Gürznich-Orchester Cembalo-Konzert mit Mahan Esfahani

Köln · Der 1984 in Teheran geborene Cembalist Mahan Esfahani ist in dieser Saison Artist in Residence beim Gürzenich-Orchester. Er wuchs in den USA auf und studierte zunächst Musikwissenschaft und Geschichte an der Stanford University, anschließend Cembalo bei Peter Watchorn in Boston sowie bei der großen tschechischen Cembalistin Zuzana Růžičková in Prag.

Mahan Esfahani präsentiert weltweit das Cembalo-Repertoire der Barockzeit.

Foto: Katja Smith

Mahan Esfahani ist ein mutiger musikalischer Grenzgänger, der für sein Instrument das Tor ins 20. und 21. Jahrhundert weit aufgestoßen hat. Er präsentiert weltweit und von Kritik und Publikum gefeiert das Cembalo-Repertoire der Barockzeit. Darüber hinaus engagiert er sich unermüdlich für die Musik unserer Tage, vergibt Kompositionsaufträge, spielt Uraufführungen und lotet neugierig die fließenden Grenzen zwischen Tradition und Avantgarde aus.

Als Artist in Residence beim Gürzenich-Orchester wurde er in dieser Konzertsaison bereits als Solist der Uraufführung von Miroslav Srnkas Standstill sowie in einem Kammermusik-Programm zusammen mit Musikerinnen und Musikern des Gürzenich-Orchesters gefeiert.

Am Sonntag, 21., Montag, 22., und Dienstag, 23. Mai, spielt Mahan Esfahani das Cembalokonzert von Bohuslav Martinů unter der Leitung von Michael Sanderling. Auf dem Programm dieser drei Abo-Konzerte des Gürzenich-Orchesters in der Kölner Philharmonie stehen außerdem Ludwig van Beethovens 4. Sinfonie und drei Slawische Tänze von Antonín Dvořák.

Martinůs Cembalokonzert changiert höchst kunstvoll zwischen den Form- und Klangidealen der Barockzeit und der klaren, eleganten Nüchternheit der 1930er Jahre. Inspiriert wurde der Komponist durch die große Cembalistin Wanda Landowska und ihre Pionierarbeit auf dem Gebiet einer „Wiederentdeckung“ der Musik Bachs, Händels und ihrer Zeitgenossen.

In seinem Cembalokonzert verband Martinů barocke Formmodelle mit dem antiromantischen Klangideal und der erweiterten Harmonik seiner Zeit. Weniger interessierte ihn hingegen das Cembalo als ein Instrument, das nostalgisch die alte Zeit heraufbeschwört. „Für die Komponisten der 1920er und 1930er Jahre war das Cembalo ein modernes Instrument mit ganz neuen Klangmöglichkeiten“, sagt Mahan Esfahani.

Die 4. Sinfonie Ludwig van Beethovens halt bereits für seine Zeitgenossen als der Inbegriff klassischer Proportionen und lichter, apollinischer Schönheit. Erst Richard Wagner distanzierte sich von diesem Werk, passte es doch mit seinem Charme, Witz und Esprit in Wagners Wahrnehmung nicht zum erhabenen Giganten Beethoven. Heute wird die 4. Sinfonie im Vergleich zu den anderen Beethoven-Sinfonien eher selten gespielt – unverständlicherweise. Denn der Komponist zeigt sich in diesem Geniestreich aus dem Jahr 1806 als ein Meister der Form und von schier unerschöpflicher, immer wieder aufs Neue überraschender Fantasie.

So viel Optimismus in einer Komposition hat – zumindest in diesem Fall – auch autobiografische Gründe: Das Charisma der von Beethoven verehrten Gräfin Josephine von Brunsvik führte den Komponisten zu jenen Glücksgefühlen, die auch die Hörer der Vierten unweigerlich mitreißen und begeistern.

Die drei Konzerte stehen unter der Leitung von Michael Sanderling, der seit der Saison 2021/2022 Chefdirigent des Luzerner Sinfonieorchesters ist. Der 1967 in Berlin geborene Musiker sorgte vor seiner großen Dirigenten-Karriere als preisgekrönter, international gefragter Cellist für Aufsehen. Als Operndirigent trat Michael Sanderling bislang unter anderem mit einer Neuproduktion von Sergej Prokofjews „Krieg und Frieden“ an der Oper Köln in Erscheinung.

Karten für die drei Konzerte in der Philharmonie gibt es im Internet unter: