Burscheider Einzelhandel Umwelt oder Kundenservice

In Burscheid dominiert immer noch die Plastiktüte. Das Umweltbewusstsein der Kunden steigt allerdings an.

Foto: Barbara Sarx

Burscheid. Eine Mehrheit der Kunden in Deutschland ist einer Umfrage zufolge bereit, für Plastiktüten in Geschäften künftig immer etwas zu bezahlen. In einer repräsentativen Online-Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov gaben 45 Prozent der Befragten an, dass sie es befürworten würden, wenn in Deutschland Plastiktüten in allen Geschäften etwas kosten würden. Für ein komplettes Plastiktütenverbot in Geschäften sprachen sich 38 Prozent der Befragten aus.

Bei den Burscheider Einzelhändlern sind Plastiktüten in der Regel noch kostenlos, allerdings steigt die Zahl der Kunden, die bewusst auf die Tüte verzichtet. „Ich schwanke immer zwischen Kundenfreundlichkeit und meinem umweltpolitischen Engagement.

Den Plastiktüten sind da eigentlich eine Bankrotterklärung“, sagt Buchhändlerin Ute Hentschel. Etwa 10 000 Plastiktüten braucht sie pro Jahr — Kostenpunkt 1000 Euro. Sie selbst setzt beim Einkaufen auf Stoffbeutel, die man immer wieder verwenden kann, auch in ihrem Geschäft gibt es diese zu kaufen.

„Eigentlich weiß ja jeder, dass er einkaufen geht, und kann dann einen Beutel mitnehmen. Es ist allerdings auch nicht unsere Aufgabe, die Kunden zu erziehen“, erklärt Henkel.

Zwischen Papier- und Plastiktüten können die Kunden beim Obst und Gemüse des Mini-Markts von Sadet Dasman wählen. „Die Zahl der Kunden, die auf Papier setzen steigt, aber es gibt immer noch welche, die für eine Zwiebel und für eine Tomate auch eine Plastiktüte nehmen“, berichtet die Händlerin.

Bei der Bäckerei Kretzer setzt man auf Tüten aus ungebleichten Natronpapier. „Der ökologische Gedanke ist für mich sehr wichtig. Wenn ich unterwegs bin und irgendwo eine Papiertüte von uns sehe, hebe ich diese auf und werfe sie in den Müll“, sagt Richard Kretzer. In der Backstube werden zudem die Papiersäcke mit den Rohstoffen mehrfach verwendet und kommen beispielsweise beim Abwiegen von Zutaten zum Einsatz.

Etwa 100 Plastiktüten am Tag braucht die Montanusapotheke: „Ich verbrauche mehr Tüten, als mir lieb ist. Die Zahl der Kunden, die eigene Beutel mitbringen wird mehr. Aber viele Kunden wollen einfach noch eine Plastiktüte haben“, sagt Katrin Jacken.

Bei der Parfümerie Becker sind es etwa zehn Plastiktüten, die pro Tag abgegeben werden. „Die Kunden erwarten dies als kostenlosen Service von uns. Manche haben aber auch ihre eigenen Taschen dabei oder bringen ihre Einkäufe direkt ins vor dem Geschäft abgestellte Auto. Außerdem haben wir auch schöne Papiertüten anzubieten“, sagt Monika Müller.

Zu hohe Kosten bei Papiertüten sieht Dirk Zündorf in einem Spielwarengeschäft in Burscheid: „Die sind drei- bis viermal so teuer und bei Regen kann man sie auch nicht einsetzen. Außerdem brauchen wir sehr große Tüten und die sind aus Papier gar nicht mehr bezahlbar“, sagt der Händler. Würde er Geld für Tüten nehmen oder komplett auf diese verzichten, befürchtet Zündorf, dass dies Kunden vom Einkauf abhalten würde. Etwa ein Drittel seiner Kundschaft verzichtet aber schon auf Plastiktüten.

Auch bei Bärbels Schuhladen geht es nicht ohne Plastiktüten: „Die Kunden bevorzugen die Tüte und lassen lieber den Karton im Geschäft“, sagt Bärbel Becker. Manche hätten aber auch ihren eigenen Beutel dabei. „Ich finde, wenn schon Plastiktüte, dann sollte man diese cleverer benutzen. Man kann sie mehrfach einsetzten und die zuletzt als Tüte für den Hausmüll entsorgen“, sagt Becker.