Zeitreise am Tag des Denkmals

Die Lambertsmühle nahm für einige Stunden wieder den Betrieb auf.

Burscheid. Der Fotoapparat war gestern ein unverzichtbares Utensil. Während sich einige Besucher ärgerten, ihre Kamera zu Hause gelassen zu haben, knipsten andere alles, was ihnen vor die Linse kam.

Am Tag des Offenen Denkmals nahm die Lambertsmühle für einige Stunden wieder den Betrieb auf und nahm die Besucher mit auf eine interessante Zeitreise: Es wurde gemahlen, gewebt, gebacken und erstmalig auch geschmiedet, wie einst zur Hochphase der Mühle.

Einen Schnappschuss von der beeindruckenden Getreidemühle machte auch Martin Zynda, der mit seinen Kindern Yara (5), Malik (4) und Jarne (1) einen Blick in die historischen Räumlichkeiten warf. "Ich finde es wichtig, dass sie die alte Geschichte kennen lernen und gezeigt bekommen, wie früher Brot gebacken wurde. Heute ist es doch selbstverständlich, ins Geschäft zu gehen und dort Stoffe, Mehl oder das fertige Brot zu kaufen." Die Kleinen fanden es jedenfalls äußerst spannend.

Nach der Laudatio durch Bürgermeister Hans Dieter Kahrl ("Ohne die Initiative des Fördervereins wäre dies hier alles nicht möglich") nahm Fördervereins-Vorsitzender Armin Busch die Besucher mit auf einen Rundgang - und nutzte die Gelegenheit, das neue Mühlrad vorzustellen. Seit 1956 war das alte Rad nicht mehr in Betrieb gewesen, das neue sorgt nun für den Antrieb der tonnenschweren Mahlsteine.

Wie aus Schrot und Korn feinstes Mehl wird, bekamen die Besucher natürlich auch erklärt. Und eine kurze musikalische Einlage des Volksliedes "Es klappert die Mühle am rauschenden Bach" durfte bei der Führung nicht fehlen.

Unmittelbar neben den klappernden Mühlsteinen nahm Ruth Schnitzler auf dem über 300 Jahre alten Webstuhl Platz und zeigte dem interessierten Publikum ein Handwerk, das heute kaum noch jemand beherrscht - erst recht nicht auf der historischen Web-Maschine.

Seit 60 Jahren übt die Seniorin ihr Handwerk aus und arbeitete gestern am Wandteppich weiter, der einmal das Motiv des Burscheider Stadtwappens tragen soll. Mit einer Papier-Schablone als Vorlage und fünf verschiedenen Woll-Farben arbeitete die 83-Jährige das Wappen nach und musste dabei so manche Frage beantworten. Über ein Jahr lang wurde der Webstuhl zuvor von Fördervereins-Mitgliedern restauriert.

Der Eindruck, den die Besucher vermittelt bekamen, rund 200 Jahre in die Vergangenheit zu reisen, wurde durch viele Sinneswahrnehmungen unterstrichen. "Jetzt kann man auch verstehen, warum die Leute früher Staublungen hatten", scherzte eine Besucherin, während sie in staubiger Luft beim Mahlen des Getreides zusah.

Im Erdgeschoss der Mühle hatte Bäcker Klaus Kreuzahler den Ofen angeschmissen und bereitete vor den Augen der Gäste Sauerteigbrote zu, die anschließend auch gerne pur verzehrt wurden. Auch Kottenbutter, Pflaumenkuchen und Kaffee waren beliebte Stärkungen. Aus der Scheune kroch der Duft glühender Kohlen, die zum Schmieden von Hufeisen mit Hammer und Amboss benötigt wurden.

Vorstandsmitglied Gert Weber freute sich über den regen Besuch: "Wir haben immer Glück mit dem Wetter. Es ist schön, dass nach 13 Jahren, in denen die Lambertsmühle nun zugänglich ist, noch immer so viele Menschen vorbei kommen." Im Schnitt zweimal wöchentlich finden Veranstaltungen in der Mühle statt.