Neuer Standort in Düsseldorf Die Altstadt-Streetworker sind in die Altstadt gezogen

Düsseldorf · 4000 Gespräche haben die Sozialarbeiter voriges Jahr mit Jugendlichen im Party-Viertel geführt. Doch ihre Anlaufstelle in Unterbilk war zu weit weg.

Die Altstadt-Streetworker Derick Addy und Nicole Malik von KohleG – von den neuen Räumen aus haben sie direkten Blick auf die Bolkerstraße.

Foto: Verena Kensbock

Ihre Einsatzgebiete sind die Altstadt und das Rheinufer: Die Streetworker von „KohleG“ sind im Auftrag des Jugendamts Düsseldorf jedes Wochenende abends und nachts im Party-Viertel unterwegs, um Kontakte zu den dort feiernden Jugendlichen zu knüpfen und in brenzligen Situationen einzuschreiten. Doch ihr Standort lag bislang 30 Minuten Fußweg entfernt in Unterbilk. Das hat sich nun geändert. Die Streetworker haben neue Räume in der Altstadt bezogen.

In der Silvesternacht haben die Teams erstmals vom neuen Standort aus gearbeitet. Die Nähe bringe viele Vorteile mit sich, sagt Projektleiter Derick Addy. Von den Büros und dem Besprechungsraum im Haus Neustraße 16 haben die Streetworker direkten Blick auf die U-Bahnhaltestelle Heinrich-Heine-Allee und auf die Bolkerstraße. Dort können sie am frühen Abend schon den Zustrom beobachten, sagt Addy. Das sei für eine erste Einschätzung des Geschehens hilfreich.

Die Streetworker haben die Aufgabe, präventiv Gewaltpotenziale abzubauen und Eskalationen zu verhindern. Insgesamt haben die Sozialarbeiter im vergangenen Jahr 1600 Mal mit Jugendgruppen zu tun gehabt und 4000 Gespräche mit einzelnen Personen geführt, so die Bilanz. Dazu gehört auch das Einschreiten in Konfliktsituationen, bei Respektlosigkeiten oder Provokationen – 200 Mal haben die Streetworker interveniert.

Dabei kommt es auch vor, dass sie Gruppen von Jugendlichen trennen oder einzelne Personen aus dem Geschehen herausziehen müssen, um die Situation zu beruhigen. In solchen Fällen könnten sie sich mit den Jugendlichen nun auch zu Gesprächen ins Büro zurückziehen, sagt Derick Addy. Das war zuvor wegen der Entfernung nicht möglich.

Auch individuelle Beratung
im Büro möglich

Auch die Einzelfallhilfen gehören zum Geschäft der Altstadt-Streetworker. Das heißt, sie beraten Jugendliche bei Problemen auch individuell bei Terminen in ihrem Büro. Das können Drogenprobleme sein, Ärger in der Familie oder die schwierige Suche nach einem Ausbildungsplatz. Im ersten Jahr (2022) hatten die Streetworker im Schnitt zwei Personen wöchentlich in den Einzelfallhilfen. Mittlerweile sind es sechs pro Woche – manche begleiten sie über Jahre.

Hier erhofft sich das Team eine weitere Steigerung. Denn nun können sie die Jugendlichen da beraten, wo sie sie kennenlernen – in der Altstadt. Ein Großteil der Zielgruppe stammt nicht aus Düsseldorf und kommt zum Feiern in das Viertel. Eine Fahrt ins Streetworker-Büro im für sie unbekannten Unterbilk war für viele ein zu weiter Weg.

Die Räume an der Neustraße teilt sich das Streetwork-Team mit dem Elternnetzwerk NRW, das Familien mit Einwanderungsgeschichte unterstützt. Die Finanzierung der Miete trägt das Jugendamt der Stadt Düsseldorf.

Die Sozialarbeit in der Altstadt war anfangs Teil des Projekts „Sidi“, kurz für „Sicherheit in der Innenstadt“. Dieses hatte die Stadt nach einer Reihe von Gewaltdelikten in dem Viertel initiiert. Seitdem ist die Altstadt zur Waffenverbotszone geworden, die Beleuchtung an der Rheinuferpromenade wurde erneuert, eine gemeinsame Anlaufstelle und Doppelstreifen von Polizei und Ordnungsdienst wurden eingeführt. Seitdem ist die Zahl der Straftaten wie Körperverletzungen, Sexual- und Raubdelikte gesunken. Das Streetwork-Projekt, das anfangs auf ein Jahr begrenzt war, hat die Stadt mittlerweile entfristet.

(veke mbo)