24 000 Kunstfans auf Tour
Die beliebtesten Ziele des jungen Publikums galten der interaktiven modernen Kunst.
Düsseldorf. Als sich am Samstag um 19 Uhr die Tore zur 12. Nacht der Museen öffneten, standen begeisterte Kunstfans schon in den Startlöchern. Für den stellvertretenden Leiter des Filmmuseums, Matthias Knop, war dies erstaunlich. „Normalerweise kommt der Besuch erst gegen 22 Uhr in Gang. Einige Gäste wollten diesmal möglichst viele Standorte am Abend kennen lernen.“
24 000 Gäste waren es am Ende der langen Nacht, aber keiner schaffte alle 47 Standorte, auch wenn er im Eilschritt durch die Häuser rannte und auf der Straße sogar die Shuttle-Busse überholte.
Im K 21, der Kunstsammlung im Ständehaus, drängelten sich die Interessenten vor dem langsam tränenden Auge der Ingrid Bergman aus einem alten Hitchcock-Film. Das KIT, Kunst im Tunnel, war vor lauter weißen Pavillons für den Marathonlauf fest zugebaut.
Dennoch fanden die Besucher den Eingang und standen wie festgenagelt vor den blinkenden Warnleuchten des Jan Verbeek, der auch noch einen laufenden Videomann durch seine spukende Installation rennen ließ.
Rund 62 000 Euro brachte die Versteigerung von ca. 40 Werken im Auditorium der Kunstsammlung am Grabbeplatz. Der Künstler Christoph Beyer stand mit klopfendem Herzen im Raum und wartete auf „seine“ Nummer 32. Er wünschte sich sehnlichst den Verkauf seines Bildes.
Eigens dafür war er aus London eingeflogen, wo er für ein Semester ein Stipendium hat. Es ging alles gut. Sein Bild fand in den Eheleuten Stephanie Nießen und Ulrich Schütz aus Krefeld neue Besitzer. Die Hälfte des Erlöses erhält der Maler, der damit seine Miete zahlen will.
Je später der Abend, desto schweißtreibender war der Besuch. In K 20 drängelte sich das Publikum aus der Altstadt in die hehren Räume und schob die Nase oft direkt bis an die Millionenwerte heran.
In der Kunsthalle marschierten junge Leute nonstop ins Haus, liefen die Treppen empor, fanden die surrealen Bilder von Yüksel Arslan „super“, schauten dem Kunstvereinschef Hans-Jürgen Hafner als DJ über die Schulter und waren auch schon wieder vor der Tür.
Mit glasigen Augen standen Petra Wenzel und Werner Lippert auf der Empore im NRW-Forum und beobachteten die Menschenmassen zu ihren Füßen. Vorsichtshalber hatten sie die Ausstellung der Bettina Rheims geschlossen. Sie wollten das junge Publikum nicht mit den androgynen Fotos überfordern.
Kurz vor Mitternacht war kein Reinkommen mehr im Kunstpalast. Stoisch standen die Besucher in einer nicht endenden Schlange bis zur Inselstraße und warteten. Zu El Greco kam man nur, wenn andere Leute das Museum verließen. Aber selbst wer bis ins Haus vorgedrungen war, stand noch lange nicht vor den Bildern.
Die nächsten Ladehemmungen gab es auf der engen Treppe und auf den Gängen. Ob er in einer Stunde wiederkommen solle, fragte ein Düsseldorfer am Eingang. Man riet ihm, seinen Besuch auf einen anderen Tag zu verlegen.
Kulturdezernent Hans-Georg Lohe gehörte zu den eifrigsten Besuchern. „Fantastisch, mit welcher Begeisterung die Nacht der Museen aufgenommen wird“, sagte er. Er sei besonders erfreut über das große Interesse an den Standorten Ehrenhof und Grabbeplatz. Sie seien „die“ wichtigsten Kulturzentren in Düsseldorf.