Interview mit Ute Hentschel: „Ich muss diplomatischer werden“
Ute Hentschel über ihre Wahlkampfaussagen und das Amt der stellvertretenden Bürgermeisterin.
Burscheid. Es war zwei Wochen vor der Wahl. Die Grünen hatten gerade auch offiziell ihre Unterstützung für den CDU-Bürgermeisterkandidaten Stefan Caplan erklärt. Im BV kritisierten die anderen Kandidaten am 18. August die Entscheidung. Bodo Jakob (SPD) sprach davon, innerhalb der Grünen sei die Unterstützung für Caplan sehr umstritten gewesen.
Dem widersprach die Grünen-Spitzenkandidatin Ute Hentschel zwei Tage später im BV: Nicht die Entscheidung selbst sei heftig diskutiert worden, sondern nur die Frage der öffentlichen Wahlempfehlung. Manche Grüne hätten befürchtet, dass die Empfehlung für einen CDU-Kandidaten die Grünen Stimmen kosten könnten. In dem Zusammenhang sagte Hentschel auch, die übrigen drei Kandidaten Bodo Jakob (SPD), Michael Baggeler (BfB) und Karl Ulrich Voss (unabhängig) seien aus Sicht der Burscheider Grünen "nicht wählbar".
Ein Zitat, das manchen Kommunalpolitikern noch quer im Magen lag, als die Grünen Hentschel jetzt im Vorfeld der konstituierenden Ratssitzung als stellvertretende Bürgermeisterin ins Gespräch brachten. Nach ihrer Wahl am Dienstagabend sprach der BV mit ihr über die ausgelösten Irritationen.
Ute Hentschel: Ja. Sie hat sich ja vor allem an meinen Äußerungen im Wahlkampf entzündet.
Hentschel: Ich bin nach wie vor der politischen Überzeugung, dass wir jetzt mit Stefan Caplan den besten Bürgermeister haben. Aber zu sagen, die anderen Kandidaten seien nicht wählbar, geht gar nicht. Das war beleidigend und das würde ich heute nicht mehr so formulieren. Als ich das Zitat am nächsten Morgen in der Zeitung gelesen habe, habe ich mich selbst erschrocken. Ich muss nicht aufpassen, was ich sage, sondern wie ich es sage.
Ute Hentschel im Rückblick über ihre Äußerungen
Hentschel: Ich habe gleich am Abend bei der Kandidatendiskussion im Megaphon lange mit Bodo Jakob gesprochen und ihm gesagt, dass ich seine menschlichen Qualitäten nicht in Zweifel ziehen wollte. Damit war die Sache zwischen uns eigentlich erledigt. Ich habe ihm auch gesagt, dass ich ihn für einen sehr guten Vorsitzenden des Stadtsportverbandes halte, genauso wie ich finde, dass Michael Baggeler ein erstklassiger stellvertretender Bürgermeister war.
Hentschel: Nein, Bodo Jakob war bisher der Einzige.
Hentschel: Ich werde als stellvertretende Bürgermeisterin lernen müssen, etwas diplomatischer in meinen Formulierungen zu sein. Ansonsten will ich als konservative Grüne versuchen, Aktivitäten zu bündeln, um für Burscheid etwas zu erreichen. Es gibt, wie man sieht, ganz oft Kommunikationsprobleme. Und da ist es schlecht, wenn der Konflikt immer nur über Dritte und Vierte vermittelt wird. Man muss direkt mit den Leuten sprechen. Das hilft immer bei Missverständnissen.