Ehrenamt in Dormagen Dormagener Tafel ist gut aufgestellt

Dormagen · Wie in jedem Jahr ist auch in diesem vor Weihnachten die Anzahl der Menschen, die das Angebot der Tafeln nutzen müssen, sprunghaft angestiegen. Vielerorts reicht das Essen nicht mehr für alle Bedürftigen aus. In Dormagen ist das allerdings anders.

Die Dormagener Tafel hat noch keine Aufnahmestopps oder Wartelisten. Allerdings werden auch dort ehrenamtliche Helfer gesucht.

Foto: Georg Salzburg(salz)/Georg Salzburg

Rund 60 Prozent der Tafeln in Deutschland bekommen zur Vorweihnachtszeit nicht genug Lebensmittel zusammen, um die Klienten in gewohntem Maß zu versorgen. Die Lösungsansätze für die Krise reichen von Lebensmittelreduzierung über Wartelisten bis zu temporären Aufnahmestopps. Für die 1,6 bis zwei Millionen Menschen, die das Angebot nutzen müssen, ist das fatal. Denn die kommen nicht wegen des sozialen Faktors oder des exklusiven Angebots zur Tafel, sondern schlicht, weil für sie das Geld zum Leben sonst oftmals nicht reicht.

Aufnahmestopps oder Wartelisten gibt es bei der Dormagener Tafel momentan zum Glück nicht. Denn die ist gerade stabil aufgestellt. „Wir haben genügend Lebensmittel – auch für den Ansturm, den wir jetzt vor Weihnachten wieder erleben“, sagt Claudia Manousek, ehrenamtliche Leiterin der Tafel Dormagen und Inhaberin des Bundesverdienstkreuzes. Denn jedes Jahr vor Weihnachten nimmt die Anzahl an Menschen, die auf das Angebot angewiesen ist, stark zu: „Die Tafel hat im allgemeinen eine 20- bis 30-prozentige Steigerung vor Weihnachten“, weiß Manousek aus Erfahrung.
Der Grund dafür sei, dass es vor Weihnachten bei vielen Familien, die sonst eigentlich nicht zur Tafel kämen, besonders eng würde. Denn oftmals vermeiden Armutsbetroffene den Besuch bei der Tafel so lang wie möglich. Gründe dafür sind für viele Angst vor sozialer Ausgrenzung und Scham.

Der Grund dafür, dass die Tafel Dormagen mit der Menge an verfügbaren Lebensmitteln zurecht kommt, ist ihr gutes Netzwerken. Denn dort hat man sich schon sehr frühzeitig an die Lebensmittelhersteller gewandt und Kontakte geknüpft. Manousek berichtet: „Mehr als ein Zehntel unserer Waren kommt direkt vom Hersteller. Das machen wir aber schon seit ungefähr 15 Jahren so.“ Im Winter 2024 erweist sich das als weise Voraussicht.

Änderungen beim Bürgergeld hätten Auswirkung auf Tafeln

Insgesamt nehmen in Dormagen – genau wie überall sonst in Deutschland auch – immer mehr Menschen das Angebot der Tafel in Anspruch. In den vergangenen Jahren sei das Angebot oft von Geflüchteten genutzt worden, die noch keine Arbeit hatten. „Doch die Ukrainer sind inzwischen fast alle in Arbeit. Die Leute aus Syrien sowieso. Die kommen nun also wesentlich weniger. Wir sehen dafür aber inzwischen viele deutsche Familien mit Wohngeldanträgen“, schlüsselt Manousek die Situation auf. Denn mit einem Wohngeld-, Jobcenter-, Renten- oder BAföG-Bescheid kann man nachweisen, dass man bedürftig genug ist, um das Angebot in Anspruch nehmen zu können.

Nun steht die Bundestagswahl 2025 bevor und Parteien wie die CDU und die FDP fordern das Bürgergeld in der jetzigen Form abzuschaffen oder Mittel dafür einzusparen. „Wenn das passiert, dann werden wahrscheinlich noch viel mehr Leute zur Tafel kommen. Aber das sind alles Wahlkampftrompeten. Da muss man mal schauen, was wirklich dabei rumkommt, wenn erst mal die Koalitionsverhandlungen anlaufen“, überlegt Manousek. Noch sieht sie der Situation sehr entspannt entgegen.

Die Dormagener Tafel ist auch eines von sieben Verteilzentren des Landesverbandes Tafel NRW. Manousek leitet deshalb nicht nur die Tafel Dormagen, sondern auch das Verteilzentrum und hat deshalb Einblick in die Tafel-Situation in anderen Städten und Gemeinden. „Was viele Tafeln brauchen – weniger die in Dormagen, sondern eher die in der Umgebung – sind Ehrenamtler“, berichtet sie. „Wir brauchen Leute, die bereit sind, morgens mal zwei Stunden mit dem Auto herumzufahren und Lebensmittel abzuholen. Wir brauchen auch Leute, die bereit sind, einmal die Wochen für zwei bis drei Stunden Lebensmittel zu sortieren. Wir haben im Moment Mangel an Vielem, aber den größten Mangel haben wir im Endeffekt beim Personal.“