Auch Oberbilk hat jetzt eine Givebox

Der Schrank wurde am Montag am S-Bahnhof enthüllt. Immer mehr Stadtteile setzen das Konzept um.

Düsseldorf. Eine Lampe und ein Lederrucksack, ein bunter Filzschal und Baumwollhosen, Krimis und zwei Videos — seit gerade einmal drei Tagen steht der bemalte Holzschrank am Oberbilker S-Bahnhof und ist schon jetzt prall gefüllt mit schönen und nützlichen Dingen. Dingen, die zuvor irgendwo weit hinten im Schrank oder auf dem Dachboden einstaubten, verwaist und fast vergessen. Vielleicht bereiten sie bald einem neuen Besitzer mehr Freude, hofft Gisa Zur Nieden, die sich mit dafür eingesetzt hat, dass nun auch Oberbilk seine erste eigene Givebox hat. „In unserer Stadt gibt es immer mehr Giveboxen“, sagt sie. „Das freut mich.“

In Flingern nahm das aus Berlin importierte Projekt seinen Anfang, mittlerweile stehen die Geschenkeschränke auch in Eller, Gerresheim, Benrath und in vielen weiteren Stadtteilen. In der Regel sind es Privatleute, die eine Givebox auf den Weg bringen. Sie vernetzen sich im Internet über Facebook, diskutieren mögliche Standorte und geben den Bau des Schranks in Auftrag. „Unsere Givebox hat die Jugendberufshilfe gebaut“, berichtet Zur Nieden.

Am Freitag wurde sie angeliefert, am Samstag durch eine kleine Gruppe engagierter Oberbilker bemalt und gefüllt. „Schon am Samstag haben sich die ersten Leute etwas herausgenommen“, erzählt Zur Nieden. Mancher hinterlässt im Gegenzug ein kleines Präsent im Schrank. Das ist die Idee, die sich hinter dem Projekt verbirgt: gut erhaltene Dinge zurück in den Kreislauf zu führen, um auf diese Weise Nachhaltigkeit zu fördern. Und die Nachbarschaft zu stärken. Denn eine Givebox kann nur überleben, wenn jeder ein wenig Verantwortung dafür übernimmt.

„Manche meinen, ihren Müll dort abstellen zu müssen“, bedauert zur Nieden. Auch gebe es jene, die das Häuschen als Pissoir missbrauchen. In einem solchen Fall wird über Facebook nach Menschen gesucht, die sich darum kümmern, den Schaden zu beseitigen. Manchmal ist das sogar gar nicht nötig. „Viele Bürger sehen regelmäßig nach dem Rechten“, lobt zur Nieden.

Derart positive Erfahrungen, die mit den bisher aufgestellten Giveboxen gemacht wurden, stimmen die Oberbilker zuversichtlich. Auch wenn Zweifel geäußert wurden, ob der Schrank in dem vermeintlichen „Problemstadtteil“ einen längeren Zeitraum unbeschadet überstehen wird. Erst im Frühjahr hatten Unbekannte beispielsweise die Givebox am Hermannplatz in Flingern angezündet. „Wir haben die Mitarbeiter in der Kneipe Gambrinus und im Kiosk an der Ecke informiert“, sagt Stefanie Müller, Sozialarbeiterin bei Trialog, einem Anbieter für Betreutes Wohnen, der das Projekt unterstützt hat. „Vielleicht werfen sie auch einen Blick darauf.“