Geschichte 50 Jahre Kölner Museumsgeschichte
Köln · Auch in der deutschen Nachkriegszeit gingen in Köln manche Entscheidungsprozesse eher gemächlich voran. Das ist auch in der Geschichte des Römisch-Germanischen Museums (RGM) erkennbar, das in diesem Jahr im Interim im Belgischen Haus sein 50-jähriges Bestehen feiern kann.
Bereits 1946 stand der Standort des neuen Museums am Fundort des 1941 entdeckten Dionysos-Mosaiks im Schatten des Doms fest. Doch eröffnet wurde das Haus erst knapp 30 Jahre später, am 3. März 1974.
1962 gab es den Ratsbeschluss und 1967 starteten die Bauarbeiten, die nach fünf Jahren abgeschlossen werden konnten. Doch nicht alles war beim prominenten Bauprojekt vorhersehbar. So mussten für das große Grabmal des Poblicius noch eine Dachgaube und ein neu gestaltetes Treppenhaus eingeplant werden, da sonst das 15 Meter hohe Monument nicht in den Flachbau gepasst hätte.
Seit 2019 ist das Museum im Interim im Belgischen Haus
Ein Blick zurück auf die vergangenen fünf Jahrzehnte wirft jetzt eine Fotopräsentation, die mit 49 Folien in einer Endlosschleife im Festsaal des Belgischen Hauses bis zum 20. März auf der Leinwand zu sehen ist. Sie blickt auch auf die Vorgeschichte des Museums, das aus der Vereinigung zweier Sammlungen entstanden ist. Dazu gehörten die römische Abteilung des Wallraf-Richartz-Museums und das Museum für Ur- und Frühgeschichte im Bayenturm. Im Krieg wurden beide Häuser schwer beschädigt, sodass eine neue Lösung gefunden werden musste.
In der Zeit bis zur Eröffnung des RGM wurden die Kölner Schätze bei großen Ausstellungen an verschiedenen Orten in der Stadt gezeigt. Dazu gehörten das Kunsthaus Lempertz am Neumarkt und die Alte Wache am Zeughaus genauso wie die Kunsthalle mit den „Römern am Rhein“ und das heutige Interim im Belgischen Haus, wo 1968 die Schau „Das römische Tongern“ gezeigt wurde.
Zu sehen gibt es in der aktuellen Fotoschau Bilder von diesen Ausstellungen, aber auch von den Vorgängern des RGMs. Die Baustelle am Roncalliplatz wurde ebenfalls fotografisch dokumentiert. Dazu kommen Modelle und Entwürfe des Museums. Das Interesse der Bevölkerung war in den 70ern riesengroß, wie der Andrang bei einem „Tag der offenen Tür“ auf der Baustelle zeigt. Die Eröffnung 1974 war eine Feierlichkeit, die sich kaum ein Repräsentant der Stadtgesellschaft entgehen lassen wollte.
Das Innere des flachen, schnörkellosen Baus beherbergte auf 4500 Quadratmetern ein für die Zeit sehr modernes Museumskonzept. Dazu gehörten unter anderem auch die Dionysos-Bar und eine Außengastronomie, die es mit den stürmischen Wetterbedingungen auf der Domplatte aufnehmen musste. Im Foyer konnten sich die Besucher in Designmöbeln eine Erfrischung gönnen und auch in der Dauerausstellung waren Wagen mit Erfrischungen unterwegs.
Zahlreiche Außendenkmäler auf der Domplatte, wie die bekannten Sarkophage, sollten die Menschen ins Museum als einen „Lernort ohne den erhobenen Zeigefinger“ locken. Dort gab es im Innern Ausstellungsinseln mit frei im Raum stehenden Denkmälern, die aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden konnten und die im Dialog mit den Vitrinen standen.
Dazwischen konnten sich die Besucher wie in einem „Warenhaus der Antike“ frei bewegen. „Das war für die damalige Zeit, ein komplett neues und völlig unbekanntes Konzept“, sagt der heutige Direktor, Marcus Trier. Eingesetzt wurden mit Diakästen, die Filme zeigten, auch die neuste Technik der Zeit. Dazu kamen Ruheräume mit Fachliteratur für die informativen Pausen der Besucher.
Binnen von 45 Jahren kamen 20 Millionen Besucher ins Römisch-Germanische Museum, das im Stammhaus 2019 seine Pforten für die anstehende Generalsanierung schloss. Im November 2019 wurde das Interim im Belgischen Haus unweit des Neumarkts eröffnet. „Unser Angebot wird dort sehr gut angenommen, wir haben zwischen 50.000 und 60.000 Besucher im Jahr. Im Haus können wir mit der Dauerausstellung im Erdgeschoss und auf der ersten Etage unseren musealen Auftrag genauso erfüllen, wie unsere Arbeit in der Stadtarchäologie. Auch als außerschulischer Lernort wird das Haus gut genutzt“, berichtet Trier.
Zu sehen sind bei der etwa achtminütigen Präsentation ebenfalls besondere Ansichten aus dem alten Museum von Maurice Cox inklusive der Herzkammer mit dem Mosaik und dem Grabmal. „Die außergewöhnlich hohe Qualität unserer Sammlung hat sich in den 50 Jahren nicht abgenutzt“, erklärt Trier.
Zu entdecken gibt es außerdem die Highlights vergangenener Sonderausstellungen, wie dem „Zerbrechlichen Luxus“ mit den antiken Glasschätzen des Museums, die auch teilweise wie das berühmte Diatretglas im Interim zu bewundern sind. Einblicke gibt es zudem in die Zukunft des Museums, das 2028 am alten Standort wiedereröffnet werden soll.
Service: Römisch-Germanisches Museum im Belgischen Haus, Cäcilienstraße 46; Öffnungszeiten: Mi-Mo 10-18 Uhr, Eintritt 6 (ermäßigt 3) Euro. Weitere Infos unter: