Klassik Der Oktober in der Kölner Philharmonie

Köln · (step) Der kommende Oktober hat für die Musikliebhaber in Köln und in der Region viel zu bieten. Hier stellen wir Ihnen die kulturellen Höhepunkte für den Herbst in dem renommierten Konzerthaus am Rhein vor:

Souad Massi ist am 28. Oktober in Köln zu Gast.

Foto: KölnMusik GmbH/Yann Orhan


Aus der neuen Welt: Zwei Glanzstücke der Spätromantik funkeln am 6. Oktober ab 20 Uhr im goldenen Klanglicht der Wiener Philharmoniker. Zudem garantiert künstlerische Partnerschaft des Weltklasse-Orchesters mit dem Dirigenten Daniel Harding spannungsvolle Sternstunden. Der Edel-Klangkörper und sein Maestro sind ebenso Glücksfälle dieses Konzerts wie der Solist: Frank Peter Zimmermann, der wie nur wenige der Musik stets Wesentliches abzuringen weiß, begibt sich auf die weitverzweigte Reise durch das Violinkonzert von Edward Elgar: hochvirtuos und sehnsuchtsvoll. Und Sehnsucht treibt auch Antonín Dvořáks in Amerika komponierte Sinfonie „Aus der Neuen Welt“ an. Diese gilt gleichermaßen dem weit sich öffnenden, unbekannten Horizont und dem Heimweh des Komponisten.

Schumann auf der Spur: Die Leidenschaft, mit der Matthias Goerne in Sachen Lied unterwegs ist, könnte man fast schon als Obsession bezeichnen. Zu den Säulenheiligen des Baritons gehört auch Robert Schumann, dessen Kompositionen Goerne aus ganz unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. Das gilt zum Beispiel für die „Dichterliebe“: Entstanden in Schumanns eigenem Hochzeitsjahr geht es darin um die unterschiedlichen Facetten der Liebe. Wenn Matthias Goerne den Zyklus nun in einer Fassung für Bariton und Kammerensemble statt Klavier interpretiert, entlocken die Musikerinnen und Musiker den Liebesliedern Schumanns ganz neue Farben und Zwischentöne. Ebenso wie die „Kinderszenen mit Robert Schumann“ einen Perspektivwechsel darstellen, denn dafür hat Brice Pauset Schumanns berühmte „Kinderszenen“ für Ensemble bearbeitet. Zu Gast in Köln ist Goerne am 8. Oktober um 20 Uhr.

Endspiel: Die Welt nach der Apokalypse, das Ringen der wenigen Überlebenden um Verständigung, der Versuch, noch Sinn zu stiften in einer Umwelt, die bloß noch sinnlos erscheint: György Kurtág wählt für seine 2018 uraufgeführte Oper „Endspiel“ radikale Motive. Samuel Becketts Theaterstück „Endspiel“ skizziert eine Welt im postapokalyptischen Zustand: Menschliche Beziehungen befinden sich im Stadium des Zerfalls, die Protagonisten können das, was ihr Leben ausmacht, nicht mehr benennen. Der ungarische Komponist György Kurtág spitzt diese Motive noch zu und schafft mit seiner 2018 uraufgeführten gleichnamigen Oper ein Stück, das den Schrecken transzendiert. Seine musikalische Formsprache ist klar und präzise und stiftet eine Verbindlichkeit, die fast unmöglich scheint. Termin: 15. Oktober, 20 Uhr.

Jélyotte – Haute-Contre de Rameau: Pierre de Jélyotte war der Lieblingssänger von Jean-Philippe Rameau, mühelos soll er das zweigestrichene C erreicht haben. Reinoud Van Mechelen, gefeierter belgischer Tenor unserer Zeit, wandelt mit seinem Ensemble a nocte temporis auf Jélyottes Spuren. Mehr als 30 Jahre lang war Pierre de Jélyotte der führende Haute-Contre (hohe Tenor) an der Opéra de Paris. Er beherrschte mehr als 150 Partien, und Rameau schrieb ihm zahlreiche Rollen auf den Leib. Eine Auswahl an Rameaus Arien für Haute-Contre bringt Reinoud Van Mechelen zu Gehör, der als gefragter Sänger im Bereich der historisch informierten Musik mit Dirigenten wie William Christie und Philippe Herreweghe gearbeitet hat. Nach Köln kommt er mit seinem eigenen kleinen und feinen Ensemble a nocte temporis. Termin: 22. Oktober, 20 Uhr.

Sequana: Diese Frau passt in keine Schublade: Früher Frontfrau bei der algerischen Heavy-Metal-Band Akator, ging sie danach Solo-Wege als Singer-Songwriterin mit traditioneller Musik. Aber auch das greift zu kurz. Zu individuell, zu persönlich sind die Geschichten, die Souad Massi uns mit ihrer Musik erzählt. Und die ist eng verknüpft mit ihrer eigenen Biografie: 1999 floh sie vor dem Bürgerkrieg aus Algerien und fand Zuflucht in Paris. Doch ihre Heimat hat sie nie losgelassen, und deshalb richtet sie immer wieder den Blick zurück – mit den Mitteln ihrer Kunst. Es ist ein sorgenvoller Blick, mit dem sie aus der Ferne auf ihr Land blickt, verbunden mit der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. So kreisen ihre poetischen Texte um Themen wie Freiheit und Politik, um die Unterdrückung von Frauen und Künstlern oder um Korruption. Musikalisch sind ihre so raffiniert gemachten Songs eine Melange aus arabischer und westlicher Kultur: Folkrock und Country mischen sich mit Chaabi-Pop, Afro-Beats, Raï-Klänge oder französischen Chansons. Termin: 28. Oktober, 20 Uhr

Timbre: Salvador Sobrals Karriere ist an Dramatik wohl kaum zu überbieten. Der portugiesische Sänger und Pianist musste sich 2017 aufgrund akuter gesundheitlicher Probleme mitten in den Proben zum Finale des Eurovision Song Contest von der Bühne verabschieden und seine Schwester singen lassen. Am Ende trat er doch wieder selbst ans Mikrofon – und gewann. Dass Chet Baker mit seinem zarten brüchigen Timbre in der Stimme zu den frühen Vorbildern von Salvador Sobral zählt, ist unverkennbar. Auch sonst gibt es Berührungspunkte: Wie einst der legendäre Trompeter kann auch der junge Sänger und Pianist aus Lissabon bei der Gestaltung seines Repertoires auf Lebenserfahrungen mit Höhen und Tiefen zurückgreifen. Das ungeheure Glück, nach erfolgreicher Herztransplantation vor sieben Jahren nach wie vor wirken zu können, teilt sich in jedem seiner Lieder mit. Termin: 31. Oktober, 20 Uhr.

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