Stehende Ovationen für Kämmerer Bernhard Lentz
Der Stadtverwaltungsdirektor ist am Abend vom Rat in den Ruhestand verabschiedet worden. Gert Weber (FDP) zieht sich aus dem Rat zurück.
Burscheid. Politische Beschlüsse waren gestern Abend nur Nebensache im Rat — zumal die Themen in den Fachausschüssen zuvor bereits unstrittig und einmütig diskutiert und auf den Weg gebracht worden waren.
Und auch die Verabschiedung des Haushalts für das kommende Jahr reihte sich in das kommentarlose Abstimmungsprozedere ein — obwohl gerade der Etat jenen von Berufs wegen Jahrzehnte beschäftigt hat, der dann verabschiedet wurde: Kämmerer Bernhard Lentz, seit gestern Abend bzw. Ende November Ex-Kämmerer, aber doch nicht ganz, wie Bürgermeister Stefan Caplan am Ende seiner Abschiedsrede erklärte. „Ich finde es ja toll, wenn ein Abschied nicht mit einem endgültigen Schnitt verbunden ist.“ Und so wird es sein: Lentz wird auch in seinem Ruhestand der Verwaltung erhalten bleiben. Drei bis vier Stunden in der Woche, immer montags.
Warum Caplan weiter auf seinen ehemaligen Vertreter setzt, machte er nicht nur einmal deutlich: „Wenn etwas fertig werden musste, dann wurde es fertig“, lobte er den Einsatz des Beamten, der auch in den Urlaubszeiten des Verwaltungschefs nie etwas im Rathaus habe anbrennen lassen. Lentz liebe Daten und Fakten, es sei ihm immer um die Sache gegangen und er habe seine Person immer in den Hintergrund gestellt. Wenn er sich aber eingebracht habe, dann seien die Worte nachhaltig gewesen. Caplan: „Das hat auch mir geholfen, die Dinge neu zu justieren. Ich kann mir nicht vorstellen, auf diese Kompetenz, auf diesen Erfahrungshorizont zu verzichten.“
Lentz war 42 Jahre bei der Burscheider Stadtverwaltung. 1970 hatte er bei der Kreisverwaltung Rhein-Wupper angefangen. Kämmerer in Burscheid wurde er 1998. Er selbst habe sich nie vorstellen können, 42 Jahre bei der Stadtverwaltung zu bleiben. „Aber ich habe diese Entscheidung rückblickend nicht bereut“, erklärte Bernhard Lentz und lobte damit den aufrichtigen Austausch mit seinen Verwaltungskollegen einerseits und den Ratsmitgliedern andererseits. Derjenige mit den meisten Dienstjahren in der Burscheider Verwaltung ist Bernhard Lentz aber nicht. Stadtentwickler Kurt Berger ist noch länger im Rathaus tätig. Am Ende wurde der Kämmerer mit stehenden Ovationen von den Kommunalpolitikern verabschiedet. „Das ist Herrn Lentz eher unangenehm“, merkte Caplan an, um die sportliche Übung im Sinne seines ehemaligen Kollegen schnell zu beenden.
Ein politisches Ur-Gestein tritt ebenfalls von der Bühne ab: Gert Weber von der FDP. Allerdings geht auch er nicht so ganz. Er zieht sich aus dem Rat zurück, bleibt aber im Stadtentwicklungsausschuss. Auch für ihn fand Caplan lobende Worte, indem er ihm politische und fachliche Sachkunde insbesondere für Planungsangelegenheiten attestierte. Und eine Fähigkeit, durch fachliches Bohren zu guten Ergebnissen zu kommen. „Ich habe viele Fragen, die er in den Ausschüssen gestellt hat, nicht sofort verstanden — aber oft später.“