Tschernobylhilfe: Besuch zum Kraft tanken

Drei Burscheider Familien haben für drei Wochen Kinder aus der Ukraine bei sich aufgenommen. Die Jungen und Mädchen tanken Kraft für den oft schwierigen Alltag in ihrer Heimat.

Burscheid. Am 26. April jährt sich der Jahrestag der Atomkatastrophe von Tschernobyl zum 21. Mal. Aus dem öffentlichen Bewusstsein sind das verhängnisvolle Unglück und seine Folgen fast völlig verschwunden. Einige haben die Menschen, die in der Katastrophenregion immer noch leben, aber nicht vergessen. Seit 1992 kümmert sich die Initiative "Hilfe für Tschernobylkinder" um Jungen und Mädchen aus der Gegend um Kiew. Am vergangenen Samstag trafen 33 Jungen und Mädchen bei ihren Gasteltern im Rheinisch-Bergischen Kreis ein - um sich zu erholen und Kraft zu tanken für den oft schwierigen Alltag in der Ukraine. Auch drei Burscheider Familien haben in diesem Jahr ukrainische Kinder bei sich aufgenommen - Wolfgang und Beate Paas haben schon zum zweiten Mal Besuch aus Kiew. "Wir haben im vergangenen Jahr in der Zeitung von dieser Aktion gelesen. Da war für uns einfach klar, wir wollen auch mithelfen", erzählt Beate Paas. Die beiden Burscheider haben selbst bereits vier Kinder, für drei Wochen kommt jetzt noch der 16-jährige Sascha als Pflegekind dazu. "Er war schon letztes Jahr bei uns und wollte fast gar nicht mehr nach Hause", erzählt Wolfgang Paas. Jetzt müssen für den Jugendlichen erst einmal neue Schuhe gekauft werden - oft reisen die Kinder nur mit dem Allernötigsten an. Einen genaue Plan für die kommenden drei Wochen als Pflegemutter hat sich Doris Schostek aus Burscheid bereits gemacht. Sie hat die beiden neunjährigen Mädchen Ola und Alexandra bei sich aufgenommen und ist überrascht, wie unkompliziert das Zusammenleben mit den Kindern läuft. "Sie haben überhaupt kein Heimweh, sind interessiert und offen." Und auch die Verständigung ist für die pensionierte Grundschullehrerin kein Problem. Doris Schostek ist gebürtige Polin und spricht immer noch fließend Russisch. Als Grund für ihr Engagement bei der Tschernobylhilfe nennt sie die "Lust, anderen Helfen zu wollen. Ich bin seit vergangenem Jahr verwitwet, habe Zeit und genug Platz. Außerdem macht es mir Spaß, mit jungen Menschen zusammen zu sein." Fahrten nach Köln und in den Zoo stehen unter anderem auf Doris Schosteks Liste.

Der dritte im Bunde der Burscheider Tschernobyl-Helfer ist Dieter Heitkamp. Er hat den 13-jährigen Sergej bei sich aufgenommen. "Aus christlichen Motiven", sagt Heitkamp, der hofft, dass sich der Junge in den drei Wochen in Deutschland erholen wird.