Vereine wollen die Kräfte bündeln
Knut Cromm (BTG) und Horst Buttkus (TGH) sind der alten Konflikte überdrüssig. Sie plädieren für eine übergreifende Zusammenarbeit im Sport.
Burscheid. Es war nur eine Randbemerkung. Bei der Sondersitzung des Stadtsportverbandes (SSV) zur Kunstrasenfrage im Februar plädierte der Vorsitzende der Burscheider Turngemeinde (BTG), Knut Cromm, nicht nur für eine Fusion der Fußballvereine. Er warf auch gleich eine Holding für den gesamten Burscheider Sport in die Diskussion. Gegenüber dem BV konkretisieren Cromm und sein Amtskollege Horst Buttkus (TG Hilgen), warum aus ihrer Sicht an einer Zusammenarbeit kein Weg vorbeiführt.
"Wir beide wissen, dass in den Vereinen ohne die Ehrenamtlichen nichts läuft", sagt Cromm. Gleichzeitig nehme die Belastung aber zu und sei ehrenamtlich kaum noch zu bewältigen. "Als Vorsitzender ist man jeden Tag mit dem Verein beschäftigt. Das kann man als Berufstätiger nicht leisten."
Das sieht Buttkus genauso: "Die Quantität fehlt, aber auch die Qualität." Mitglieder, deren Wissen in den Vereinen oft dringend benötigt würde, seien beruflich meist so eingespannt, dass für Vereinsarbeit keine Zeit mehr bleibe. Anders als früher seien die Arbeitgeber auch nicht mehr bereit, das Vereinsengagement ihrer Mitarbeiter zu unterstützen.
Der nicht nur sportliche Wettstreit zwischen Burscheid und Hilgen hat über Jahrzehnte das Denken in den Vereinen geprägt. Vor einigen Jahren gab es bereits einen ersten Vorstoß, einen gemeinsamen Geschäftsführer für TGH, BTG, TBÖ und den Burscheider Schützenverein zu finden. "Das hat damals nicht funktioniert, weil am Ende die Eigen- und Vereinsinteressen doch stärker waren", blickt Horst Buttkus zurück. "Aber jetzt sind wir einen Schritt weiter." Und auch Knut Cromm glaubt: "Mit den Bergischen Panthern sind wir auf dem Weg in die richtige Richtung." Mit den alten Abgrenzungen zwischen den Vereinen haben die beiden nicht mehr viel am Hut.
Ein Zusammenschluss, um die Kräfte zu bündeln und mehr für die einzelnen Vereine herauszuholen, das ist die Grundidee. "Dabei soll kein Verein seine Eigenständigkeit und Identität aufgeben", bekräftigt Cromm. Sein Hilgener Amtskollege könnte sich als Dach einen neu strukturierten SSV denken.
Dort sollte dann eine hauptamtliche und entsprechend ausgebildete Fachkraft sitzen, die sich beispielsweise konsequenter mit öffentlichen Fördermöglichkeiten befasst. Weitere denkbare Synergien: eine gemeinsame Personal- und Mitgliederstammverwaltung. Vorstellen können sich die beiden Sportfunktionäre auch, dass die Vereine gleiche Angebote gemeinsam nutzbar machen. "Ein erster Schritt wäre eine Koordination zwischen den Turnvereinen BTG, TGH und TBÖ", sagt Cromm.
Dann könnten Mitglieder beispielsweise nicht nur das Nordic-Walking-Angebot ihres eigenen Vereins nutzen, sondern auch das des Kooperationspartners, wenn dieses ihnen zeitlich besser passt. "Heute müssen sie entweder den Verein wechseln oder können nicht mehr kommen", schildert Cromm das Problem. Denkbare Vorbilder für eine Zusammenarbeit der Sportvereine sieht er beispielsweise in Langenfeld oder Bergisch Gladbach.
Die BTG hat gar keine Fußballabteilung, doch ihr Vorsitzender redet gleichwohl einem Zusammenschluss der Burscheider Fußballer das Wort. Auch für Buttkus hat "die Baustelle Fußball Priorität". Zunächst gehe es darum, die nun auf den Weg gebrachten zwei Kunstrasenplätze auch zügig zu realisieren.
Dabei scheinen auch die Auflagen der Kommunalaufsicht erfüllbar. Aber Buttkus hat die Hoffnung nicht aufgegeben, dass sich mittelfristig auch TGH und BVB annähern können. Doch das wird noch Zeit und Geduld benötigen: Im kommenden Jahr will der BVB zunächst einmal sein 100-jähriges Bestehen feiern - verständlicherweise in kompletter Eigenständigkeit.