Natur Wildgänse werden zum Problem in Köln

Köln · (step) Zur Eindämmung der invasiven Nil- und Kanadagänse hat die Stadt ein „Gelegemanagement“ in den Grünflächen gestartet. Sie hat einen externen Experten beauftragt, Brutstätten ausfindig zu machen und die Eier bis auf eines – sonst könnten die Tiere Ersatzgelege anlegen – zu entfernen.

Kanadagänse fressen Gras am Ufer des Decksteiner Weiher.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Die Eier werden entsprechend der gesetzlichen Vorgaben entsorgt und derzeit dem Zoo zur Verfügung gestellt. Ziel ist es, die Anzahl der bei uns ursprünglich nicht heimischen Tiere zu verringern.

Derzeit beobachtet der Experte Gelege von Nil- und Kanadagänsen und entnimmt erste Eier. Nilgänse legen durchschnittlich sechs bis zehn Eier, Kanadagänse bis zu sechs Eier. Die bisher vorgefundenen Gelege lassen darauf schließen, dass nur wenige Wildgänse in den Grünanlagen brüten.

Die Stadt hatte ein Planungsbüro mit der „Managementkonzeption des Gänsebestands auf innerstädtischen Gewässern im Kölner Stadtgebiet“ beauftragt und zur praktischen Umsetzung einen Biologen engagiert. Alle Maßnahmen wurden mit dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen abgestimmt.

Seit einigen Jahren ist in den Kölner Grünanlagen eine große Population von invasiven Wildgänsen zu beobachten. Bei Zählungen wurden an den Kölner Weihern und Kanälen sowie in den Grünanlagen rund 600 Kanada- und 70 Nilgänse festgestellt. Die Hinterlassenschaften der Tiere auf den Wiesen sind zwar gänzlich ungefährlich, sehen aber unschön aus und schränken manchmal die Bewegungsfreiheit besonders für Familien mit Kleinkindern ein. Das führt häufig zu Beschwerden.

Wildgänse sind keine guten Nahrungsverwerterinnen. Sie fressen täglich bis zu einem Drittel ihres Körpergewichts und scheiden das Meiste davon wieder aus. Das macht rund 1,4 Kilogramm in Form von 150 Kothäufchen pro Tier am Tag bei natürlicher Nahrung wie Gras.

Wenn gefüttert wird,
vergrößert sich das Problem

Wenn vermeintliche Tierfreunde die Gänse füttern, erhöhen sich neben deren Körpergewicht und Nahrungsbedarf auch die Ausscheidungen. Die Stadt appelliert daher an alle Bürger, keine Tiere zu füttern. Zudem ist Brot aufgrund des hohen Salz- und Kohlehydratgehalts für die Wasservögel schädlich. Auch den Gewässern schadet Brot, sie können aufgrund der Inhaltsstoffe kippen. Aus diesen Gründen gilt in den Parks und Grünanlagen im Stadtgebiet ein Fütterungsverbot.

Manfred Kaune, Leiter Grünflächenamtes der Stadt erläutert: „Die Fütterung von Wildtieren in Parks ist falsch verstandene Tierliebe. Die Zahl der Nil- und Kanadagänse ist in Köln auch deshalb so hoch, weil die Tiere hier ausgiebig gefüttert werden.“

Er verweist auf den Mediapark: „Dort wird das Fütterungsverbot in Absprache mit den Eigentümern durchgesetzt und es gibt nun deutlich weniger Gänse als im Vorjahr. Dies funktioniert dort unter anderem so gut, weil der zu überwachende Bereich recht überschaubar ist. Die rund 2800 Hektar städtischer Grünflächen in Köln lassen sich aber nicht so engmaschig kontrollieren. Wir sind deshalb auf die Unterstützung der Bürger angewiesen und appellieren an sie, auf das Füttern von Wildgänsen zu verzichten und dadurch dazu beizutragen, effektiv die Population der Tiere zu reduzieren.“ Die Mitarbeiter des Ordnungsdienstes werden bei ihren Streifen auch auf die Einhaltung des Fütterungsverbots an den Gewässern in den Grünanlagen achten.

Als natürlicher Feind ist in der Millionenstadt Köln nur noch der Fuchs geblieben, Krähen und Raben fressen in seltenen Fällen Küken und Jungvögel. Aber auch die natürlichen Fressfeinde finden in der Regel dank weggeworfener Lebensmittel ausreichend Futter.

Hinweis: Für die Begehungen der Grünflächen und das Aufsuchen der Habitate hat die Stadt einen externen Biologen beauftragt. Sein Assistent und er haben dafür eine Genehmigung der Unteren Jagd- und Fischereibehörde erhalten. Ohne eine solche Genehmigung, die nur in Ausnahmefällen und nur zu bestimmten Zwecken erteilt wird, darf man sich Gelegen nicht nähern, dies ist gesetzlich verboten. Zudem können Muttertiere auf Annäherung aggressiv reagieren.