So sah der Sternenhimmel früher aus

Kunstsammler Willy Müller besitzt drei Vorlagen, welche die Gewölbedecke auf Schloss Burg zeigen.

Foto: Uli Preuss

Bergisches Land. Früher prangten goldene Sterne auf dem aufgemalten Himmel der Gewölbedecke in der Kapelle von Schloss Burg. Wie das ST berichtete, wird zurzeit diskutiert, ob die Decke des Gebäudes wieder in ihren ursprünglichen Zustand versetzt und der Sternenhimmel wiederhergestellt werden soll. Ein Brand im Jahr 1920 hatte die prachtvolle Deckenbemalung jäh zunichtegemacht.

Wie diese früher ausgesehen hat, weiß Kunstsammler Willy Müller ganz genau: Der Solinger besitzt drei originale Vorlagen, wohl entstanden um die Jahrhundertwende, nach denen die Kapelle ursprünglich gestaltet worden war. Sie kommen aus dem Nachlass des Künstlers Willy Spatz. „Die Bilder wurden bereits auf der Deutschen Kunstausstellung von 1902 in Düsseldorf gezeigt“, erklärt Müller. Erstanden habe er sie im Jahr 2002 oder 2003, als sie in einem Auktionskatalog angeboten wurden. Ihren Gesamtwert schätzt er auf circa 10.000 Euro, doch der materielle Wert seiner Kunst interessiert ihn eigentlich nicht besonders. „Ich hege auch keine Verkaufsabsichten“, sagt er schmunzelnd.

Bevor Müller die Vorlagen gekauft hatte, machte er auch den damaligen Museumsdirektor von Schloss Burg, Dr. Dirk Soechting auf seine Entdeckung aufmerksam: „Ich wollte nicht mit der Burg konkurrieren und dem Museum durch meinen Kauf vorgreifen. Aber Soechting hatte an den Bildern kein Interesse.“ Worüber der Kunstsammler ziemlich erstaunt war. „Immerhin sind das für die Burg wichtige historische Dokumente. Man kennt das ja: Die privaten Sammler springen dann ein, wenn die öffentliche Hand kein Interesse hat.“ Versierte Kenner von Schloss Burg dürften beim Betrachten der Bilder gleich die religiösen Motive an den Wänden der Kapelle wiedererkennen. Eines sticht besonders heraus: Es zeigt einen Missionar bei einer inbrünstigen Predigt, während die einfache Bevölkerung offenbar andächtig seinen Worten lauscht.

Was die Szene genau darstellen soll, daran lässt der Künstler keinen Zweifel. Über dem Bild steht in Versalien geschrieben: „Die Christianisierung durch den Heiligen Suitbertus im Bergischen Lande“. Gleich daneben der Satz: „Sie werden kommen und Gerechtigkeit predigen.“ Die anderen beiden Bilder zeigen romantisch verklärte Engelsmotive — auf einem musizieren Frauen mit Flügeln und Blumengewinden auf dem Kopf gemeinsam und einige von ihnen halten liebevoll ein Kind im Arm. Die vollkommene Harmonie.

Willy Müller Kunstsammler

Die dritte Darstellung zeigt ebenfalls eine weibliche Engelsfigur in der Mitte des Bildes, die wohl von den irdischen Wesen, Männer und Frauen rechts und links in der Darstellung, angefleht wird. Es bleibt viel Raum für Interpretationen.

Mit einer kunsthistorischen Deutung der Gemälde hält ihr Besitzer Willy Müller sich aber lieber zurück. „Da möchte ich mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.“

Die Bilder sind seiner Einschätzung nach in Gouache gemalt — eine Maltechnik, bei der mit verdünnter Ölfarbe auf Karton gearbeitet wird. Eine besondere Wirkung erhalten die Bilder nicht zuletzt durch die vergoldeten und prächtig verzierten Gipsrahmen, die im Jugendstil ein typisches Mittel waren, um ein wertvolles Gemälde zusätzlich zu veredeln.

Müller würde es derweil begrüßen, wenn der Sternenhimmel in der Kapelle wiederhergestellt würde. „Die Malerei im Schloss ist so ziemlich das Einzige, was noch original erhalten ist.“ Vor allem sei es wichtig, die didaktische Funktion der Malereien im Rittersaal wieder in den Vordergrund zu stellen, da sie am besten die bewegte Geschichte der Burg erzählen könnten.