Karneval Kölner Röschen-Sitzung feiert ihr Jubiläum

Köln · Mitte der 90er Jahre war die Haltung der traditionellen Karnevalisten in Köln zum alternativ, queeren Karneval noch äußerst reserviert. Da wurde die schwule Jungfrau im Rodenkirchener Dreigestirn noch sehr kritisch betrachtet und ihr Lebensgefährte wurde dazu verdonnert, immer drei Meter hinter ihr zu gehen.

 Die Macher der Röschen Sitzung vor dem Kölner Gloria.

Die Macher der Röschen Sitzung vor dem Kölner Gloria.

Foto: step/Eppinger

Der Besuch des damaligen Festkomiteepräsidenten Hans-Horst Engels bei der Rosa Sitzung war einer Kölner Boulevardseite eine rosa Sonderseite wert.

Heute knapp 30 Jahre später hat sich viel geändert. Der queere Karneval hat es bis ins Karnevalsmuseum am Maarweg geschafft. Die Stattgarde Colonia Ahoj gehört als ordentliches Mitglied zum Kölner Festkomitee und stellt in der kommenden Session erstmals das Dreigestirn. „Wir haben mit unserer Sitzung viel bewegt“, sagt Schauspieler Claus Vinçon, ein queerer Karnevalist der ersten Stunde.

30 Jahre queerer
Sitzungskarneval

Im kommenden Jahr kann der queere Sitzungskarneval auf sein 30-jähriges Bestehen zurückblicken. 1995 ging die Rosa Sitzung erstmals im Gloria-Theater an den Start. Initiiert hatte das neue Formal im jecken Treiben der Stadt eine Gruppe von Künstlern um Hella von Sinnen, Georg Uecker und Ralph Morgenstern. Hella von Sinnen war die erste Präsidentin im Sixpäck, der den herkömmlichen Elferrat ersetzte.

Viele bekannte Musikstars wie Vicky Leandros, Gitte, Jürgen Marcus, Michael Holm und die Weather Girls waren zu Gast auf der Bühne der Rosa Sitzung. Ein Auftritt des Dreigestirns sorgte damals in Köln für großes Aufsehen. Bereits im zweiten Jahr wurde das Ganze vom WDR in die heimischen Wohnzimmer gebracht. Die kreative Führung übernahmen nach dem Ausstieg von Hella von Sinnen und anderen die Macher der heutigen Röschen-Sitzung Stephan Runge und Claus Vinçon sowie Bernd von Fehrn, Georg Roth und Marcos Schlüter. Vom Gloria ging es später ins größere Limelight mit seinen 1000 Plätzen.

Bis 2004 gab es mehr als 80 Veranstaltungen. Nachdem der WDR im Sommer 2004 trotz des großen Erfolgs die Zusammenarbeit aufgekündigt hatte, trennten sich die kreativen Köpfe von ihrem Veranstalter und brachten vor 20 Jahren die kleinere, aber dafür bissigere und politischere Röschen-Sitzung auf den Weg, die 2005 im Mülheimer Kulturbunker ihre Premiere feierte.

Inzwischen ist diese an den alten Ort der Rosa Sitzung zurückgekehrt und feiert in der kommenden Session mit einer großen Jubiläumsgala im Gloria unter dem Motto „Für eine Handvoll Glitzer“ das 20-jährige Bestehen mit insgesamt acht Sitzungen. Durch den Abend führen Marion Radtke und Matthias Brandebusemeyer. Für den richtigen Sound sorgt die Damenkapelle „Abends mit Beleuchtung“ mit Gabriele Jüttner, Britta Hussong und Nicole Sperrmann.

Gäste der Jubiläumsgala der Röschen Sitzung sind die Pink Poms, Jonathan Briefs und Swanee Feels sowie am 9. Februar die Stattgarde Colonia Ahoj. Premiere feiert die Sitzung im kommenden Jahr am 31. Januar. Die letzte Röschen Sitzung ist für den Karnevalssamstag am 1. März geplant. Alle Veranstaltungen beginnen außer sonntags (16 Uhr) um 20 Uhr. Der Vorverkauf hat bereits im März begonnen. Aktuell sind etwa 60 Prozent der Tickets schon verkauft worden. Für alle Termine der Röschen Sitzung gibt es aber derzeit im Gloria mit seinen mehr als 300 Plätzen noch Karten, die im Vorverkauf ab 43 Euro angeboten werden.