Vereinsleben Schützengeschichte aus 150 Jahren
Dieter Esgen hat eine Chronik des Burscheider Vereins erarbeitet. Seit gestern befindet sie sich auch im Besitz des Stadtarchivs.
Burscheid. Im Nachgang zu seiner Zeit als Burscheider Schützenkönig 2005/06 plagte Dieter Esgen eine Sorge: Die lange Geschichte des Vereins könne verloren gehen. Also hat er er sich darangemacht, eine Chronik zu verfassen — immer das Jubiläumsjahr 2014 mit den Feiern zum 150-jährigen Bestehen vor Augen. Inzwischen ist das 100-Seiten-Werk fertig. Am Donnerstag überreichten Esgen und der Vereinsvorsitzende Michael Wehner Bürgermeister Stefan Caplan ein Exemplar für das Stadtarchiv.
Esgens Familie ist seit Jahrzehnten mit dem Verein verwoben. Willi Weber, Onkel des heute 69-Jährigen, hat 1919 den Burscheider Schützenmarsch komponiert, der der im vergangenen Jubiläumsjahr zur Aufführung kam. Und Großvater Otto Weber war zum 50-jährigen Vereinsbestehen gar Schützenkönig „in Vertretung des Kaisers“: Wilhelm II. hatte zwar einen Orden gestiftet, der heute noch die Königskette ziert. Aber den Weg nach Burscheid fand er dann doch nicht.
Neun Jahre hat Esgen, selbst schon mehr als ein halbes Jahrhundert Mitglied im Verein, zusammengetragen, was über die Vereinsgeschichte zu finden war: in den Festschriften, im Stadtarchiv, im Familiennachlass, bei den anderen der insgesamt noch 185 Mitglieder. Vor allem aber hat der Schriftführer Bildmaterial gesammelt. Und so ist die Chronik trotz eines umfänglichen Textteils in erster Linie ein Fotobuch geworden.
Die Könige sind alle aufgeführt, seit 1949 auch mit Bild, gleiches gilt für die Prinzen. Aber neben der vielen Tradition dokumentiert das Buch auch die weiteren Aktivitäten der Schützen: das regelmäßig ausverkaufte Oktoberfest, das Jubiläumskonzert mit den Bläck Fööss, den Rathaussturm an Altweiber, bei dem sich das Schützenhaus zum Rathaus wandelt.
Wäre der Andrang beim Schützenfest ähnlich groß wie bei diesen Sonderveranstaltungen ohne Uniform und Schützentradition, der Verein könnte sich vor Freude nicht lassen. Zwar ist die Traditionsabteilung mit zwei Dritteln der Mitglieder noch immer größer als die Sportschützenabteilung. Doch seit Jahren nimmt sie bedauernd zur Kenntnis, dass die öffentliche Anteilnahme am Schützenfest stark rückläufig ist.
Dass das einmal anders war, auch davon zeugt die vorgelegte Chronik. Die hohe Fotobuchqualität hat ihren Preis: 75 Euro werden nur wenige Interessenten aufbringen wollen. Darum soll es bald auch noch eine einfache Broschürenausgabe zu einem erschwinglichen Preis geben.
Deren Besitzer erfahren dann auch, wo die Schützen die ersten Übungen unter freiem Himmel absolvierten — im Bereich der heutigen Schützeneich natürlich. Erst später wurde das heutige Gelände erworben und hat in der Folge vier Neubauten und einen Umbau erlebt. So wie auch der Verein gerade in jüngster Vergangenheit einige turbulente Zeiten erlebt hat. Der Chronist erleichtert im Rückblick: „Wir scheinen uns ja wieder in ruhigerem Fahrwasser zu bewegen.“