält und integrativ tätig ist."

Ein Vorschlag, dem Anne Marie Frese (FDP) nicht zustimmen kann. Eine Frau - ja. "Aber Margot Käßmann - das halte ich für abwegig." Sie sieht in Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger eine künftige Bundespräsidentin: "Die Frau hat Format und weiß, was sie sagt."

Eine Frau will auch Ute Hentschel (Grüne) für den offenen Posten. "Frauen haben mehr Durchhaltevermögen und eine weniger dünne Haut als Männer", schätzt sie. Ihr Vorschlag: Arbeitsministerin Ursula von der Leyen. "Sie polarisiert nicht, kann gut ausgleichend wirken und gerade Sätze sprechen."

Megaphon-Leiter Manfred Zenses bedauert die Entscheidung Köhlers und verweist auf den ehemaligen CDU-Bundesminister und Bestseller-Autor Heiner Geißler. "Als Bundespräsident würde ich mir einen Mann seines Formates wünschen." Geißler sei durchsetzungsstark und politisch ein alter Hase.

Für einen Mann mit politischer Erfahrung plädiert auch Michael Schwarz, Vorsitzender der Unabhängigen Wählergemeinschaft UWG. Er schlägt den Vizepräsident des Bundestages, Wolfgang Thierse, als Köhler-Nachfolger vor. "Herr Thierse ist ein ausgeglichener Mensch und wenig emotional, ein Mann der nicht alles durch seine Parteibrille sieht", lautet seine Begründung.

Pierre Aßmann (SPD), 22 Jahre alt, blickt auf der Suche nach einem geeigneten Kandidaten in die Vergangenheit. "Johannes Rau, den würde ich mir zurückwünschen", sagt er. Bundesratsvorsitzenden Jens Böhrnsen, der die Amtsgeschäfte kommissarisch übernommen hat, halte er ebenso für einen gegeigneten Kandidaten. "Warum soll er das nicht einfach weiter machen?"

Sandra Stais, Sprecherin des Jugendparlaments, schweift nicht in die Ferne, sondern schaut nach Düsseldorf: Hannelore Kraft, die gerade in Koalitionsverhandlungen steckt, könnte es als Bundespräsidentin machen, glaubt sie: "Ich mag ihre Art, sie ist immer so ehrlich", sagt die 19-Jährige.