Bald zehn Prozent weniger Azubis

In Düsseldorf müssen Firmen mehr um Jugendliche werben.

Düsseldorf. Firmen müssen künftig mehr Zeit und Geld investieren, um aus Lehrlingen gute Fachkräfte zu machen. „Es gibt kein Überangebot an olympiareifen Bewerbern mehr“, skizziert Peter Jäger, Chef der Düsseldorfer Arbeitsagentur, die Entwicklung der kommenden Jahre. „Die Betriebe müssen sich damit auseinandersetzen, dass es nicht der hundertprozentige Bewerber ist“, sagte er am Mittwoch zum Tag des Ausbildungsplatzes.

Laut IHK-Hauptgeschäftsführer Udo Siepmann verschärft sich die Situation noch in diesem Jahrzehnt spürbar auch in der Landeshauptstadt. „Wir müssen hier in Düsseldorf nicht so tun, als hätten wir mit dem demografischen Faktor nichts zu tun. In acht bis zehn Jahren fehlen uns locker zehn Prozent der Bewerber.“

Schon jetzt kämen fast die Hälfte der Lehrlinge nicht aus Düsseldorf. Mit Verbesserung der Konjunkturprognosen für die Unternehmen auch in den umliegenden Regionen wie dem Niederbergischen, seien viele Jugendliche von dort bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz nicht mehr auf den Düsseldorfer Markt angewiesen.

Die Folge: „Der zweite Blick wird die erste Wahl sein“, sagt Michael Grütering, Hauptgeschäftsführer der Unternehmerschaft. Auch weniger Qualifizierten müsse eine Chance gegeben werden, um Lücken zumindest ansatzweise füllen zu können.

Allerdings würden damit mehr Jugendliche stärker in den Fokus geraten, „die nicht ausbildungsfähig sind“. Grütering fordert daher eine der Lehre vorgeschaltete Wissensvermittlung in „Lesen, Schreiben und Rechnen“.

Schon jetzt gibt es laut Peter Jäger Betriebe, die Schulabgänger mit einer Fünf in Deutsch nehmen. „Sie haben die Hoffnung, dass der Meister ihnen beibringen kann, wie man mit Kunden spricht.“ Neuestes Projekt der Arbeitsagentur: Ein Hilfeplan für Hauptschüler, um diese nach dem Abgang nicht aus dem Auge zu verlieren.

Beim Arbeitsamt sind zurzeit 3676 Bewerber und 5293 Lehrstellen registriert. Rein rechnerisch müssten also 100 Suchende 144 Stellen füllen. Freie Lehrstellen gibt es noch unter anderem als Industriekaufmann, Zahntechniker und Koch. Mehr unter: