Wohl und Wehe der Entengrütze

Waschteiche waren in Burscheid bis ins 19. Jahrhundert weitverbreitet. Heute fehlt von ihnen fast jede Spur.

Burscheid. Das muss man den Burscheider Hausfrauen lassen: Reinlich waren sie immer schon. Nicht alle sicher so penibel wie die 1811 geborene Fabrikantengattin Luise Urbahn, nach der die Luisenstraße ihren Namen hat. Sie kontrollierte mit einer Haarnadel die Fußbodenritzen und zog sich weiße Handschuhe an, um das Staubwischen auf den Möbeln nachzuprüfen. Wie sie es mit der Wäsche gehalten hat, ist nicht überliefert.

"Große Wäsche" - noch bis weit ins 20. Jahrhundert war dies das monatlich auftauchende Schreckgespenst jeder Hausfrau, Waschmaschine und Trockner waren unbekannt. Die große Wäsche fand in der Waschküche statt und nahm einen ganzen Tag in Anspruch: vom Bewegen der in einem großen Waschkessel kochenden Wäsche mit einem langen Holzspatel bis zum mehrfachen Spülen per Hand und anstrengendem Wringen.

Dennoch: Es war ein riesiger Fortschritt gegenüber dem Wäschewaschen in den Waschteichen, die es im alten Burscheid nahezu flächendeckend gab. Gespeist wurden sie von zahlreichen Siefen und kleinen Bächen. Fast bei jeder Hofstatt und auch im "Dorf", der heutigen Innenstadt, boten solche Teiche den Frauen genügend Wasser zum Waschen und auch Austauschmöglichkeiten von Klatsch und Tratsch.

Im Bereich der heutigen Innenstadt sind mehrere Waschteiche überliefert. Einer lag ganz zentral auf dem Gelände des ehemaligen Kirchengütchens, auf dem die erste Burscheider Schule gestanden hat: 1801 wird hier in einer Teilungsakte ein "Pfuhl" auf dem Grundstück der Küsterfamilie erwähnt.

Ein "ausgelegter Wasserpfuhl in der Größe von drei Ruthen" (eine bergische Rute = 4,60 Meter) stand den Bewohnern im unteren Teil des Dorfes zur Verfügung. Die im oberen Teil Wohnenden wuschen ihre Wäsche im "Potts-Weiher" am unteren Ende der Weiherstraße.

Über diesen Waschteich und die Qualität seines Wassers wissen wir Näheres durch einen Bericht im BV von 1867. Dort ist die Rede von dem "lieblichen Grün", das den Teich überzog, "was dem Auge so wohl und der Wäsche so wehe tut". Heute ist der Waschteich längst ausgetrocknet und zugeschüttet.

"Ein großes ausgehöhltes, mit einem kleinen Damm begrenztes Becken" war der Waschpfuhl unterhalb von Büchel, an den sich Sigrid Linden erinnert. "Hier gab es einen großen Stein, auf dem die Frauen beim Wäschewaschen knien konnten."

Das Bedürfnis nach funktionsfähigen Waschteichen bestand auch noch im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts. Anders ist die Teilnahme von 190 Familien an der Planung einer Beseitigung und Neugestaltung des "alten und baufälligen Pfuhls" in der Burbach (etwa in Höhe der heutigen Stadtwerke) nicht zu verstehen, zu der Bürgermeister Pilgram 1876 einlud.

Ob sich allerdings viel geändert hat, darf bezweifelt werden, denn in einem Lied, 1892 beim Schützenball gesungen, hieß es: "Die Frauen künnen nit mieh stonn - der Dreck, der es zu arg..."