Open Air Blasmusik mit vielen Facetten

Köln · Gerade im Rheinland spielt die Blasmusik in all ihrer Vielfalt eine große Rolle. So wäre der Zoch an Rosenmontag ohne die vielen Musikzüge undenkbar. Das gilt für Schützen- genauso wie für die vielen Sommerfeste.

Am kommenden Samstag gibt es ab 13 Uhr die zweite Auflage des Egerländer Festivals am Tanzbrunnen in Deutz.

Foto: Festival/Egerländer

Dabei ist der Facettenreichtum der Blasmusik deutlich größer und reicht von Klassik über Jazz bis zu Brass, Pop und Ska. Gruppen wie Querbeat füllen inzwischen die Kölner Arena und auch viele neue, junge Bands wie Druckluft oder die Rhythmussportgruppe haben längst ihren Platz auf den kölschen Bühnen gefunden.

Diesen Facettenreichtum will das Original Egerländer Festival am 10. Juni in seiner zweiten Auflage am Tanzbrunnen abbilden. Dort reicht das Programm von den Legenden der traditionellen Blasmusik mir Ernst Hutter & die Egerländer Musikanten über die Tegernseer Tanzlmusi und die Kaiser Musikanten bis zu Southbrass aus Südtirol. Das Rheinland vertreten Bands wie Druckluft und erstmals auch die Rhythmussportgruppe, die in der vergangenen Karnevalssession in den Kölner Sälen für große Begeisterung sorgte. Dazu kommen „Die kleine Egerländer Besetzung“ und die Blaskapelle Lüchtringen aus dem Weserbergland.

Im Süden haben sich große Blasmusikfestivals etabliert

„Die Idee zum Festival ist während der Pandemie bei einem Streamingkonzert der Egerländer im Münchener Zirkus Krone entstanden. Das Online-Festival wollten wir dann auch live auf die Bühne bringen. Dafür haben wir einen Partner gesucht und im Brings-Manager Stefan Kleinehr auch gefunden. Die erste musikalische Begegnung gab es 2020 bei einem Autokino-Festival im Sauerland mit uns, Brings und dem Bonner Beethoven-Orchester“, erinnert sich Ernst Hutter, der 1999 die berühmten Egerländer von ihrem Gründer Ernst Mosch übernommen hat.

Mit dem Open-Air-Gelände des Tanzbrunnens fand man schnell einen Veranstaltungsort: „Diese tolle Location, mit dem Blick auf die Kölner Altstadt und den Dom, ist ein Hotspot für große Konzerte. Über mein Engagement bei der SWR Big Band kenne ich den Tanzbrunnen sehr gut, er hat perfekt zu unserer Idee gepasst. Die Bühne ist großartig und der Backstage-Bereich bietet genügend Platz für die gut 120 Musiker, die sich in diesem Jahr am Programm beteiligen. Schon das Festival im Vorjahr war ein riesiger Erfolg. Entsprechend groß ist bei uns jetzt die Vorfreude“, sagt Hutter.

„Blasmusik ist eine oft unterschätzte Musikszene, die gerne in eher verstaubten Ecken angesiedelt wird. Dabei gibt es eine riesige Community, die von den jungen Symphonikern über klassische Blasorchester und Big Bands bis zu bekannten Brasspop-Bands wie Querbeat reicht. Mit ihrem kompakten Sound erzeugen Blasinstrumenten auf der Bühne den entscheidenden Sound, der das Publikum begeistert. Bei unserem Festival wollen wir all diese Facetten an einem Ort zusammenführen. Im Süden gibt es so etwas schon lange. Zum dreitägigen ‚Woodstock der Blasmusik‘ kommen bis zu 60.000 Fans nach Oberösterreich. Und auch im Rheinland gibt es Bedarf nach so einem Festival. Die Stimmung am Tanzbrunnen war im Vorjahr einfach unbeschreiblich“, schwärmt Veranstalter Stefan Kleinehr, der selbst Chef der Swinging Funfares ist.

Gerade im Rheinland mit seinen vielen jungen Blasmusikern seien die Egerländer wichtige Identifikationsfiguren bei ihren Instrumenten. „Dafür habe ich mich schon als Kind begeistert. Und wenn man auf junge Bands wie Querbeat schaut, wird schnell klar, welchen Erfolg man mit Blasinstrumenten auf der Bühne haben kann”, sagt Kleinehr, der seit dem siebten Lebensjahr Trompete spielt und der 1982 zu den Swinging Funfares gekommen ist, die auch in Köln schon viele erfolgreiche Auftritte hatten. „Dieses Orchester hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stetig weiterentwickelt und war schon weltweit unterwegs. Was moderne Blasmusik angeht, sind wir sehr weit vorne.“

Auch Ernst Hutter sieht in der Blasmusikszene ein großes Potenzial: „Wir erreichen mit unserer Musik eine immer jüngere Zielgruppe, wie die großen Festivals im Süden eindrucksvoll zeigen. Viele Jugendliche spielen inzwischen auf hohem Niveau ihr Blasinstrument. Die Vereine sind dabei die Basis für die große professionelle Szene. Das wollen wir auch bei unserem Programm am Tanzbrunnen adäquat abbilden. Dort haben wir mit den Beneluxstaaten, ganz NRW und dem Kölner Umland ein sehr großes Einzugsgebiet“, sagt der Posaunist, der an der Stuttgarter Musikhochschule Klassik und Jazz studiert hat.

Die Rythmussportgruppe ist an der Musikhochschule entstanden

Zu den Newcomern des Festivals gehört die Rhythmussportgruppe: „Die Band ist als Projekt für unsere Abschlussprüfung an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf entstanden, die wir nicht ganz so trocken gestalten wollten. Danach sind wir bei vielen Stadtfesten und auch beim Start der Tour de France in Düsseldorf aufgetreten. 2019 gab es für uns dann den Einstieg in den Karneval. Wir sind alles Immis, die sich beim Studium kennengelernt haben. Die Hälfte der Band lebt inzwischen in Köln. Der Rest wohnt in Düsseldorf und im Bergischen Land. Wir verstehen uns selbst als rheinische Band, die mit hochdeutschen Texten arbeitet“, sagt Bandleader Niklas Dahlheimer über seine zehnköpfige Formation.

Das Festival hat er im Vorjahr noch als Besucher erlebt: „Ich war begeistert von der Stimmung, die fast schon an Rock am Ring erinnert hat. Es war toll, als Musiker in diesem Rahmen feiern zu können. Das Festivalkonzept mit seiner großen Bandbreite hat mich voll überzeugt. In der Blasmusikszene passiert im Moment sehr viel. Da kommt immer wieder Neues nach. Der Kern ist die Brass-Musik, aus der sich sehr viel entwickelt hat. Das gilt für Querbeat mit ihrem elektronischen Einschlag genauso wie für Mood Mama mit ihren Hip-Hop-Elementen. Wir selbst verstehen uns als Band mit Bläsern, wobei diese einen signifikanten Anteil an unserem Sound haben.“

Die Vorfreude bei der Band auf das Kölner Festival ist groß: „Das ist für uns das erste Festival in diesem Jahr. Wir freuen uns auf einen tollen Tag mit Gleichgesinnten und sind gespannt auf den Kontakt mit den Kollegen aus dem Süden“, sagt Dahlheimer.

Service: Zweites Original Egerländer Festival “Köln, Kölsch & Blasmusik”, 10. Juni ab 13 Uhr auf dem Open-Air-Gelände des Tanzbrunnens am Rheinparkweg in Deutz. Das Einzelticket kostet 39,80 Euro. Für Musikkapellen und -vereine gibt es die Tickets, bei einer Abnahme von mindestens 15 Karten, um fünf Euro ermäßigt. Weitere Informationen zum Egerländer Festival und zu den Tickets finden sich online unter: