Natur Blick auf die tierische Seite Kölns
Köln · Den Geißbock Hennes als FC-Maskottchen und das tierische TV-Trio Maus, Elefant und Ente kennen wohl nicht nur die kölschen Pänz. Dabei hat die Domstadt als viertgrößte Metropole der Republik noch mehr in Sachen Fauna zu bieten.
So gibt es in Köln gut eine Million Menschen, auf die etwa 39.000 Hunde und wahrscheinlich noch einmal deutlich mehr Katzen, Meerschweinchen und Goldfische kommen.
Dazu gesellen sich noch tausende Wildtierarten, die in den neun Bezirken der Großstadt und in der sie umgebenden Natur ihr Zuhause haben. Die meisten von ihnen sind Insekten. Es gibt aber auch mehr als 140 Brutvogelarten, etliche Säugetierarten und eine Menge Fisch-, Reptilien- und Amphibienarten nebst diversen Kleinstlebewesen.
Zaunkönige, die mit Presslufthämmern konkurrieren
Viele der tierischen Bewohner haben sich perfekt an das Leben in der Großstadt angepasst. Mit „Presslufthämmern konkurrierende Zaunkönige, in Häuserfassaden brütende Halsbandsittiche oder Kamelle naschende Ameisen“ – all diese wilden Tiere stellt Marie Parakenings in ihrem neuen Buch vor.
Das Werk versteht sich als „ein kleiner Guide für Naturbanausen & Stadtkinder“. Es will kein klassischer Naturführer sein, da die Auswahl der tierischen Kölner „subjektiv und unvollständig“ erfolgt ist, was das Buch aber nicht minder spannend und unterhaltsam macht. Direkt zu Beginn gibt es eine Übersichtskarte mit Bildern, die das Erkennen der tollen Stadttiere erleichtert. Auch ein „Tierknigge“ findet sich am Ende des Buchs.
Jedem Tier wird eine Zahl zugeordnet – so müssen die kölschen Fische wie der europäische Aal im Jahr etwa einer Million Liebesschloss-Schlüsseln ausweichen, die von der Hohenzollernbrücke in den Fluss geworfen werden. Die auf der Straße und den Gehwegen verbliebenen Reste von geschätzt 300.000 Kilo im Karneval geworfenen Kamelle erfreuen auch die Ameisen als Naschwerk.
Nicht ganz so beliebt, zumindest bei den Autofahrern, ist der Marder, der den Recherchen der Autorin zufolge jedes Jahr knapp 1,5 Millionen Euro Schaden an den Kölner Fahrzeugen anrichtet. 200.000 Quadratmeter Wasserfläche hat der Decksteiner Weiher, den nicht nur die Kölner, sondern auch die kölschen Schmuckschildkröten lieben. Sie gehören eigentlich nicht hierher, werden aber oft von ihren Besitzern in der Natur ausgesetzt. Und dort halten es die Tierchen lange aus – sie können bis zu 55 Jahre alt werden.
40.000 Zähnchen befinden sich auf der Raspelzunge der Weinbergschnecke, die sich gerne in den Kölner Gärten und Parks aufhält. Die beiden Domtürme sind bei Wanderfalken sehr beliebt. Alleine sind die Raubvögel allerdings nicht in der Kathedrale, die täglich von mehr als 30.000 Menschen besucht wird.
Laut der Schätzung von Experten gibt es in einer Großstadt wie Köln mehr als 17.000 Insektenarten. Die Bandbreite reicht vom gemeinen Mistkäfer über das Tagpfauenauge bis zum Haselnussbohrer. Zu den fleißigen Tieren zählt das Zilpzalpweibchen, das bis zu 16.000 Mal für den Nestbau hin- und herfliegt. Nicht minder emsig sind die Eichhörnchen, die jedes Jahr pro Tier mehr als 8500 Nüsse, Samen und Eicheln vergraben.
2200 Kilo Kokain haben vier Wildschweine 2010 in der Wahner Heide aufgespürt. Entdeckt hat den spektakulären Fund in der aufgewühlten Erde im Unterholz ein Forstwirt, der zur Jagd unterwegs war. Einen ziemlich großen Hunger hat die Mopsfledermaus, die bis zu 2000 Insekten in einer einzigen Nacht vertilgen kann. Und da es immer weniger Insekten gibt, ist auch diese Fledermausart vom Aussterben bedroht. Das kann man bei den Stadttauben nicht gerade sagen. Sie gibt es mehr als reichlich. Im Jahr fallen bis 153 Tonnen Taubenkot in Köln an.
Ein echtes Arbeitstier ist der Grünspecht, der bis zu 1200 Schnabelstöße pro Minute schafft, wenn er einen Baum aushöhlen will. Zu finden ist der bunte Vogel in Köln zum Beispiel in Kleingartenanlage, auf Industriebrachen oder auf Friedhöfen wie Melaten. Viel Kraft hat auch der Dachs, der seinen Bau bis zu 500 Zentimeter unter die Erde treiben kann. Er fühlt sich in den Stadtwäldern oder in der Wahner Heide wohl.
360 Grad Rundumsicht erreicht der Feldhase mit seinen Glupschaugen. Im Vergleich zu den häufig gesehenen Wildkaninchen hat er deutlich längere Löffel, wie die Ohren beim Hasen genannt werden. Beide Tierarten mögen Parks und Friedhöfe als Lebensraum. Für den Fuchs ist das, was andere Menschen wegwerfen, noch eine gute Nahrung. Er frisst bei Bedarf auch Dönerreste oder Fritten. Schätzungen zufolge verspeisen diese Tiere täglich bis zu 300 Kilo Parkmüll.
Mit „Kölner Tiere“ hat Autorin Marie Parakenings den Kölnern und ihren Gästen eine so unterhaltsame wie lehrreiche Lektüre an die Hand gegeben. Sie hilft Menschen im Alltag, ihre tierischen Mitbewohner besser kennenzulernen und einschätzen zu können. Es wird auch klar, dass gerade diese Tiere eine Großstadt wie Köln lebens- und liebenswert machen.
Marie Parakenings: Kölner Tiere. Ein kleiner Guide für Naturbanausen & Stadtkinder, Kulturverlag Kadmos Berlin, 162 Seiten, 19,90 Euro