Lasse Pütz (SPD): Ein Visionär mit Außenseiterchancen bei der Bundestagswahl

Der 27-jährige Jurist kandidiert zum zweiten Mal für den Bundestag. Er misstraut den Meinungsumfragen für seine Partei.

Rhein.-Berg. Kreis. Lasse Pütz kann sich nicht daran erinnern, wann er zum letzten Mal einen Spielfilm gesehen hat. "Bei mir ist der Fernseher so gut wie gar nicht an." Höchstens die Nachrichten schaue er. Viel Zeit zum Fernsehen bleibt dem 27-Jährigen derzeit sowieso nicht, er ist Bundestagskandidat für die SPD im Rheinisch-Bergischen Kreis.

Das bedeutet harten Wahlkampf. Zum einen, weil er mit Wolfgang Bosbach (CDU) und Christian Lindner (FDP) starke Gegner hat. "Christian Lindner ist überregional bekannt, seine Kandidatur kann mir zum Vorteil gereichen", sagt Lasse Pütz. Er nennt als Beispiel Bonn, wo Guido Westerwelle als prominenter FDP-Kandidat viele Erststimmen bekam, die dem CDU-Kandidaten fehlten. Dadurch gewann der SPD-Kandidat Ulrich Kelber den Wahlkreis. Aber Lasse Pütz ist realistisch: "Ich würde sagen, ich habe Außenseiterchancen."

Schwierig ist der Wahlkampf für den Juristen auch durch das Verhalten anderer Sozialdemokraten. Bekanntlich haben die Dienstwagen-Affäre von Ulla Schmidt oder Steinmeiers Wahlversprechen bezüglich der Arbeitsplätze für viel Wirbel gesorgt. "Es gibt so ’ne gewisse Sippenhaft, man muss sich immer für die anderen rechtfertigen", erzählt Pütz. Da müsse man manchmal sagen: "Ich bin hier der Direktkandidat, und ich stimme mit allem auch nicht überein."

Im Großen und Ganzen sei die Stimmung jedoch erstaunlich positiv. "Bei der vorletzten Europawahl wollte man mich ungespitzt in den Boden rammen", erzählt der Sozialdemokrat. Damals waren die Umfragewerte der SPD ähnlich wie die aktuellen. "Dieses Mal werde ich angesprochen und es wird gesagt, vieles sei positiv. Die Umfragen und die Stimmung passen nicht zusammen."

Zu Steinmeiers Ankündigung, vier Millionen Arbeitsplätze schaffen zu wollen, sagt Pütz: "Das wird ein schweres Stück. Vier Millionen ist eine hohe Zahl, aber sie ist realistisch. Es geht ja um neue Arbeitsplätze, gleichzeitig fallen andere weg." Mögliche Bereiche für die neuen Stellen seien unter anderem der Gesundheits- und Bildungsbereich. Der Kandidat findet es gut, sich hohe Ziele zu stecken. "Man muss Visionen haben, damit man weiß, was man will und wo es hin geht. Man darf aber nichts vormachen, was man nicht halten kann."

Schafft es Pütz in den Bundestag, will er sich mehreren Themen widmen. "Die Arbeitsmarktpolitik ist sehr wichtig, auch die Zukunftspolitik. Denn so wie es jetzt ist, geht es nicht weiter. Wir müssen weg davon, Schulden zu machen, unter denen die künftigen Generationen leiden."

Zum Beispiel seine Kinder. Momentan sei eine eigene Familie zwar kein Thema, "aber irgendwann möchte ich schon eine haben. Eine Familie ist etwas unheimlich Schönes und Erstrebenswertes, ein Leben ohne Kinder kann ich mir nur schwer vorstellen", sagt Lasse Pütz.

Der 27-Jährige verbringt seine Freizeit auch schon mal am Herd. "Ich bin zwar kein Meisterkoch, aber ich hatte schon als kleiner Junge in der Küche meiner Eltern meinen festen Platz. So bin ich quasi da reingewachsen." Zu seinen Lieblingsspeisen gehören Kasseler mit Püree, Sauerkraut und "Bunnezupp".

In seiner Jugend war Pütz als Radfahrer ziemlich erfolgreich, nahm an deutschen Meisterschaften teil und war in der Bundesliga-Auswahl. Dieses Jahr hat er auch kleinere Räder beziehungsweise Rollen ausprobiert. "Ich bin zum ersten Mal Inlineskaten gewesen. Mittlerweile beherrsche ich es auch unfallfrei."

Pütz begeistert sich nach eigener Aussage darüber hinaus für technische Neuerungen. "Zum Beispiel mein neues Handy, das ich als Wahlkampfplaner nutze." Er habe dennoch einen Nachteil gegenüber Bosbach und Lindner, indem er auf ein Büro verzichten müsse, das seine Termine koordiniert.

Schafft er es nicht in den Bundestag, so will er weiter auf kommunaler und Kreisebene politisch aktiv sein. Ferner will er im Beruf Fuß fassen. "Rechtsanwalt könnte ich mir gut vorstellen, oder die Arbeit in einem Unternehmen oder in der Verwaltung. Ich will einen Job, der mir Spaß macht, und nicht auf Berufspolitiker spekulieren."