Ein wenig stolz war Joachim Umbach vom Orga-Team schon, als er zum Start des 25. Dreck-Weg-Tages am Oberkasseler Rheinufer die Teilnehmerzahl verkündete. „Über 17.000 haben sich angemeldet, 5000 mehr als 2024“, sagte der Vorstand des Vereins Pro Düsseldorf. Nicht eingerechnet waren dabei all jene, die spontan kamen, um die Landeshauptstadt von Müll zu befreien.
Thomas und seine Frau Petra aus Lörick hatten sich beispielsweise dazu entschieden, ihren Spaziergang am Rhein zu nutzen, um „einfach mit anzupacken“. Während Petra am Ufer entlang reichlich Müll fand, suchte ihr Mann den Hang und die Wiesen meist vergeblich ab. „Ich bin überrascht, dass hier nicht so viel liegt. Vielleicht war ja schon vor mir eine Gruppe hier“, mutmaßte der Düsseldorfer.
Und tatsächlich, ein paar Buchten weiter war Thorsten bereits mit einem zweiten prall gefüllten Sack auf dem Weg zu den aufgestellten Tonnen, die später von der Awista geleert wurden. Seine Bilanz fiel ernüchternd aus. „Privat bin ich viel am Paradiesstrand unterwegs und ärgere mich jedes Mal, dass es offenbar Leute gibt, die dort ihre ganz persönliche Halde aufgemacht haben“, sagte der Düsseldorfer. „Ich habe da schon ein Ceranfeld und alte Kloschüsseln gefunden.“ Ähnlich große Funde machte auch eine Gruppe in Hubbelrath. Sie entdeckte sogar 21 alte Autoreifen, die jemand einfach in die Natur geworfen hatte.
Am Ufer des Stromes auf der Niederkasseler Seite war es „vor allem Kleinteiliges wie Plastikdeckel von Kaffeebechern, Verpackungen vom Grillen und vor allem immer wieder Scherben, Scherben, Scherben“, zählte Thorsten auf, was bislang in seinem Jutesack gelandet war.
Das war ein Eindruck, den Anna Hiltrop teilte. Die Nachhaltigkeitsexpertin ist neben Fortuna-Legende Oliver Fink eine der Botschafterinnen des Dreck-Weg-Tages und war gemeinsam mit ihrem Hund Benno auch auf dem Ankündigungsplakat zur Aktion zu sehen. Mit dem vierjährigen Hütehund-Mix ist das Model gern am Rhein und in der Stadt unterwegs. Aber: „Ich habe immer Angst, er könnte sich an den vielen Scherben, die hier überall liegen, verletzen oder etwas fressen, das er nicht verträgt“, sagte sie. „Mir fällt auf, dass es mit den Jahren mehr Müll geworden ist und dass es anderer Dreck ist, zum Beispiel finden wir mehr Kippen und E-Zigaretten“, sagte sie. Andererseits sehe sie auch, dass die Bewegung gegen den Müll mit den Jahren immer größer geworden sei.
Schon in der Woche vor der Aktion hatten viele Düsseldorfer Schulen und Kitas fleißig Müll aufgesammelt. Rund 10.000 Kinder und Jugendliche halfen dabei mit. Nicht wenige von ihnen streiften am Samstag noch einmal Handschuhe über, schnappten sich Jutesack und Holzgreifer, um in kleinen Gruppen in Stadtteilen oder am Rheinufer aufzuräumen. So wie Jonas und sein großer Bruder Jan Hendrik. Die beiden kamen mit ihrer Mutter Jasmin aus Derendorf nach Oberkassel.
„Ich habe schon am Frankenplatz Dreck eingesammelt“, erzählte Jan Hendrik, während er den Boden nach Plastik und Papier absuchte. Ganz Profi hatte der Achtjährige extra einen zusammenklappbaren Greifer mitgebracht. Denn schon am Tag davor hatte er mit seiner Schulklasse Müll gesammelt. „Ich kann kaum fassen, wie viel Dreck in der Stadt herumliegt. Gefühlt wird es jedes Jahr schlimmer“, sagte seine Mutter Jasmin.
Die Familie war zum ersten Mal beim Dreck-Weg-Tag aktiv. Sie wollte sich engagieren und etwas für eine sauberere Stadt tun. Als Jasmin von der Rekordbeteiligung in diesem Jahr hörte, freute sie das zwar. „Ich würde mir wünschen, dass es mehr Menschen motiviert diesen Müll gar nicht erst aufkommen zu lassen“, sagte sie aber. Dass so viele Kinder und Jugendliche durch Aktionen wie den Dreck-Weg-Tag oder auch das „Rhine Clean up“ für das Thema Müll und Umwelt sensibilisiert werden, findet Joachim Umbach wichtig. „Ich glaube, dass sie anders darüber denken, wenn sie einmal mitgemacht haben“, so der Organisator. Gemeinsam aktiv zu werden, macht eben oft einfach mehr Spaß und man schafft auch mehr. Deshalb nehmen am Dreck-Weg-Tag auch immer wieder Gruppen teil. Diesmal waren unter anderem die Löricker Buben, das Frauencafé St. Martin, die Düsseldorfer Geocacher die Initiative Reiner Park Golzheim oder die Interessengemeinschaft Modellflug am Start.