Stadtarchiv: Entstaubte Stadtgeschichte zum Anfassen und Erinnern
Erstmals nimmt Burscheid am Tag der Archive teil. Der 6. März soll die gehüteten Schätze stärker ins öffentliche Bewusstsein rücken.
Burscheid. "Ich habe meine Bücher wieder." Jahrzehntelang hatte die Standesbeamtin die Geburts-, Ehe- und Sterberegister der Stadt gepflegt. Jetzt, nach ihrer Pensionierung, begegnet sie ihnen im Stadtarchiv wieder und pflegt sie dort weiter. Nicht im Sinne der Fortschreibung, sondern zur Nutzbarmachung für Ahnenforscher und Wissenschaftler.
Seit 2004 wird das Stadtarchiv von einem Kreis ehrenamtlicher Helfer mitbetreut und erweitert. "Jetzt sind wir so weit, etwas vortragen und zeigen zu können", begründet Anne Marie Frese die Entscheidung, sich nun erstmals am bundesweiten Tag der Archive zu beteiligen, der am Samstag, 6. März, zum fünften Mal ausgerichtet wird.
Der Kreis um Anne Marie Frese, Dietmar Reinighaus, Marie-Luise Mettlach, Sabine Wurmbach, Christel Ertel, Barbara Sarx und die städtische Mitarbeiterin Antje Lietz hat dafür ein Programm ausgearbeitet, das sich von 11 bis 16 Uhr vor allem im Foyer des Rathauses, aber auch Stadtarchiv selbst abspielen wird. Dabei werden die Archivhelfer ihre unterschiedlichen Schwerpunkte präsentieren.
So kämpft sich Anne Marie Frese beispielsweise schon seit Jahren durch die alten, handgeschriebenen Ratsprotokolle der Stadt und überträgt sie in heutige Schrift und Sprache.
Dietmar Reinighaus hat sich dagegen den zahllosen Festschriften, Jahrbüchern und Chroniken der Burscheider Vereinswelt verschrieben und versucht sie zu ordnen. Mehrfachexemplare sollen an dem Aktionstag gegen Spenden wieder unters Volk gebracht werden.
BV-Fotografin Barbara Sarx widmet sich auch privat dem Fotobestand des Archivs und hat für den 6. März eine Ausstellung mit historischen Burscheid-Aufnahmen um das Jahr 1900 zusammengestellt.
Sabine Wurmbach wiederum präsentiert historische Ausgaben des Bergischen Volksboten, die an diesem Tag auch für Kopien zu familiären Jubiläen zur Verfügung stehen.
Mit dabei ist auch die Realschule. Achtklässler unter Leitung von Lehrerin Christa Engstenberg haben Linolschnitte von alten Burscheider Türen angefertigt. Und die jungen Mini-Köche der Schule versorgen die Besucher mit alkoholfreien Cocktails.
Bei Bürgermeister Stefan Caplan ist die anfängliche Skepsis gegenüber einer Teilnahme am Tag der Archive der Begeisterung für den Einsatz der Helfer gewichen.
"Wir hätten keine Chance, die Archivarbeit allein mit Hauptamtlichen auch nur im Ansatz zu stemmen. Jetzt erhoffe ich mir, dass die Bürger an dem Tag auch wirklich auf Entdeckungsreise gehen." Schließlich sei das Ziel der Aktion, "das Archiv besser im öffentlichen Bewusstsein zu verankern".