Karneval in Düsseldorf So schön war der Zoch am Rosenmontag

Düsseldorf · Kurz wurde der Zoch von Regen getrübt, doch Hundertausende Jecken feierten bei später blauem Himmel weiter. Die Stimmung war entlang des Zugweges ausgelassen, am Nachmittag traten die Toten Hosen überraschend am Uerige auf.

Der Zoch begeisterte Hundertausende am Wegesrand.

Foto: Anne Orthen (ort)

Es wurde gefeiert, getanzt, gesungen und sehr oft „Helau“ gerufen: Der Düsseldorfer Rosenmontagszug hat auch in diesem Jahr wieder Hunderttausende begeistert. Einige reisten besonders früh in der Innenstadt an, um den bestmöglichen Blick auf den Zoch zu erwischen.

Insgesamt kamen rund 600 000 Jecken in Düsseldorf zusammen, um den Zug zu feiern. Sie bejubelten mehr als 11 200 Teilnehmer, 123 Wagen, 109 Fußgruppen, 22 Kapellen und fünf Musikwagen. Der erste Wagen startete um 12.24 Uhr auf der Corneliusstraße und fuhr von dort aus weiter in Richtung Königsallee und Altstadt. Der Vorbeimarsch der Karnevalisten dauerte rund drei Stunden.

Als es gegen halb zwei auf einmal anfing zu nieseln, gaben einige der Karnevalisten auf oder suchten sich ein trockenes Plätzchen, der große Rest ließ sich auch von zwischenzeitlichem Hagel nicht aufhalten. So stimmte etwa die Gruppe um Coco, verkleidet als Zombie, und Paulina, verkleidet als Koch Linguini aus dem Ratatouille-Film, spontan das Lied „It’s Raining Men“ an. Zum Glück dauerte es aber auch nicht lange, bis es wieder nur eins regnete: Kamelle. Verteilt wurden unter anderem Gummibärchen, Popcorn und Taschentücher, aber auch Plüschtiere.

Für Begeisterung sorgten auch die Mottowagen von Jacques Tilly. Als etwa „Kanzler Hohlaf Scholz“ vorbeifuhr, zückten viele Besucher ihr Smartphone, um ein Foto aufzunehmen, sie lachten und kommentierten die diesjährigen Kreationen des Düsseldorfer Wagenbauers. „Tilly ist einmalige Klasse, vor allen Dingen hat er den Mut, solche Wagen zu machen“, findet etwa Heinz, 88 Jahre alt und seit der Kindheit jedes Jahr beim Zug dabei. Aber auch er selbst zieht mit seinem lustigen Kostüm so einige Blicke auf sich: „Alter Sack“, steht in großen Buchstaben darauf. „Ich habe das Kostüm von einem 103-Jährigen geerbt, der Sack ist also noch älter als ich“, erzählt Heinz.

Patricia, für den Karneval aus Berlin angereist, hat sich derweil als Textmarker verkleidet – damit ihr Mann sie in der großen Menschenmenge nicht aus den Augen verliert. Eisbär Edith war mit 88 Jahren zum ersten Mal beim Karnevalszug dabei, begleitet wurde sie von ihrer Tochter Carina, verkleidet als Micky Maus. Viel Mühe haben sich auch Susanne und Dennis gegeben, die auf ihre Kostüme 80 Löwen genäht haben, für jeden einzelnen gab es noch ein T-Shirt mit Fortuna-Logo. „So waren wir am Samstag auch im Stadion. Die Fortuna gehört bei uns mit dazu.“

Die Fürstenwaller Kellergeister fielen mit ihren bunten Clown-Kostümen auf. Seit fast 50 Jahren kommen sie mit der gleichen Gruppe in diesen Kostümen zum Carlsplatz, um einen guten Blick auf den Zoch zu erwischen. „Wir sind gebürtige Düsseldorfer“, doch mit der Zeit sind einige aus der Landeshauptstadt weggezogen. An Rosenmontag zählt für die Gruppe jedoch nur eines: „Karneval ist hier in
Düsseldorf!“

Unweit von ihnen mussten andere Jecken für ihre guten Plätze nicht weit laufen: Viele Anwohner in der Carlstadt schauten sich den Zug einfach von oben an. Und das lohnt sich: Der Blick auf jeden Wagen und jede Fußgruppe ist aus der ersten Etage besser als am Straßenrand. Familienvater Chris lädt in jedem Jahr Freunde dazu ein, einfach zum Zoch vorbeizukommen: „Wir haben hier immer Open House.“ Kurz nachdem er diesen Satz sagt, klingelt es auch schon wieder an der Tür. Die Wohnung ist bunt geschmückt, auch weil seine Tochter an diesem Tag Geburtstag hat. Es gibt Berliner, Bier und Kuchen, in allen Altersklassen wurde ausgelassen gefeiert.

Die offenen Fenster am Zugweg hatten auch eine geradezu magnetische Wirkung auf die Mitfahrer im Zug: Wer dort jubelnde Zuschauer entdeckte, wurde vom Ehrgeiz gepackt und versuchte, die Kamelle zielsicher in die Wohnung zu werfen. „Wir haben schon einige Schüsseln voll“, sagte Chris. Als seine Frau, die Mitglied der Närrischen Marktfrauen ist, auf dem Wagen vorbeifuhr, wurde in der Wohnung besonders laut gefeiert.

Am Nachmittag überraschten die Toten Hosen mit einem Konzert am Uerige und begeisterten die Jecken, die auf der Straße noch Karneval feierten. Ganz egal, an welchem Platz, ob an der Kö, auf den Straßen oder in den Wohnungen – es herrschte überall nur ein Motto: „Düsseldorf,
Helau!“