TH Köln TH Köln entwickelt neues Verfahren zur Früherkennung des Grünen Star
Köln · Der Grüne Star (Glaukom) ist die häufigste Erkrankung des Sehnervs und kann zu Gesichtsfeldausfällen und schlimmstenfalls zur Erblindung führen. Für die Behandlung ist daher eine rechtzeitige Diagnose sehr bedeutsam.
Wegen der hohen Anschaffungskosten können sich aber nicht alle Praxen für Augenheilkunde oder optometrische Zentren entsprechende Geräte leisten.
Die Technische Hochschule (TH) Köln arbeitet in dem mit rund 1,3 Millionen Euro geförderten Projekt Falco daher an einem neuen System, das deutlich kostengünstiger werden soll. „Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass nur rund die Hälfte der Glaukom-Erkrankungen frühzeitig erkannt wird. Dabei können eine rechtzeitige Diagnose und Behandlung den Prozess – also das durch einen zu hohen Augeninnendruck oder eine Durchblutungsstörung verursachte Absterben von Nervenzellen – deutlich verlangsamen“, sagt Prof. Uwe Oberheide vom Institut für Angewandte Optik und Elektronik der TH Köln. Das Problem: Herkömmliche Untersuchungsgeräte zur Netzhauttopographie oder zur optischen Kohärenztomographie seien teuer und daher nicht flächendeckend verbreitet.
Stationärer OCT-Messstrahl
soll System vereinfachen
Das neuartige Gerät, das im Projekt Falco entwickelt werden soll, wird auf der optischen Kohärenztomographie (OCT) basieren. Bei diesem bildgebenden Verfahren werden dreidimensionale Aufnahmen der Netzhaut des Auges in Mikrometerauflösung angefertigt, um Verformungen an der Oberflächenstruktur sichtbar zu machen. Sind welche zu sehen, liegt ein Glaukom vor. „Bei konventionellen klinischen Systemen dieser Art fährt ein Laserstrahl automatisiert über das Auge und misst es. Die beweglichen Teile, die hierfür notwendig sind, müssen sehr präzise und schnell arbeiten und sind daher sehr teuer“, erklärt Oberheide.
Bei dem neuen Verfahren soll auf diese teuren beweglichen Teile verzichtet werden. „Wir verfolgen den Ansatz, dass der OCT-Messstrahl stationär bleibt. Das bedeutet, dass das Auge nicht mehr in einer starren Position verharrt, während es gemessen wird. Stattdessen steht der Laserstrahl fest, das Auge wird frei bewegt und die Oberfläche der Netzhaut nach und nach erfasst. Patienten können so bequem auf ein sich bewegendes Fixationsobjekt – etwa einen leuchtenden Punkt – schauen, ohne sich zwingen zu müssen, fest auf einen Fixationspunkt zu starren“, berichtet Oberheide. Die so aufgenommenen Daten sollen anschließend algorithmisch behandelt und bewertet werden können.
Ein solcher Aufbau mache das Gesamtsystem nicht nur kostengünstiger und somit erschwinglicher für augenärztliche Praxen mit üblichem Ausstattungsstandard, sondern führe auch dazu, dass so genannte Bewegungsartefakte minimiert werden können. Das sind Messfehler, die entstehen, wenn sich das Auge während des herkömmlichen automatisierten Scanverfahrens bewegt. „Darüber hinaus kann die Messdauer viel flexibler an das Aufmerksamkeitslevel der Patienten angepasst werden, da sich die Untersuchung nicht mehr an standardisierten Messprotokollen orientieren muss,“ sagt Oberheide.
Durch die Verbesserung der Früherkennung könnte die Gesundheitsversorgung in zweierlei Hinsicht maßgeblich gewinnen, wie Oberheide erläutert: „Die möglichst lange Aufrechterhaltung der Sehkraft, die durch eine rechtzeitige Diagnose und Behandlung unterstützt wird, trägt zur Lebensqualität von Glaukom-Betroffenen bei. Zudem bringt sie in Relation zu den Folgekosten einer schweren Sehbehinderung oder Erblindung erhebliche finanzielle Vorteile für das Gesundheitssystem mit sich.“
Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Maßnahme „Forschung an Fachhochschulen in Kooperation mit Unternehmen“ bis 2026 mit rund 1,3 Millionen Euro gefördert.