„Zu keiner Zeit hat eine Gefährdung bestanden“

Die Polizei gibt nach einer Drohung im Internet Entwarnung. Aber Eltern kritisieren die Informationspolitik.

Burscheid. Am Anfang stand Eifersucht. Der Freund (16) einer Neuntklässlerin der Realschule, selbst nicht Schüler dieser Schule, taucht am vergangenen Mittwoch auf dem Schulberg auf.

Er will einen vermeintlichen Nebenbuhler zur Rede stellen. Nach Polizeiangaben ist er in Begleitung zweier Kumpel.

Während es zwischen dem 16-Jährigen und seinem angeblichen Kontrahenten bei einem Wortgefecht bleibt, kommt es zwischen einem seiner Begleiter und einem weiteren Realschüler zu Handgreiflichkeiten.

Der angegriffene Realschüler sieht aber von einer Anzeige wegen Körperverletzung ab, will die Sache auf sich bewenden lassen.

Doch dann taucht am Freitagnachmittag auf der Seite des 16-Jährigen bei der Internetplattform SchülerVZ ein kruder Text auf. Im Rapper-Stil droht der eifersüchtige Jugendliche: "Ich werde am Montag was tun, was mich in den Knast bringt." Und weiter: "Also Realschule in Burscheid, ich bin aggressiver wie nie. Kniet nieder, ihr Verlierer."

Verunsicherte Eltern alarmieren die Polizei. Die ermittelt nach Aussage von Polizeisprecher Peter Tilmans im Umfeld des 16-Jährigen, spricht schließlich mit den Eltern seiner Freundin, seinen Eltern und ihm selbst.

"Am Samstagabend war klar, dass zu keiner Zeit eine Gefährdung bestanden hat", sagt Tilmans. Der 16-Jährige, der der Polizei in anderen Zusammenhängen schon bekannt war, habe im Internet "seinen Emotionen Lauf gelassen", an eine Umsetzung der vagen Drohungen sei aber nie gedacht gewesen. "Er war nur sauer und frustriert."

Rektor Bernd Siegele wird informiert und benachrichtigt seinerseits die Schulpflegschaftsvorsitzende Carmen Lienke-Blumberg und am Montag das Kollegium. Dennoch kursieren zu Wochenbeginn unter den Schülern weiter Gerüchte und spitzen sich zu.

Polizeibeamte werden gesichtet und daraus auf eine angebliche Überwachung der Schule geschlossen. In einer 9.Klasse kommt es zu einer Telefonkette innerhalb der Elternschaft; ein Großteil der Kinder bleibt am Dienstag zu Hause.

"Dass die Eltern beunruhigt waren, kann ich verstehen", sagt Rektor Siegele. Die Drohungen des Schülers schätzt aber auch er nach Rücksprache mit der Polizei nur als "pubertäres Gehabe" ein. Ein Brief an die Eltern der Klasse soll nun für Aufklärung sorgen.

Zu spät, findet die Klassenpflegschaftsvorsitzende. Sie habe schon am Montagnachmittag im Gespräch mit dem Rektor auf mehr Informationen gedrängt. "Man muss ja weder Namen noch Details nennen. Aber wenn Kopfläuse umgehen, dann haben die Kinder noch am selben Tag einen Zettel in der Tasche."

In einer Umfrage unter den Eltern wollte sie deren Zufriedenheit mit der Informationspolitik der Schule abfragen. Die entsprechenden Schreiben durften aber in der Schule nicht verteilt werden.