Messe Zuhause wird es rund und bunt

Köln · Wie sieht Freude aus? Ein Bad mit Bällen, fröhlich tanzende Menschen, ein herzhaftes Lachen des Gegenübers. Gute Laune überträgt sich, und auch die Wohnungseinrichtung kann ein Faktor sein, wenn Menschen positiv gestimmt sind.

Einrichtungsexperten erwarten, dass ein neuer Zeitgeist Einfluss auf Möbel und Wohndekorationen nehmen wird.

Foto: dpa/Oliver Berg

Oder es sein möchten und eine optimistische, fröhliche Atmosphäre schaffen wollen.

Das ist einer der Einrichtungstrends der internationalen Möbelmesse imm cologne, die morgen in der Kölnmesse startet und bis Mittwöch stattfindet. Was auffällt: Viele Möbel sind nun oval bis rund, selbst die Linien der Kastenmöbel sind oft geschwungen. „Spaß und Freude passen nicht zu kantigen, rechteckigen Möbeln und strengen Farben“, sagt Markus Majerus, Sprecher der Kölnmesse.

Die Trendanalysten der Kölner Einrichtungsmesse interpretieren diese Entwicklung mit einem Stimmungswandel in Teilen der Gesellschaft. „Wir leben seit Jahren mit vielen negativen Nachrichten wie Corona und Krieg“, sagt Majerus. „Deshalb ist unser Zuhause zum Zufluchtsort geworden.“ Das bleibe es weiterhin - aber mit anderem Blick auf die Dinge. „Wir wollen uns nicht permanent das Leben madig machen. Wir wollen wieder fröhlich sein. Der Trend des Cocoonings wird daher neu interpretiert.“

Wunsch nach einer Wohlfühlatmosphäre bleibt

Der Begriff Cocooning steht für den Rückzug in die eigenen vier Wände - wie Raupen vieler Falter einen Kokon um sich weben und die Außenwelt draußen lassen. Das Zuhause wird besonders schön und gemütlich gemacht. „Zu Coronazeiten haben wir das gebraucht, um uns dem Stress zu entziehen“, erläutert Markus Majerus. Dieser Wunsch nach einer Wohlfühlatmosphäre bleibe. „Aber wir wollen uns zu Hause nicht wegschließen, sondern morgens in einer schönen Wohnung aufstehen und gute Laune bekommen - und diese dann mit nach draußen tragen.“

In einer extremen Ausprägung dieser Entwicklung „gestalten Erwachsene ihr Zuhause ein wenig wie ein Kinderzimmer, verspielt und lieblich“, sagt die Trendanalystin Ursula Geismann, Geschäftsführerin der Initiative Furnier + Natur. Kinder- oder Kidscore nennt sich dieser Trend. Auch das Memphis-Design der 80er Jahre sowie die Popkultur der 70er Jahre kommen derzeit zurück. In anderen Worten: Es wird grell und sehr ungewöhnlich.

„In der Form, in der es die Entwicklung vermutlich in die meisten Haushalte schaffen könnte, ändert sich gar nicht so viel im Vergleich zu dem, was man aktuell in den Geschäften findet“, sagt Markus Majerus. Die runden Formen nehmen noch mal zu, und es gibt etwas mehr Farbe.Hellviolett, Blau und Rostfarben bestimmen den Einrichtungsstil der Zukunft. Trendforscherin Gabriela Kaiser entdeckt unter den Neuvorstellungen vieles in Terrakotta-, Rost- und Curryfarben. „Und vor allem: angegraute und Olivtöne.“ Aber die Farbigkeit kommt laut Kaiser nicht im Rundumschlag zurück - wir wohnen also nicht in der Villa Kunterbunt, es sei denn natürlich, man folgt etwas mehr dem Trend zum Kindercore.

Vielmehr werden die Einrichtungsbeispiele der Hersteller Ton in Ton gehalten, also mit sanften Abstufungen. Ein Beispiel: „Wir haben uns in den vergangenen Jahren wahnsinnig viel Holz ins Zuhause geholt“, sagt Kaiser. „Jetzt verstärken wir die Farbwirkung, indem wir etwa ein terrakotta- oder curryfarbenes Sofa dazustellen. So wird die Atmosphäre im Raum noch mal wärmer, noch wohliger und gemütlicher.“ Auch Stilexpertin Ursula Geismann sieht farbige Akzente, vor allem bei Heimtextilien wie Polstermöbel-Bezügen und bei Dekorationen. So dosiert sind die starken Farben nicht zu dominant.

„Eigentlich sind sie ein Widerspruch zur Stimmung in der Bevölkerung“, sagt Geismann. „Die ist gerade eher in Moll, wenn nicht gar mies. Aber wir versuchen, auch Strohhalme zu finden, um optimistischer zu werden. Es muss weitergehen und es muss auch positiv weitergehen.“ Dabei muss es nicht das Bällebad sein, denn auch frische Farben und Formen können die Stimmung aufhellen.