Kommunalwahl: SPD setzt auf Nachwuchs – und opfert Routiniers

Ärger nach der Aufstellung der Reserveliste bei der SPD: Ralf ten Haaf tritt als Ausschusssprecher zurück.

Burscheid. Für die Burscheider SPD hatte die Bestimmung der Wahlkreiskandidaten für die bevorstehende Kommunalwahl richtungsweisenden Charakter. "Wir möchten zeigen, dass unser ,Team 2009’ eine Chance hat. Daher wollen wir die jungen Leute an die Verantwortung heranführen und dies durch die Wahl bestätigen", hatte Ortsvereinsvorsitzender Klaus Becker am Samstag vor der Abstimmung in der Gaststätte Massiefen erklärt.

Damit die angestrebte Verjüngung auch tatsächlich voranschreiten kann, machte der Vorstand von seinem Vorschlagsrecht Gebrauch: Knapp die Hälfte der 16 Wahlbezirksposten sollte mit Nachwuchskräften besetzt werden. Die Versammlung mit insgesamt 43 Stimmberechtigten schloss sich mit großer Mehrheit der Empfehlung an. Auch auf der Reserveliste fanden sich viele junge Kandidaten wieder. Somit soll der Jugendstil der SPD auch im künftigen Rat der Stadt Einzug halten.

Ebenfalls eine Verjüngung erfuhren die beiden Burscheider Kreistagswahlbezirke. Für den Bezirk I wurden Dana Becker mit Jakob Fromm und Bodo Jakob als so genannte Huckepack-Kandidaten gewählt, im Bezirk II wurden Claudia Seydholdt und Ersatzkandidat Daniel Jagla gewählt. Mit der Nominierung Bodo Jakobs besteht für den Kreistag die Möglichkeit, ihn in den Regionalrat zu entsenden.

Der Vorsitzende Klaus Becker zeigte sich vom Verlauf der "harmonischen Versammlung" sehr zufrieden. Besonders erfreulich war aus seiner Sicht die Anwesenheit der vielen Jusos, allein 20 aus dem Team 2014. Mit dem eingeleiteten Generationenwechsel, so Becker, habe man dem Nachwuchs gegenüber die Glaubwürdigkeit behalten und ihnen für die übernächste Kommunalwahl eine Perspektive gegeben.

Auf der Strecke bleiben dabei aber zwei erfahrene Kommunalpolitiker, die bisher auch als Ausschusssprecher ihrer Fraktion gedient hatten: Ralf ten Haaf (Stadtentwicklungsausschuss) und Achim Troike (Schule & Soziales). Ten Haaf wird zwar wieder im Wahlkreis 2 kandidieren, den er bei der vergangenen Kommunalwahl gegen Jürgen Weidemann (CDU) verloren hatte. Er ist aber nicht mehr über die Reserveliste abgesichert: Statt auf Platz fünf liegt er nun auf Platz 13. Derzeit verfügt die SPD über neun Ratsmandate.

Troike erhielt auch bei der Kandidatur für den Wahlkreis 2 Konkurrenz: Pierre Aßmann von den Jusos setzte sich durch. Da für Troike nur Listenplatz 14 hinter ten Haaf vorgesehen war, erklärte er auf der Sitzung, für den künftigen Rat nicht mehr zur Verfügung zu stehen, und verließ danach die Versammlung. Troike war bei Becker und Fraktionschef Dieter Müller auch schon als Fraktionsgeschäftsführer in Ungnade gefallen.

Ralf ten Haaf, durch seine neunjährige planungspolitische Sprecherfunktion einer der profiliertesten Sozialdemokraten, zeigte sich von der Entscheidung des Vorstands "maßlos enttäuscht". Im Vorfeld sei mit ihm nicht gesprochen worden. "Das mache ich vor allem meinem Fraktionsvorsitzenden zum Vorwurf." Die Entscheidung sei fachlich und menschlich nicht nachvollziehbar. Als Konsequenz erklärte ten Haaf am Sonntag in einer Mail an Müller seinen sofortigen Rücktritt als Sprecher der SPD im Stadtentwicklungsausschuss. Ratsmandat und Ausschussmitgliedschaft will er aber beibehalten.