Wirtschaft Als der Strom in Deutschland gelb wurde

Köln · Als Ende der 90er Jahre der deutsche Strommarkt liberalisiert wurde, kam Bewegung in die Energieversorgung. “Strom ist gelb”, verkündete das Kölner Unternehmen Yello-Strom, eine Tochter der baden-württembergischen Stromkonzerns EnBW, das 1999 an den Start ging und das in diesem Jahr mit 120 Mitarbeitenden an der Siegburger Straße sein 25-jähriges Bestehen feiern kann.

 Der innere Schweinehund warb für den gelben Strom.

Der innere Schweinehund warb für den gelben Strom.

Foto: Strom/Yello

Im Gedächtnis geblieben sind bei vielen Kunden vor allem die kreativen und einprägsamen Werbespots von Yello. So schickten die Kölner unter anderem den inneren Schweinehund ins Rennen, der ein wenig an den außerirdischen Alf aus der gleichnamigen TV-Serie erinnerte. Den galt es auszutricksen, weil er zwischen den Kunden stand, die bereit waren, den Stromanbietern zu wechseln, was nach Jahrzehnten in einem fixen Strommarkt gar nicht so leicht fiel.

Doch nicht nur mit fantasievoller Werbung versuchten die Kölner Neukunden an Land zu ziehen. Entscheidender waren unter dem Motto „Gut, gelb, günstig“ die günstigen und leicht verständlichen Stromtarife von Yello. So kostete die Kilowattstunde 19 Pfennig bei einer Grundgebühr von 19 Mark im Monat. Damit gewann man binnen von vier Jahren eine Million Kunden für den „gelben“ Strom.

Heute versorgt Yello bundesweit 900.000 Kunden mit Strom, bietet aber auch Gas an, macht Kombiangebote und hilft bei Solaranlagen. Der Schweinehund wurde inzwischen eingemottet, dafür ist jetzt die ewig meckernde Klyma Wandel im Fokus der Yello-Werbespots. Denn beim Kölner Unternehmen spielt Nachhaltigkeit seit längerer Zeit die zentrale Rolle. So werden die Kunden seit 2020 zu 100 Prozent mit Ökostrom versorgt, der zu 90 Prozent aus Wasserkraft und zu zehn Prozent aus Solarenergie gewonnen wird. Bis 2035 will man bei Yello klimaneutral sein.

„Es hat sich in den vergangenen 25 Jahren bei uns sehr viel getan. Setzte man früher beim Kundenservice auf Callcenter, läuft heute mit der Website und der Yello-App alles rein digital ab. Kontinuität gibt es bei den Mitarbeitern, viele sind seit mehr als 20 Jahren dabei. Trotzdem haben wir mit einem Altersdurchschnitt von 30 bis 40 Jahren eine junge Mitarbeiterschaft. Wir haben zum Beispiel schon früh auf Teilzeit und eine Altersvorsorge, die man selbst gestalten kann, gesetzt“, sagt Geschäftsführer Volker Bloch.

In der Anfangszeit habe als Start-up mit einem eher aggressiven Marketing und großen Investitionen in der Marke und die Werbung nach der Liberalisierung des Strommarktes die stärksten Zuwächse erreichen können. „Heute sind wir als Unternehmen erwachsen geworden. Yello ist wirtschaftlich und finanziell gesehen ein sehr gesundes und bei den Kundenzahlen ein sehr stabiles Unternehmen, das mit seinen Angeboten Kunden andere Kundengruppen als unsere Mutter EnBW erreichen kann“, erklärt Bloch. Es werde ein positives Ergebnis im Millionenbereich erzielt.

„Auf dem Strommarkt gibt es aktuell etwa 200 Anbieter. Hier liegen wir als Unternehmen in den Top 10.“ Dagegen sei man bei den Rankings der Vergleichsportale nicht an der vordersten Position, was auch nicht im Sinn der eigenen Unternehmensstrategie sei. „Preishopper, die jedes Jahr den Anbieter wechseln, gehören nicht zu unserer Zielgruppe. Wir haben sehr treue Kunden, die teilweise schon mehr als zehn Jahre ihren Strom von uns beziehen.“

Was die Zukunft angeht, zeigt man sich beim Kölner Unternehmen optimistisch: „Es gibt zwei Megatrends - die Elektrifizierung und die Digitalisierung. Gerade bei der Mobilität aber auch beim Heizen setzen die Kunden immer mehr auf Strom, wodurch der Markt weiter wächst. Dazu kommen intelligente Zähler und Tarife, denen die Zukunft gehört und mit denen man auf individuelle Kundenwünsche eingehen kann“, sagt Tobias Justus als Business Lead Leiter des Produktmanagements.

Man gehe davon aus, dass bis 2030 ein Drittel der Haushalte über intelligente Messsysteme verfügen wird. „Hier sind aktuell Nationen wie Großbritannien, Frankreich, Italien und die skandinavischen Länder die Vorreiter. Dort liegt der Anteil schon bei weit über der Hälfte. In Deutschland sind wir aktuell noch bei ein oder zwei Prozent. Bereits 2007 haben wir diese Zähler schon einmal angeboten, damals war das noch zu früh. Aber heute wissen wir, dass das der Markt der Zukunft ist“, erklärt Bloch. Der Wechsel der Zähler sei einfach und schnell, allerdings gebe es aktuell länger Wartezeiten. Übernommen wird der Zählerwechsel vom lokalen Netzbetreiber.